Basler Nachrichten

Mensch mit Elefantenkopf

Grosse Erregung herrscht unter den Hindus in Johannesburg. Aus ihrem Tempel in Melrose, einem ruhigen Wohnviertel der Großstadt, ist vor ein paar Monaten ein aus Thekaholz gefertigtes Kunstwerk, das den Elefantengott Ganesh darstellt, gestohlen worden. Die Diebe sind nachts durch ein Fenster, dessen Vergitterung sie mit Hilfe eines Wagenhebers aus der Mauer heraus. gebrochen hatten, in das Heiligtum eingestiegen und konnten ihren Raub unbeobachtet davontragen. Die Bemühungen der Polizei, die Missetäter ausfindig zu machen und das kostbare Standbild der Kultstätte wieder zuzuführen, sind ergebnislos verlaufen.

Nach Bekanntwerden der Untat versammelte sich die Hindugemeinde, um zu klagen und zu trauern. Aber es blieb nicht bei einer demütigen Passivität, sondern alle Anwesenden vereinten sich in einer starken geistigen Konzentration, die sich gegen die Einbrecher richtete. Unter Führung ihrer Priester verwünschten sie die Tempelschänder, auf die sie die Rache der Götter herabbeschworen. Begleitet von dem zustimmenden Gemurmel der Gläubigen verkündete der älteste Priester, der Elefantengott werde schreckliche Vergeltung üben und die Diebe tödlich treffen, falls sie die heilige Gestalt nicht unverzüglich zurückbrachten. Um die Täter in Furcht zu versetzen, wurde die Drohung auch ausserhalb des Tempels verbreitet.

Aber die Räuber müssen abgebrühte Gesellen sein. Weder die Flüche, noch die Drohungen, noch die vielen auf sie gehäuften Gedankenkräfte haben den erhofften Druck auf ihr Gewissen ausgeübt. Trotzdem ist die Hindugemeinde davon überzeugt, dass der Elefantengott eines Tages seine Macht beweisen wird, und ihre religiösen Führer bestärken sie ständig in der Zuversicht, dass den Entführern der Statue das schwerste Unheil widerfahren wird.

Die Theka-Statue des Elefantengottes stellt einen menschlichen Körper mit einem Elefantenkopf dar. Wenn ihre Wiedererlangung nicht bald erfolgt, wird der Tempel einen anderen Ganesh aus Indien erhalten. Die Aufstellung des neuen Standbildes wird dann mit einem vierzigtägigen Fasten und einer grossen Anzahl von Sondergebeten der Priester verbunden sein.