Name: Heinrich *) Vorname: v. Hervord,
| gelehrter Theologe und Geschichtschreiber. Zu
Hervord in Westfalen, vermuthlich nicht lange nach dem Anfange des 14. Jahrhunderts,
geboren, trat er zu Minden in den Predigerorden, wohnte 1340 einem
Generalcapitel seines Ordens in Mailand bei und starb am 9. October 1870
zu Minden, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach den größeren Theil seines Lebens
zugebracht hat. |
Das ist Alles, was wir sicheres über seine äußeren Schicksale
wissen. Man darf aber annehmen, daß er innerhalb seines Ordens und in dem
von ihm gewählten Berufe sich vielfach nützlich gemacht hat und seine Gaben die
entsprechende Verwendung gefunden haben, wenn uns auch Specielles nicht ausdrücklich
überliefert ist. H. war ohne Zweifel bald nach seinem Tode schon ein
berühmter Mann: es geht das aus der Thatsache hervor, daß Kaiser Karl IV.
sieben Jahre später ihm eine ehrenvollere Begräbnißstätte, als ihm ursprünglich
geworden war , bewirkte und eine glänzende Leichenfeier veranstaltete, der eine
Reihe der vornehmsten Personen geistlichen und weltlichen Standes, zumal Niedersachsens,
beiwohnten. Diese Berühmtheit Heinrich's beruhte auf seinen Schriften,
von welchen seine Chronik heutzutage am geschätztesten ist, aber damals ohne
Zweifel seine Tractate theologischer und philosophischer Art höher gestellt worden
sind, da sie so ganz den litterarischen Ueberlieferungen seines Ordens und dem
Geschmacke der Zeit entsprachen. Den ersten Rang unter den letzteren scheint die
Abhandlung "De catena aurea" eingenommen zu haben. Heinrich's Chronik.
die erst im J. 1859 von Potthast, mit großer Sorgfalt bearbeitet, herausgegeben
worden ist, trägt einen überwiegend compilatorischen Charakter und bewegt sich
in dem Rahmen der beliebten sechs Weltalter. Sie bricht, jedoch mit Ueberlegung,
mit 1395 , dem Jahre der Kaiserkrönung Karl IV., ab. Selbständigen Werth
erhält das Werk erst mit dem 13. und 14. Jahrhundert, aber auch diese Anerkennung
kann nur mit Vorbehalt ausgesprochen werden, da der Verfasser
gerade in diesem Theile ein paar verloren gegangene ältere Chroniken mit
benutzt hat, Uebrigens gehörte H. sicher zu den gelehrteren Männern seiner
Zeit und muß ihm eine nicht geringe Kenntniß der Litteratur der alten wie der
mittleren Zeit, der geistlichen wie der Profanschriftsteller nachgerühmt werden.
Es ist immerhin schon nichts gewöhnliches, daß er den weltlichen wie den geistlichen
Dingen ein fast gleiches Interesse zugewendet hat. Seiner Werkthätigen
Theilnahme auch an den ersteren hat er es zu verdanken, daß sein Andenken in
neuester Zeit mit Erfolg wieder aufgefrischt worden ist.Vgl. die Ausgabe der Chronik Heinrich's von August Potthast (Liber de
rebus memorabilibus sive chronicon Henrici de Herfordia), Göttingen 1859,
und Ottokar Lorenz im zweiten Bande seiner Geschichtsquellen Deutschlands
im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, S. 64-66.
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