Name: Heinrich II.,
| Graf von Nassau, älterer Sohn Walram's l. und der
ihrer Abkunft nach unbekannten Kunigunde, geb. wahrscheinlich noch vor 1190.
Von des Vaters Tode (1198) an bis ins Jahr 1230 erscheint er stets in Gemeinschaft
mit seinem Bruder Ruprecht, der dann durch seinen Beitritt zum
deutschen Ritterorden sich der Mitherrschaft begab. H. that sich besonders durch
seinen ritterlich-frommen Sinn hervor, so daß die unverbürgte, doch nicht ganz
zurückzuweisende Sage von seiner Kreuzfahrt in das heilige Land entstehen konnte.
Namentlich bethätigte er einen hervorragenden Wohlthätigkeitssinn und Schenkungseifer
für die Kirche, so daß Klöster und Gotteshäuser im Gebiete des heutigen
Nassau gerade zu seiner Zeit den bedeutendsten Aufschwung nahmen, von ihm
durch zahlreiche Zuweisungen mächtig gefördert. Der größten Gunst hatte sich
dabei der deutsche Orden zu erfreuen, den er besonders für den Verzicht seines
Bruders auf die Herrschaft bei dessen Eintritt reichlich bedachte. Sein Leben
war an Fehden reich, von denen die mit den Adligen von Willnsdorf wegen
Siegen, mit denen von Merenberg über das Landgericht Rucheslo des alten
Erdehegaues und mit denen von Dernbach über die Herborner Mark hervorzuheben
sind. Diese Kämpfe bewogen ihn wahrscheinlich zur Gründung der Beste
Dillenburg, die bald nach H.'s Tode urkundlich zum ersten Male genannt wird.
Vermuthlich legte er auch das feste Ginsberg an. Ebenso errichtete er im Verein
mit seinem oben genannten Bruder die Burg Sonnenberg bei Wiesbaden,
worüber es zu einem für ihn nicht allzugünstig endenden Zwist mit dem Domcapitel
in Mainz kam. Der Herrscherarm Heinrich's reichte übrigens über ein
weites Gebiet an Rhein, Lahn und Sieg, und seine Lehnsmannen saßen bis
tief in's Hessische hinein; unter ihnen erscheinen z. B. auch die Rheingrafen.
So geschah es , daß spätere Schriftsteller ihm den Beinamen des Reichen geben
konnten. Es kann demnach nicht Wunder nehmen, Heinrich's Namen wiederholt
in der Reichsgeschichte auftauchen zu sehen. Während der Zeit der Gegenkönige
Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig hatte H. mit seinem Bruder
für den Welfen Partei ergriffen, worüber er mit Erzbischof Dietrich von Trier
in eine für Letzteren unglückliche Fehde verwickelt wurde. Bald darauf aber
finden wir ihn als Anhänger des jungen Staufers Friedrich II., schon 1214 in
dessen Umgebung zu Jülich, 1223 bei dessen Sohne Heinrich zu Worms, 1224
zu Frankfurt, 1232 wieder bei Friedrich in Italien. Später jedoch ging er in
das päpstliche Lager über, so daß gegen ihn von Friedrich's Sohne Konrad ein
Excecutionsmandat erlassen wurde (1241), über dessen Erfolg nichts verlautet.
1247 erscheint H. zum letzten Male in Urkunden. Er muß um diese Zeit aus
dem Leben geschieden sein. Jahr und Tag seines Todes sind nicht bekannt. Er
war vermählt mit Gräfin Mathilde von Geldern, mit welcher er 6 Söhne und
2 Töchter hatte. Zu nennen sind die beiden Söhne Walram und Otto, welche
1255 jene bekannte Brudertheilung vollzogen, deren Folgen für Nassau bis in
dieses Jahrhundert hinein Geltung gehabt haben. |
J. G. Hagelgans, Nass. Geschlechtstafel des Walram. Stammes, Frankfurt
und Leipzig, 1753. — F. W. Th. Schliephake, Geschichte von Nassau,
1. Wiesbaden 1866. — Kremer, Origines Nassoicae. J.
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