Name: Heinrich,
| Markgraf von Istrien, wahrscheinlich der zweitälteste Sohn des
Herzogs Bertold (IV.) von Meran aus dem Hause Andechs |
(vgl. Bd. II.
S. 515) ist durch seine angebliche Mitschuld an König Philipps Ermordung
(21. Juni 1208 zu Bamberg) bekannt geworden. Der Verdacht konnte sich
freilich wol zu keiner Zeit auf ein anderes Factum stützen, als daß unter den
Bewaffneten, mit welchen Otto v. Wittelsbach in die königliche Wohnung eindrang,
Leute des Markgrafen waren. Nicht das geringste verlautet hingegen
auch nur von einer Spannung zwischen letzterem und dem Könige, der ja am
nämlichen Tage seine Nichte Beatrix dem Bruder Heinrichs, dem Herzoge Otto
von Meran, zur Ehe gegeben hatte. Indessen, was am Verurtheilungsgrunde
gebrach, konnte das Rachegefühl um so leichter ergänzen, als es auch solche gab,
die aus dem Sturze des Markgrafen Vortheil zu ziehen hofften. In dem Hochverrathsprozesse,
welchen der königliche Spruch vom 6. Januar 1209 zum Abschluß
brachte, seiner Würden, Lehen und Eigengüter verlustig erklärt, suchte sich
H. dennoch in Baiern zu halten. Doch im März d. Js. räumt er das Land
und geht nach Rom , wahrscheinlich um sich zu reinigen. Dann sehen wir ihn
bei seiner Schwester, der Königin Gertrude von Ungarn. In Bälde gestaltete
sich sein Loos erträglicher. Persönliche Folge ward der Aechtung nicht mehr
gegeben, sein Bruder Otto ließ ihm das Familieneigen in Steiermark, Kärnten
und Krain, Herzog Leopold von Oesterreich kam ihm freundlich entgegen. Vermählt
mit Sophie, der Tochter des krainischen Grafen Albert von Weichselburg,
hielt er vermuthlich zu Windischgrätz Hof. Der Dichter Ulrich von Lichtenstein
weiß Viel zum Preise des Markgrafen von "Ysterich" , bei dem er Minne und
höfische Zucht gelernt habe. Daran ist nicht zu zweifeln. Aber die Fürstenversammlung
zu Friesach behufs Verhinderung eines Krieges zwischen H. und
dem Kärntnerherzoge ist von Ulrich erfunden als geschichtliche Folie für ein breitgeschildertes
dreizehntägiges Einzel- und Massenturnier. an dem auch H. hervorragend
theilgenommen. Man braucht sich also nicht weiter darum zu kümmern,
ob diese Zusammenkunft im J. 1224, wie Lachmann meint, stattfinden konnte,
ob die genannten Theilnehmer überhaupt gleichzeitig Warm; die Erzählung hat
nur kulturhistorischen Werth. — Endlich wird Heinrichs unschuld auch am
kaiserlichen Hofe erkannt: seit 1220 ist der Markgraf von Andechs" wiederholt,
allerdings nur auf wälschem Boden bei Friedrich II. Auf Istrien muß er freilich
zu Gunsten des Patriarchats Aquileja verzichten, dagegen will er mit österreichischer
Hülfe andere Gebiete Wiedererlangen, die bei seiner Aechtung an den
Herzog von Baiern gekommen waren. Doch erst im Beginne des J. 1228 zeigte
dieser einigermaßen willfährig: H. erhielt die Grafschaft Wolfratshausen
zurück. Aber schon am 18. Juli desselben Jahres starb er zu Windischgrätz und
ward im Chorstifte visen, der Gruft seiner Väter, bestattet.S. des Verfassers Geschichte der Grafen von Andechs. 1877.
|