Name: Heinrich I.,
| Herzog von Brabant , der Sohn Godevaert's (1190-1235),
folgte seinem Vater im J. 1190 und war einer der kriegerischsten und unruhigsten
Herzoge von Brabant. |
Schon bei Lebzeiten seines Vaters war er mit den
Grafen von Namur und Hennegau, sowie mit seinem Oheim, dem Herzog von Limburg
in Fehden verwickelt gewesen, die aber durch Vermittelung des Erzbischofs
Bruno von Köln beigelegt wurden. Als im J. 1191 der Bischof von Lüttich,
Roel van Zeringen, gestorben war , wählte das Domcapitel den Bruder Heinrichs,
Albert von Löwen, zum Bischof. Graf Balduin von Hennegau jedoch
hatte auf die Wahl seines Neffen Albrecht von Rethel gehofft und that deshalb
bei dem aus Italien zurückgekehrten Kaiser Heinrich VI. die nöthigen Schritte,
um Alberts Wahl für ungültig erklären zu lassen. Aber H. ernannte auf
dem Reichstage zu Worms (1192) Lothar van Hostade zum Bischof. Heinrichs
Bruder Albert begab sich zwar nach Rom, wo der Papst Cölestin III. seine
Wahl bestätigte und ihn sogar zum Cardinal ernannte, aber weder er noch sein
Bruder konnten zu ihrem Ziel gelangen und Albert begab sich nach Rheims,
wo er die Priesterweihe empfing, während der Kaiser den neuen Bischof Lothar
in Lüttich einsetzte und gegen das widerspenstige Domcapitel kräftig handhabte;
Albert wurde aber von drei deutschen Rittern, die dem Kaiser einen großen Dienst
zu erweisen glaubten, am 24. Novbr. 1192 ermordet. H. sann jetzt auf Rache
und fast alle Fürsten des Niederrheins sagten ihm ihre Hülfe zu. Zunächst
Wurde die Herrschaft Hostade, die dem Bruder des Bischofs Lothar gehörte, mit
Feuer und Schwert verwüstet. H. ließ sich aber bald auf Unterhandlungen ein,
die von dem Kaiser eingeleitet wurden , er begab sich nach Coblenz und es kam
hier auch wirklich ein Friede zu Stande. Dagegen wandte er alsbald seine
Waffen gegen den ihm verhaßten Grafen Balduin von Hennegau, aber das
Kriegsglück war ihm nicht günstig; er wurde bei Noville-sur-Mehaigne geschlagen
und sein Oheim, der Herzog von Limburg, sein Bundesgenosse, fiel mit
seinem Sohne in hennegauische Gefangenschaft. Da er mit allen seinen Nachbarn
nunmehr in Frieden lebte, beschloß er an dem eben in Vorbereitung begriffenen
Kreuzzug Theil zu nehmen und half Beirut erobern. Indessen war
Kaiser Heinrich VI. in Messina gestorben und bei dem in Deutschland ausgebrochenen
Streit zwischen Hohenstaufen und Welfen hatte sich Heinrichs Gemahlin
für Otto IV. erklärt , H. selbst trat nach seiner Rückkehr auf dessen
Seite und verlobte seine zehnjährige Tochter mit dem eben in Aachen gekrönten Kaiser.
Die folgenden Jahre benützte er zur Befestigung und Ausbreitung seiner Herrschaft
, brachte verschiedene ansehnliche Lehen an sich und half dem von Geldern
und Holland bedrängten Bischof von Utrecht, wobei die Grafen von Geldern und
Holland in seine Gefangenschaft geriethen. Indessen hatte die ghibellinische Partei
unter Philipp von Schwaben wieder ihr Haupt erhoben und H., der den Niedergang
der welfischen Partei ziemlich deutlich ankommen sah, begab sich im November
1204 nach Coblenz, um sich von Philipp belehnen zu lassen, bei welcher
Gelegenheit er mit Ehren und Gunstbezeugungen des Kaisers überladen wurde;
Heinrichs ältester Sohn bekam die Hand von Maria, Philipps Tochter. Als
aber Philipp am 22. Juni 1208 in Bamberg ermordet worden war , ohne
männliche Erben zu hinterlassen, wurde Otto von Braunschweig zum zweiten
Male zum Reichsoberhaupt gewählt (November 1208). Auch Herzog H. schlug
sich auf dessen Seite, während Lüttich mit seinem Bischof Hugo von Pierrepont,
den vom Papst auf den Schild erhobenen Friedrich II. von Hohenstaufen anerkannte.
Otto beauftragte daher den brabantischen Herzog, Lüttich zu züchtigen
und auf seine Seite zu bringen. Die Stadt Wurde denn auch überfallen, geplündert
und fast vollständig ausgemordet; von dem ihr vom Herzog zugedachten
Schicksal, an vier Ecken in Brand gesteckt zu werden , wurde sie nur durch die
Fürsprache des Kastellans von Brüssel gerettet. Bor der Rache des Bischofs
bewahrte ihn der Einfluß des Königs Philipp August von Frankreich, dessen
Tochter, die verwittwete Gräfin von Namur, er 1213 geheirathet hatte. Seinem
Schwiegervater leistete er in dessen Kriege mit Flandern treffliche Dienste, wurde
aber von den Lüttichern, die sich für die Behandlung ihrer Stadt rächen wollten,
bei Steps in der Nähe von Montenaken vollständig geschlagen, worauf Brabant
von den bischöflichen Banden gräulich verwüstet wurde , während auch der Graf
von Flandern die Gelegenheit benützte und alles verwüstend und plündernd bis
Brüssel vordrang. H. mußte nicht nur für die Behandlung Lüttichs Schadenersatz
leisten und sich vor dem Bischof demüthigen, sondern war auch gezwungen,
der Bundesgenosse Flanderns gegen seinen Schwiegervater Philipp August zu
werden. Indessen war Otto von Braunschweig am 28. Juli 1214 in der
Schlacht bei Bovines , an der auch H. Theil nahm, geschlagen worden, woraus
sich der Herzog dem Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen unterwarf. Er starb
am 5. Novbr. 1285. Während der letzten 21 Jahre seiner Regierung griff er
nicht mehr zu den Waffen, sondern beschäftigte sich mit der Regierung seines
Landes , er verlieh den Städten viele Privilegien und Keuren und war äußerst
wohlthätig gegen Kirchen und Klöster.
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