Name: Hanke: Vorname: Martin H.,
Der Sohn eines evangelischen Pfarrers und früh den Studien bestimmt, gewann er am Elisabetanum in Breslau für wissenschaftliche
Leistungen die rechte Grundlage, weshalb er dann auch an der Universität
Jena (etwa seit 1652), wo mancherlei äußerliche Unterstützung ihm zu
Theil wurde, so rasche Fortschritte machte, daß er bald als Magister Vorlesungen
halten und disputiren konnte , auch den Titel eines kaiserlichen Poeta
laureatus sich verdiente. Als Hofmeister eines Herrn v. Wangenheim in das
Haus des berühmten Mathematikers Erhard Weigel gekommen, erlangte er durch
seine wissenschaftliche Tüchtigkeit solches Ansehen, daß ihn Herzog Ernst der
Fromme nach Gotha berief, um als Lehrer in der Selecta des dortigen Gymnasiums
zu wirken. Aber bereits 1661 wurde er als Lehrer der Moral, Geschichte
und Beredsamkeit an die Anstalt versetzt, welcher er seine erste Bildung
zu danken hatte. Er wurde dann 1670 Prorector, 1688 endlich Rector des
Elisabetanums und Inspector des gesammten Schulwesens der Stadt. Seine
pädagogische Wirksamkeit war eine reich gesegnete; oft hatte er 200 Schüler in
seiner Prima. Ein Zeugniß für seine Unterrichtsweise sind seine von Schönborn
1853 herausgegebenen "Bemerkungen von dem Lateinreden der studirenden Jugend
zu Breslau . Bedeutend wirkte er auch als Schriftsteller. Abgesehen von
seinen poetischen Arbeiten , zu denen auch Schuldramen gehörten, verfaßte der
belesene Mann zuerst die Schrift "De rerum Romanarum Scriptoribus" (1669
u. 75, 4.) , welcher eine zweite "De Byzantinarum rerum Scriptoribus" 1679
folgte Fabricius Bibl. Gr. VI. 767 f.); besondere Anerkennung aber brachten
ihm seine Arbeiten zur Geschichte Schlesiens, die meist erst in den letzten Jahren
seines Lebens erschienen: "De Silesiorum majoribus antiquitates" (1702), De
Silesiae rebus 550 —1170 exercitationes" (1705), "De Silesiae indigenis eruditis"
(1707), "De Silesiae alienigenis eruditis" (1707), zu denen später noch
durch seinen Sohn "Monumenta pie defunctis erecta" (1718) und noch später
.,Vratislavienses eruditionis propagatores" (1767) gekommen sind. Sein in
manchen Schriften hervortretendes Bemühen, den Nachweis zu liefern, daß
Schlesien ursprünglich ganz deutsch gewesen, muß freilich als mißlungen gelten.
Sein Ruhm war frühzeitig ein sehr weitreichender. In Holland, England,
Frankreich nannte man ihn mit Ehren; Kaiser Leopold T. beschied ihn schon 1679
an seinen Hof und ließ ihm die Stelle eines kaiserlichen Bibliothekars antragen,
und als er diese, weil er nicht katholisch werden wollte, abgelehnt hatte, wurde
er doch in Gnaden und mit reichen Geschenken entlassen, Bei einfacher Lebensweise
erreichte der körperlich gar nicht kräftige Mann das hohe Alter von
76 Jahren.J. Brucker, Ehrentempel (Augsburg 1747) , S. 202 ff., wo auch sein
Bild.
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