Name: Hanau: Vorname: Johann Reinhard Graf von H.,
der kleinen Haupt- und Residenzstadt der Grafschaft Hanau Lichtenberg, im Unterelsaß. Schon einige seiner Vorfahren hatten im Laufe des 16. Jahrhunderts der Reformation Vorschub geleistet, so Philipp IV., der sich am Abschluß des Religionsfriedens (1555) betheiligte, und im J. 1573 eine Verfügung erließ, die bis zur französischen Revolution maßgebend für sämmtliche Consistorien der kleinen Herrschaft blieb. — †am 19. Febr 1590. Sein Sohn, Philipp V., zu Tübingen erzogen, zeigte ebenso großen Eifer für den neuen Glauben. Joh. Reinhard h. aber setzte den Werken seiner
Vorgänger die Krone auf. Das Buchsweiler Gymnasium hielt sich bis 1792
aufrecht, und wurde eine bedeutende Gelehrtenschule für Geistliche und Laien.
Mehrere Notabilitäten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verdankten dieser
Schule ihre Bildung; der Einfluß zog sich in das laufende Jahrhundert herüber
(v. Schoell)—Unter Wolfgang Philipp, Sohn des Joh. Reinhard, wurde das Elsaß
zum Schauplatz der Verwüstung; der Graf von Hanau-Lichtenberg, nachdem er
sich an der Spitze eines zu bewähren gesucht, zog sich zuerst
a. 1636 nach Straßburg zurück, und starb, gebrochenen Herzens, zu Buchsweiler
a. 1641. — Dasselbe Unwetter war auch über die hanauischen Ländereien auf
dem rechten Rheinufer und in der Wetterau, wo die reformirten
ansässig waren, losgebrochen. — Das Hanau hatte eine
Bevölkerung von geflüchteten protestantischen Franzosen ausgenommen; es blühte
auf durch seine Industrie, wurde mit einem Gymnasium, nach dem Muster des
elsassischen Buchsweiler bedacht. Es hatte von beiden Parteien, den Schweden
und den kaiserlichen Truppen viel zu leiden. Im J. 1641- 42 trat die Eventualität
ein, wogegen durch einen im J. 1610 bereits zwischen Wolfg. Philipp von Hanau-Lichtenberg,
und Philipp Ludwig von Hanau-Müntzenberg, abgeschlossenen Vertrag
vorgebeugt werden sollte; beide Ländereien wurden, der Zersplitterung zuvorzukommen
, in eine Hand vereinigt. Dieser Act wurde durch Friedrich Casimir
von Müntzenberg vollzogen (s. Müntzenberg, Friedrich Casimir). Ein launenhafter,
verschwenderischer, mit am ,Orinoko umgehender Herr!
Er war auf dem Punkte, die Grafschaft dem Herzog von
Lothringen zu verpfänden; da erhob sich seine Schwägerin, die Wittwe des
Grafen von Lichtenberg, und bethätigte sich als Vertheidigerin ihrer
beiden Söhne, der Neffen Friedrich Casimirs. Sie versammelte, auf Schloß
die Delegirten der Grafschaft, und brachte es zu einem Vertrag mit
dem Oheim. Nach des letzteren Tode (1685) theilten sich die Neffen in die
Philipp Reinhard erhielt Müntzenberg, Joh. Reinhard II. Lichtenberg.
Nach dem Tode seines Bruders Philipp Reinhard (1712) vereinigte letzterer
die gesammten Ländereien der doppelten Grafschaft. Aber auch seine Ehe mit
einer brandenburgischen Prinzessin war ohne männliche Erben. Unliebsame
Streitigkeiten mit Hessen-Cassel wegen "Müntzenberg" standen bevor. Während
dem 30jährigen Krieg hatte Maria Elisabeth, Schwester des Grafen von Müntzenberg,
den Landgrafen Ludwig Wilhelm von Hessen-Cassel, geheirathet, und sich
durch einen Pakt von 1643 für geleistete Dienste verpflichtet. Joh. Reinhard (II.)
sah sich nach einem anderen Beschützer um; er vergab 1717 die Hand seiner
einzigen Tochter Charlotte Christine an den Erbprinzen von Hessen -Darmstadt
(nachmals Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt). Als er, den 28. März 1736,
mit Tode abging —zehn Jahre nach dem schon 1726 erfolgten Abscheiden der
Tochter trat der Prinz unbehindert in die Rechte seines
Schwiegervaters auf Lichtenberg ein. Bereits seit 1730 war die Stadt Hanau
von hessischen Truppen besetzt.Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg von Lehmann, 2 Bde. mit
Stammtafeln, in 8 , Mannheim 1862 —63. L. Spach, Le chateau le
Comté de Hanau-Lichtenberg. Oeuvres choisies Tom. III. p. 339 u, ff. und
im Bulletin de la société historique d'Alsace. Volume III. p. 1 u. ff. Geographische
Beschreibung der Grafschaft Hanau-Müntzenberg und Geschichte der
ehemals regierenden Herren und Grafen zu Hanau überhaupt, mit den daher
entstandenen und lichtenbergischen Linien, nebst einer neuen
Landkarte und Geschlechtstafel. hanau 1782. 1 Bd. in 8 '.
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