Name: Glatz: Vorname: Jacab G.,
| geboren am 17. November 1776 zu Poprad, einer der
sechszehn Kronstädte der Zipser Gespanschaft in Oberungarn, studirte an den
Lyceen zu Kesmark und Preßburg, dann in Jena, wo er sich besonders für den
mit männlicher Kraft und Würde redenden Fichte begeisterte. |
1797 berief ihn
Salzmann als Gehülfen an seine Erziehungsanstalt in Schnepfenthal (vgl. J.
W. Ausfeld, Chr. G. Salzmann, 3. Ausg., Stuttgart 1845, S. 111). 1803
folgte er einem Rufe der Wiener evangelischen Gemeinden als Lehrer an ihre
Schule. Vom Schulfach übergehend zum geistlichen Amte , wurde er 1805
dritter und bald darauf zweiter Pfarrer der Gemeinde Augsburgischer Confession
in Wien, 1806 auch zweiter geistlicher Rath im k. k. evangelischen Consistorium
daselbst, in welcher Eigenschaft er sich aller Anerkennung werthe Verdienste um
die Organisation der neugegründeten Protestantisch -theologischen Lehranstalt in
Wien erwarb (vgl. G. Frank, Die k. k. evangelisch theologische Facultät in
Wien von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Wien 1871, S. 13 f.). Sein
Predigeramt legte er 1816 in Folge körperlicher Leiden nieder, seine Stellung
im Consistorium dagegen behielt er auch dann noch bei , als er seinen Wohnsitz
von Wien nach Preßburg (1824) verlegt hatte. Er starb am 25. Sept. 1831.
G. war , wie sein Kesmarker Lieblingslehrer Johann Gensch (s. d.), ein sehr
fruchtbarer und vielgelesene Pädagogischer ("Familiengemälde und Erzählungen
für die Jugend",2 Bde., 1799. "Unterhaltungsbuch der kleinen Familie von
Grünthal , 3 Th., 1800. Naturhistorische Bilder- und Lesebuch" , 1803.
"Bibliothek für deutsche Töchter , 4 Th., 1816, und viele andere, zum Theil
unter den schriftstellernamen K. H. Gutmann und Jacob Stille veröffentlichte
Jugendschriften), homiletischer ("Religionsvorträge",2 Th., 1816. Hauspostille"
, 1821) und ascetischer ("Andachtsbuch für die Jugend" , 1808. "Andachtsbuch
für gebildete Familien" , 1814, 6. Aufl. 1834. "Aureliens Stunden
der Andacht , 1820. "Gebetbuch für den evangelischen Bürger und Landmann" .
1823) Schriftsteller, letzteres im Sinne des alten Rationalismus. Röhr's kritische
Predigerbibliothek erfreute sich an der vernunftgemäßen Auffassung und
Darstellung des Christenthums durch diesen "Lehrer und Erbauer eines großen
Theils der Christenheit in vielen Ländern" , und die theologische Facultät in
Göttingen ernannte ihn 1830 zum Doctor der Theologie wegen seiner theologischen
und philosophischen Gelehrsamkeit. die er in seinen homiletischen und pädagogischen
Schriften kundgegeben.J. G. Wenrich, Jacob Glatz, eine biographische Skizze, Wien 1831.
A. L. Haan, Jena Hungarica s. Memoria Hungarorum a tribus maxime saeculis
Academiae Jenensi adscriptorum. Gyulae, 1858, S. 112 f. Evangelisches
Kirchen- und Schulblatt, begründet von J. Ergenzinger, Wien 1876,
Jahrg. II, S. 225 f. u. 265 f. Die übrige Litteratur ist verzeichnet bei
Constantin v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich,
Th. V, S .207 —12.
|