Name: Glaß: Vorname: Salomon G.,
Sein Vater Balthasar war gräflich schwarzburgischer Registrator zu Sondershausen, später Rentmeister und Kanzleisecretär im Anite Gehren. G. kam 1608 auf die Schule zu Arnstadt, 1610 auf das Gymnasium zu Gotha. Als er 1612 die Universität Jena bezogen hatte, trieb er zunächst die philosophischen Vorstudien, und gedachte sich hernach, unter dem Einflusse Johann Gryphiander's, der Jurisprudenz zu widmen. Er änderte jedoch in der Folge seinen Entschluß, ging 1615 nach Wittenberg und studirte hier unter Hutter, Balduin, Frantz und Meisner Theologie, kehrte aber 1616 wieder nach Jena, wo er sich besonders dem berühmten Verfasser der Loci communes theologici" Johann Gerhard anschloß, zurück. Daselbst wurde er 1617 Magister der Philosophie, 1619 Adjunct der theologischen Facultät und 1621 an Balthasar Walther's Stelle Professor der griechischen und hebräischen Sprache. In dieser Stellung blieb er nicht lange, sondern folgte 1625 einer Berufung nach Sondershausen als Superintendent. 1626 erlangte er die theologische Doctorwürde von der Universität Jena, 1638 aber daselbst die durch Gerhard's Tod erledigte Professur der Theologie, für welche ihn dieser noch bei seinen Lebzeiten warm empfohlen hatte. Endlich gab er auch diese Stellung auf, als ihn 1640 Herzog Ernst der Fromme als Generalsuperintendenten nach Gotha berief , und blieb , indem er die Bestrebungen des Herzogs in der Verbesserung der kirchlichen und Schulverhältnisse nach Kräften unterstützte, bis zu seinem Tode in diesem Amte. G. hat sich als praktischer Theologe und Bibelforscher namhafte Verdienste erworben. Er war ein Mann von milder, versöhnlicher Gesinnung, der Johann Arndt'schen Richtung ergeben, und suchte seinen Hauptberuf mehr in der Erweckung wahrer Gottesfurcht und christlichen Geistes, als in dogmatischen Controversen, an welchen seine Zeit reich war. An diesen betheiligte er sich darum wenig, suchte sie wo möglich auszugleichen, und trat nur gegen solche, welche er als offenbare Irrlehrer und Fanatiker erkannte, wie die Weigelianer und Stifelianer, gelegentlich mit einem entschiedenen Worte auf Besonders regten in jener Zeit die Calixtinischen Streitigkeiten die Gemüther auf. Der Helmstädter Theologe Georg Calixt hatte einige Schriften herausgegeben, welche ihm den Vorwurf des Kryptopapismus und Synkretismus zuzogen. Ihm schlossen sich außer seinen Helmstädter Collegen auch die Königsberger Theologen an , während als Gegner die kursächsischen Theologen, unter ihnen namentlich Calov und Hülsemann, auftraten. G. verhielt sich in diesem Streite neutral und vermittelnd. Ohne auf die Seite der Helmstädter zu treten , mißbilligte
er doch in hohem Grade das feindselige und absprechende Verfahren der
Gegner. auf den besonderen Wunsch Herzog Ernsts des Frommen verfaßte er
über diese Frage ein Gutachten, welches, wiewol es den Streit nicht zu einem
befriedigenden Abschlusse brachte, seiner milden, versöhnlichen Gesinnung und
seiner dogmatischen Ausführungen wegen als das Muster einer billigen Kritik
gelten konnte. Es führt den Titel : "Bescheidenes, unvorgreiffliches und gründliches
Bedencken über die unter etlichen Chursächsischen und Helms Theologen
entstandenen Strittigkeiten" . Es wurde erst nach seinem Tode 1662 herausgegeben
(von neuem abgedruckt und herausgegeben von Ad. Lehr. Müller, 1731),
erregte großes Aufsehen, und, da es anonym erschien, auch noch einen lebhaften Streit
über seine Autorschaft; denn bei dem großen Ansehen, welches G. in allen
Kreisen genoß, war es namentlich der extremen orthodoxen Partei unbequem,
ihn nicht zu den Ihrigen zählen zu können. G. hatte nämlich, ohne Calixt's
Sätze überall zu billigen, ihn doch als einen wohlmeinenden Theologen entschieden
gegen die maßlosen Angriffe seiner Gegner in Schutz genommen, und
die Uebereinstimmung mancher seiner Behauptungen mit den evangelischen Grundlehren
nachgewiesen. (Vgl. über diese Streitigkeiten und Glaß ' Betheiligung
an denselben ' Walch, Einleitung in die Religionsstreitigkeiten der evangelisch-lutherischen
Kirche, 2. Aufl. I. 371 ff. IV. 889 ff.) Von seinen sonstigen
Schriften sind in erster Linie die biblisch philologischen zu nennen. Wenige
Werke auf diesem Gebiete haben eine so weitgreifende Bedeutung gehabt, wie
seine "Philologia sacra" (zuerst libir 2 1623, dann liber 3 et 4 1634, liber 5
1636), mit welcher er sich seinen grundlegenden Vorgängern Reuchlin, Seb.
Münster, Buxtorf würdig anreihte, und wesentlich zur Weiterbildung der hebräischen
Sprachwissenschaft beitrug. Eine reichhaltige Encyklopädie der biblischen
Philologie des alten und neuen Testaments darstellend , hat sie ihren Werth
namentlich in der von den früheren Lehrbüchern sehr vernachlässigten syntaktischen
Behandlung der hebräischen Sprache, sowie in der Darlegung des Einflusses
derselben auf das neutestamentliche Idiom. Das Werk ist oft wieder
aufgelegt, u. a. auch 1705 zusammen mit Glaß' "Logica sacra" von Gf. Olearius
, 1713 von J. Fr. Buddeus und zuletzt 1776 —96 theilweise umgearbeitet
("his temporibus accommodata") von J. A. Dathe und G. L. Bauer. Von
seinen sonstigen auf die biblische Auslegung bezüglichen Schriften erwähnen wir :
"Onomatologia Messiae prophetica", 1624. "Christologia Davidica ex Psalmo
110" , 1638. ",Christologia Mosaica ex prioribus Geneseos capitibus", 1649,
welche drei Werke 1678 unter dem Titel " Glassii opuscula" zusammengefaßt,
1700 auch von Th. Crenius herausgegeben wurden. Ferner: "Institutiones
grammaticae Hebraeae", 1623. Außerdem noch viele Schriften zur Exegese einzelner
Stellen des alten und neuen Testaments, sowie homiletischen und ascetischen
Charakters, von denen hervorzuheben sind; "Prophetischer Spruchpostill
1. —4. Theil , 1642 —54. "Exegesis evangelicorum et epistolicorum textuum",
1647. "Enchiridion scripturae sacrae practicum oder Biblisches Handbüchlein" .
1651. Auch war er bei der Herausgabe des Weimarischen Bibelwerkes als
Director betheiligt, und hat in demselben besonders die Poetischen Bücher ausgearbeitet.Vgl. Freherus, Theatr. erudit. claror., p. 590. Zeumer, Vitae profess.
Jenens.. p. 141. Witten, Memoriae theologor. dec. IX. Vockerodt, B. Gualtherus,
S. Glassius, . Chr. Gotterus, 1725. Ad. Lehr. Müller in dem
Vorworte zur zweiten Auflage von Glaß' oben erwähntem "Bedencken .
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