Name: Giovane: Vorname: Herzogin Julie von Es
Sie war in ihrer Jugend mit K. Th. v. Dalberg und Frau v. La Roche befreundet, — an der Zeitschrift der Letzteren: Pomona, arbeitete sie mit, — und lernte später in Neapel den Herzog von Giovane kennen, mit dem sie sich verheirathete. Dort sah sie Goethe, der in der "Italienischen Reise ' (2. Juni 1787) eine sehr anziehende Schilderung ihres Wesens und ihrer Unterhaltung gegeben hat. Von Neapel ging sie, nachdem sie von ihrem Gemahl
getrennt worden, nach Wien, wurde, vielleicht auf Empfehlung der Königin von
Neapel, die eine österreichische Prinzessin war, vielleicht auf Grund ihrer Schrift:
Lettres sur l'éducation des princesses", Wien 1791 , Oberhofmeisterin der Erzherzogin
Marie Louise, der nachmaligen Kaiserin der Franzosen, und lebte, nachdem
sie ihre Stellung aufgegeben, in Ofen. Außer der genannten Schrift in
Form von Briefen an eine Erzieherin, in welcher Geistes- und Herzenspflege
verlangt, die verantwortliche, schwierige Stellung einer Fürstin mit Freimuth
dargelegt, die Hohlheit und Aeußerlichkeit der damaligen weiblichen Erziehung
streng gegeißelt , Religiosität ohne Frömmelei gefordert. der Anschauungsunterricht
nachdrücklich empfohlen und die deutsche Sprache in Schutz genommen
wird, hat die Herzogin kleinere Schriften in deutscher und italienischer Sprache
verfaßt. In letzterer eine kleine Arbeit " Sul codice delle leggi F. Leucio
und eine Uebersetzung von Geßner's Idyllen, in ersterer besonders eine größere
moralische arbeit: "Welche dauerhafte Mittel gibt es, die Menschen ohne äußerliche
Gewalt zum Guten zu führen ?" (1785), als welche Mittel sie 1) Bewahrung
vor falschen Begriffen über das Sittlichgute, 2) Bekanntmachung der
wahren Begriffe, 3) Erleichterung der Ausführung des Guten nennt und Erziehung,
Religion und Regierung als die drei Mächte bezeichnet, durch welche
diese Mittel in Anwendung gebracht werden können. Außerdem hat sie, nach
Geßner's Muster, "Idyllen" geschrieben Würzburg 1785), von denen die eine
die Aufhebung der Leibeigenschaft in Böhmen besingt, die anderen die vier Weltalter
nach Ovid schildern. Schon aus diesem Umstande geht hervor, daß sie
Lateinisch verstand, eine Thatsache, die auch aus manchen anderen Stellen ihrer
Schriften ersichtlich, ihr die Achtung gelehrter Männer und ehrenvolle Erwähnung
in gelehrten Zeitschriften und Reisewerken verschaffte. Von der Stockholmer
und der Berliner Akademie wurde sie zum Ehrenmitgliede bez. Mitgliede
ernannt. Ihre Schriften, auch einzeln erschienen, sind von Joseph v. Retzer
gesammelt (Wien 1793).Ersch u Gruber J. Bd. 67 S. 403. Wurzbach, Biogr. Lex., V. S. 191.
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