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Name: Colberg:
Vorname: Johannes C.,
geb. 31. März 1623 in Colberg, † im August 1687.

Sohn des Colberger Kaufmanns und Sülzverwandten Johann C. Auf der Schule in Königsberg in Pr. gebildet, studirte er von 1638 —44 in Greifswald und Königsberg Theologie und wurde, 1644 zum Magister promovirt, in Frankfurt a. O. als Adjunct der theologischen Facultät habilitirt wo er die Bekanntschaft des Leipziger Theologen Joh. Hulsemann machte, welche für seine spätere Entwicklung von großer Bedeutung ward. Nach einem längeren Aufenthalt in Wittenberg, Leipzig, Helmstädt, Jena, Gotha, Erfurt und Dresden, wo er überall die bedeutendsten Gelehrten und Bibliotheken kennen gelernt hatte, wurde er 1652 in Leipzig zum Licentiaten promovirt und 1653 Pastor in Eisleben. In Folge einer großen Feuersbrunst daselbst, welche auch ihn eines großen Theils seiner Bücher beraubte und seine gelehrte Thätigkeit beschränkte, erging an ihn 1653 der Ruf zum Pastorat an der Marienkirche in Colberg, seiner Vaterstadt. Aus seiner zweiten Ehe stammen 9 Kinder, unter ihnen Ehregott Daniel (s. u.). Johannes C. war, von Hulsemann angeregt, schon zu Frankfurt, bei dem theologischen Streite von Calixt, durch Disputationen "De Antichristo" und "De unione personali" und Streitschriften "De seculari inter theologos Lutheranos dissensu" bekannt geworden, um so mehr hatte er in Colberg Gelegenheit zu dieser polemischen Thätigkeit, wo er als Mitglied de Consistoriums sowol mit dem General Superintendenten Grossius und dem Rector Jasche, als auch mit dem brandenburgischen Hofprediger Stoschius in einen vieljährigen Streit verwickelt wurde. Als eifriger Bekenner des Lutherthums verlangte er strengere Kirchenzucht, Bestrafung der angeblichen Hexen, die von Jasche getadelt war , und griff in Predigt und Streitschriften die Reformirten so heftig an , daß er auf Befehl des Großen Kurfürsten sein Amt in Colberg 1675 niederlegen mußte; andrerseits hatte sein Erer die Folge, daß er (1666)

in Leipzig zum Dr. th. Promovirt wurde. Darauf 1677 in Greifswald zum Professor der Theologie und Mitglied des Consistoriums, sowie zum Pastor an der Marienkirche berufen, gerieth er aufs neue in einen dogmatischen Streit mit seinem Collegen Jakob Henning und mußte nach der Eroberung der Stadt durch den Großen Kurfürsten im November 1678 auf dessen Befehl Greifswald verlassen, ward jedoch nach einem Aufenthalte in Rostock, wo er Predigte, Vorlesungen hielt und viele Streitschriften abfaßte, 1686 in seine Stelle zu Greifswald wiedereingesetzt, wo er starb.