Name: Tuscher: Vorname: Markus T.,
Sebald in Nürnberg getauft; sein Geburtstag ist nicht bekannt geworden. Er war ein uneheliches Kind. Sein Vater soll ein Bortenmachergeselle gewesen sein und Ferdinand Tuscher oder Tischer geheißen haben. T. blieb bis zu seinem vierten oder fünften Jahre bei seiner Mutter und kam dann in das Nürnberger Findelhaus, wo er schon sehr früh eine unwiderstehliche Neigung zum Zeichnen an den Tag legte. Er erregte dadurch die Aufmerksamkeit des damaligen
Pflegers des Findelhauses, Karl Benedict Geuder's von Heroldsberg, der ihn zu
dem Maler Joh. Daniel Preisler in die Lehre schickte. T. blieb zehn Jahre
lang bei Preisler und begab sich dann im J. 1728 mit einem Stipendium der
Stadt Nüinberg in der Tasche auf die Wanderschaft nach Italien. In Rom
angelangt, verlegte er sich auf das Copiren, machte die Bekanntschaft des berühmten
Kunstsammlers Baron Philipp v. Stosch, der sich ihm gegenüber als
Maecenas aufspielte, und lieferte für dessen Werk über Gemmen, und ebenso für
dessen Medaillensammlung eine Menge von Zeichnungen. Nebenbei versuchte
er sich auch als Steinschneider, jedoch ohne in diesem Fache etwas Bedeutendes
zu leisten. Ursprünglich hatte er die Absicht, gemeinsam mit Johann Justin
Preisler, dem ältesten Sohne seines Lehrers Johann Daniel Preisler, der gleichfalls
für den Baron v. Stosch in Rom künstlerisch thätig war, die Rückreise in
die Heimath anzutreten, er kam aber im J. 1734 in Gesellschaft des Barons
v. Stosch nur bis Livorno, wo er vier Jahre lang blieb. Im J. 1740 wandte
er sich nach Florenz, wo er das Probeblatt für die Münzgeschichte Siciliens
lieferte, die P. Giuseppe Maria Pancrazi herauszugeben gedachte. Im nächsten Jahre
finden wir T. in London beschäftigt, das ägyptische Reisewerk seines Freundes
Friedrich Ludwig Norden zur Herausgabe vorzubereiten und mit Kupferstichen
zu versehen. Die Kosten für das Unternehmen bestritt die dänische Gesellschaft
der Wissenschaften. Auf diesem Wege kam T. mit Christian VI. von Dänemark
in Berührung. Er erhielt einen Ruf, als Professor und königlicher Hofmaler
der Malerschule nach Kopenhagen zu kommen und siedelte nach der dänischen
Hauptstadt über, wo er namentlich unter der Regierung Friedrich's V. großen
Einfluß gewann. Er wußte den König zu bestimmen, die Malerschule zu erweitern
und nach französischem Muster einzurichten. Während der hofbaumeister
Eigtved als Director und Graf Moltke als Präsident an die Spitze der Schule
gestellt wurde, erhielt T. selbst die Ernennung zum ersten Professor, als welcher
er sowol als Schriftsteller, wie als Lehrer für seine Schöpfung thätig war. Seine
Hauptarbeit aber in Kopenhagen war die Vollendung des Norden'schen Reisewerkes,
das er noch vor seinem Tode im J. 1751 bis auf einen geringen Rest
auch vollendete. — Tuscher's künstlerisches Vorbild und Ideal war Poussin.
Wie dieser entnahm er seine Stoffe am liebsten der antiken Mythologie. Er
malte u. a. auch ein Bild " Mars und Venus" , sowie eine "Sappho und
Cupido" . Sein Hauptverdienst liegt in der Höhe seiner technischen Leistungsfähigkeit.
Er war nicht nur mit der Führung des Grabstichels und der Radirnadel
wohl vertraut. sondern beherrschte auch alle Manieren der Malerei. Seine
verdienstvollste Arbeit sind die Radirungen zu dem Reisewerk seines Freundes
Norden, von dem es eine französische und eine englische Ausgabe gibt. Das
künstlerisch vollendeteste Blatt aber von seiner Hand ist jenes, das den Einzug
Franz III. von Lothringen und seiner Gemahlin Maria Theresia in Florenz
darstellt. Unter den übrigen ragen noch hervor der "amant vieillard", die allegorische
Darstellung seiner eigenen Hochzeit mit dem Motto: "Praemia virtuti
dant nubia", "Christus und die Samariterin am Brunnen" , eine Jugendarbeit,
sowie eine Anzahl Porträts und Landschaften.Vgl. G. K, Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon XIX, 171 —174.
Manchen 1849. — Franz Friedr. Leitschuh, Die Familie Preisler u. Markus
Tuscher (Beiträge zur Kunstgeschichte. Neue Folge III). S. 25 —51. Leipzig
1886.
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