Name: Siegen: Vorname: Arnold v. S.
Jahrhundert bezeichnen. Zwölfmal wurde er zum Bürgermeister gewählt; auch andere hohe Rathsämter. wie das eines Rentmeisters und Universitätsprovisors hat er bekleidet. Sein gewinnendes Wesen und seine Beredsamkeit, welche Hermann v. Weinsberg in seinem Gedenkbuche rühmt, verschafften ihm schon frühzeitig die Gunst seiner Rathsgenossen, die ihn vieifach zum kaiserlichen Hofe, zu Reichs und Städtetagen, sowie zur Brüsseler Regierung als ihren Vertrauensmann entsandten. Schon im J. 1526 war er als Vertreter Kölns auf dem Reichstage zu Speyer und unterzeichnete die Denkschrift der zur Vermittlung zwischen den religiösen Gegensätzen neigenden Reichsstädte. Er wurde sodann in die Gesandschaft nach Spanien gewählt, welche dem Kaiser über den Stand der kirchlichen Angelegenheiten in Deutschland berichten sollte. Bei dieser Gelegenheit wird er den streng katholischen Standpunkt des Kölner Rathes vertreten und dadurch das Vertrauen des Kaisers erworben haben, der ihn später zum Ritter schlug und zu seinem Rath ernannte, in welcher Stellung er auch unter König Ferdinand verblieb. Nicht nur nach außen hin war S. bestrebt, die katholische Haltung Kölns zu wahren; er war es auch, der den ersten Regungen des Protestantismus in seiner Vaterstadt selbst mit Energie entgegentrat und an dem Processe gegen die hingerichteten Protestanten Klarenbach und Fliesteden thätigen Antheil nahm. Wenige Jahre später beim Reichstage zu Regensburg im J. 1532 äußerte er sich sehr absprechend über die innere Kraft der lutherischen Bewegung: Es würden manche Lutherische gern zum alten Glauben zurückkehren, weil die Reformation zu einer Revolution geworden sei. Nichtsdestoweniger verlangte er vom Kölner Rathe um die Unzufriedenheit des Kaisers zu beseitigen, strenge Maßregeln gegen die Sectirer. In der eingeschlagenen Richtung beharrte er während seiner ganzen langen politischen Laufbahn. Als der Erzbischof Hermann v. Wied die Reformation des Kölner Bisthums durchsetzen wollte, stand S. auf Seiten der sich dagegen auflehnenden Geistlichkeit und schloß sich als Vertreter der Stadt Köln ihrer Appellation an. Aber S. war kein Fanatiker. Mit Sicherheit können wir ihn zu den Anhängern der conciliaren Richtung rechnen. Er pflog auch regen Verkehr mit freier denkenden Männern. Noch im J. 1541 widmete ihm der Jurist Johann Oldendorp, 1540 von
Landgraf Philipp nach marburg berufen, seine Collatio iuris civilis et canonici.
Derselbe S. war es, der 1554 als Wortführer des Rathes für den Rechtsschutz
des der Ketzerei verdächtigten Justus Velsius gegen die glaubenseifrige Universität
eintrat, allerdings auch dessen Verweisung aus der Stadt durchsetzte. Ebenso
entsprach es der Stellung Siegen's als Kölner Bürgermeister, wenn er mit
Eifersucht über die Bewahrung der Rechte der Stadt gegenüber dem Erzbischof
Adolf wachte, und erst den Huldigungseid leistete, nachdem alle Formen, welche
städtische Vorsicht für den Eintritt des Erzbischofs in die Stadt geschaffen, erfüllt
waren. Siegen's letztes Auftreten im öffentlichen Leben war seine Theilnahm
an dem Ehrenessen anläßlich der Wahl Maximilians zu Frankfurt im J. 1562,
wobei der streng katholische Charakter des Rathes und der Stadt noch besonders
zum Ausdruck gelangte, indem der Kaiser persönlich Siegen's Abordnung zur
Feier wegen seiner Verdienste um die kathclische Sache selbst gewünscht hatte.
Bald darauf, im J. 1564, legte S., obzwar ein alter Mann, aber körperlich
noch rüstig, zum Erstaunen aller seine Rathsämter nieder und sagte den Bürgereid
auf. Die einen behaupteten, weil ihm die schwankende Haltung des Rathes
in der religiösen Frage nicht mehr zusagte, andere, weil ihm der Rath einen
persönlichen Gefallen abgeschlagen habe; beides mag zu Siegen's Entschlusse neben
dem Hauptarunde mitgewirkt haben, der darin zu suchen ist, daß seine materiellen
Interessen empfindlich geschädigt wurden durch die Repressalien, welche die Brabanter
Regierung in einem Streite mit der Stadt Köln ergriffen hatte, indem sie ihm als
einem Kölner Bürger die Renten zu Kerpen vorenthielt. Noch 15 Jahre bis zu
seinem am 8. Januar 1579 erfolgten Tode lebte S. in Zurückgezogenheit. Er
war ein überaus reicher Mann, dem auch seine Frau, eines begüterten Wollfärbers
Tochter, ein beträchtliches Vermögen zugebracht hatte. Sein väterliches
Haus auf dem Holzmarkt baute er zu einem prächtigen Palast mit zwei Thürmen
aus, welcher als eine Sehenswürdigkeit des damaligen Köln galt. Karl V.
und andere fürstliche Personen sind oft dort abgestiegen. In seinem Haushalte
führte S. die Gebräuche ein, wie sie bei Hofe üblich waren. Ihm gehörten
auch verschiedene große Landgüter. Weinsberg giebt an, daß man sein Vermögen
auf 100 000 Gulden schätzte. Den geistlichen Kurfürsten gewährte er große
Darlehen. Siegen's kirchliche Gesinnung zeigte sich namentlich auch in seiner
Wohlthätigkeit gegen seine Pfarrkirche zum heiligen Johann Baptist. Diese hat
ihm eine namhafte Erweiterung und Ausschmückung, die Dotation der Pfarrstelle
und eine große Armenstiftung zu verdanken. Er schenkte ihr u. a. einen
Altaraufsatz, dessen Flügelbilder der berühmte Maler Barthel Bruyn gemalt
hatte; auf denselben sind Arnold v. S. und seine Frau knieend dargestellt. Die
Bilder befinden sich jetzt in der Boisserée'schen Sammlung in der alten Pinakothek
in München. Bemerkenswerth ist das spätere Schicksal der Familie und
des Hauses. Die Mehrzahl von Siegen's Nachkommen wandte sich dem Protestantismus
zu nach dem Vorgange seines jüngeren Sohnes Hieronymus. Das
Haus wurde im J. 1591 vom Rathe wegen einer dort abgehaltenen protestantischen
Versammlung geschlossen. Zu Ende des 17. Jahrhunderts ward es zum
großen Armenhause der Stadt Köln umgewandelt. Es lag dort, wo die Rheinaustrasse
auf den Holzmarkt einmündet.Ennen, Geschichte der Stadt Köln IV. Köln und Neuß 1875. — Stein,
Die Familie v. Siegen in Köln in Annalen des historischen Vereins für den
Niederrhein 35 (Köln 1880) 170 ff. — Varrentrapp, Hermann von Wied.
Leipzig 1878. — Das Buch Weinsberg im Kölner historischen Stadtarchiv,
bis 1578 herausgegeben von Höhlbaum. Leipzig 1886/87 , von da ab Auszüge
von Ennen in Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Jahrg. 1874.
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