Name: Bismarck-Bohlen: Vorname: Theodor Alexander Friedrich Philipp
| Graf
von B. ;N., königl. General-Lieutenant a. D. Dem schloßgesessenen adligen Geschlecht
v. Bismarck entstammt, 11. Juni 1790 zu Uenglingen geboren, † 1872, trat
früh in preußischen Militärdienst, sacht als Fähnrich im ersten Garde-Bataillon
bei Auerstädt und gerieth mit dem Corps Hohenlohe in Kriegsgefangenschaft.
Bei der Neuformirung der Garde im J. 1809 trat er wieder in das erste Garde-Regiment
zu Fuß ein und rückte mit demselben im Frühling 1813 als Premier-Lieutenant
ins Feld. Bei Groß Görschen schwer verwundet , genas er langsam
zu Glatz, während der Vater Dienste nahm, damit das preußische Heer keinen
Bismarck weniger zähle, und machte nach Ablauf des Waffenstillstandes, mit dem
Eisernen Kreuz für bewiesene Tapferkeit geschmückt, den Krieg bis zur Entscheidung
am Montmartre mit, woselbst er zum zweiten Male verwundet ward.
Beim Wiederausbruch des Krieges im Frühjahr 1815 kämpfte er als Hauptmann
in der unglücklichen Schlacht von Ligny und rettete vier bereits vom Feinde
genommene Kanonen. Nach der Abtretung Neu Vorpommerns an Preußen
Wurde der Hauptmann von B. in das aus den beiden schwedischen Regimentern.
dem Leib-Regiment der Königin und dem Engelbrechten'schen, gebildete
33. Infanterie Regiment unter dem Oberst von Thiele versetzt und erhielt im
Herbst 1816 Stralsund zur Garnison. Daselbst verlobte er sich mit der Gräfin
Karoline von Bohlen, feierte, mit dem Regiment im Frühjahr 1817 nach
Schlesien versetzt, zu Neudeck bei Tarnowitz seine Vermählung und erhielt den
21. Februar 1818 durch königl. Diplom die Erlaubniß, den Namen , Stand
und Wappen des gräflich von Bohlen'schen Geschlechts annehmen und sich Graf
v. B.-B. nennen zu dürfen. Im Winter 1819 zum Major avancirt, ward er mit
dem neuformirten 34 Regiment nach Stralsund 1820 zurückversetzt, nahm nach
dem Tode seines Schwiegervaters 1828 den Abschied und widmete sich seitdem mit
großer Beharrlichkeit und Umsicht der Verwaltung eines ausgedehnten Gütercomplexes,
nicht nur verbessernd, sondern auch verschönernd vor allem sein Karlsburg.
Auch nach seinem Scheiden aus dem unmittelbaren Staatsdienst entzog
er sich dem Vaterlande nicht, wenn Noth an Mann war. Im J. 1843 zum
Obersten der Landwehr ernannt, übernahm er 1850 bei der damals stattfindenden
Mobilmachung drei Monate lang das Commando der dritten Landwehr-Brigade
in Stettin , bis er im J. 1854 als General-Major den erbetenen Abschied auch
aus der Landwehr erhielt. Im März 1863 war er bei der Grundsteinlegung
des Denkmals Friedrich Wilhelms III., als 50jähriger Denkfeier des Beginnes
des Befreiungskrieges, gegenwärtig, zu welcher dem Veteranen aus jener großen
Zeit der Charakter als General-Lieutenant verliehen war. Am 2. Mai 1863,
am 50jährigen Jahrestage der Schlacht bei Groß-Göschen, erhielt er den
Rothen Adler-Orden I. Classe. 'An öffentlichen Angelegenheiten nahm er inzwischen
ununterbrochen den regsten Antheil. So ward er im J. 1832 zum
Landtags -Abgeordneten der Ritterschaft des Greifswalder Kreises zu den Provinzial-
und Communal- Landtagen gewählt, 1842 von dem Könige zum
Landtags-Marschall des Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen ernannt
, 1851 von den neuvorpommerschen Communal-Ständen zum Landkasten-Bevollmächtigten
erwählt und übernahm als ältestes ritterschaftliches Mitglied
zugleich den Vorsitz dieses engeren ständischen Ausschusses. Diese ständischen
Ehren-Aemter, zu denen er durch königliche Ernennung und Wiederwahl stets
von neuem berufen ward. verwaltete er mit der größten Treue, bis er dieselben
nach vollendetem 80. Lebensjahre niederlegte. Wie er die Wohlfahrt seiner
Gutsangehörigen mit treuer Sorgfalt pflegte und besonders Kirche und Schule
sich angelegen sein ließ, so bewies er auch in weiteren Kreisen selbstvergessene
und opferfreudige Hülfsbereitschaft. Im J. 1848 trat er als treuer Diener
seines Herrn und Königs an der Spitze der Conservativen den revolutionären
Tendenzen und ihren Vertretern entgegen und blieb seitdem bis an seinen Tod
das unermüdliche und geehrte Haupt derselben in seinem Kreise. So nüchtern
der selbstbekannte Wahlspruch: "Vom Fleck zum Zweck" klingt, so voll und
reich hat er denselben zu Ehren gebracht. Am 1. Mai 1872 folgte er seiner
zu Venedig den 14. Jan. 1858 verstorbenen und in der Capelle zu Steinfurth
beigesetzte Gemahlin im Tode nach. Sein ältester Sohn ist der General der
Cavallerie Graf Friedrich v. B.-B., General Adjutant des Kaisers, vordem Gouverneur
im Elsaß. |
Stralsunder Zeitung 1872 nr. 140.
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