Name: Rulant: Vorname: Rütger R. I., II.,
Gr.
heroischem Neffen, Roland genannt haben, welchen schönen Namen dann die
ganze Familie mit Vergnügen acceptirt haben mag, als sie in Aachen ihren
Wohnsitz nahm — Aus diesem gegen Ende des 16. Jahrhunderts in einem
Zweige nach Hamburg gekommenen Geschlecht sind nun die folgenden drei Personen,
Großvater, Vater und Sohn, denkwürdig. — Rütger R. I., geboren
zu Aachen 1568, Doctor der Rechte, auch Syndicus seiner Vaterstadt, war ein
seiner Zeit berühmter schneidiger Jurist, Rathgeber vieler Reichefürsten und
Stände, auch häufig als kaiserlicher Commissar zur Schlichtung verwickelter
Streitigkeiten abgeordnet. Er schlug in den 1590er Jahren seinen Wohnsitz in
Hamburg auf und verheirathete sich hier mit einer angesehenen reichen Niederländerin.
Auch hier fungirte er 1610 als kaiserlicher Commissar in der Weitaussehenden
Proceßsache Schauenburg-Holstein (Pinneberg) contra Hamburg,
und Hamburg contra Schauenburg, puncto Hut- und Weidegerechtigkeit. Diesem
reichsgräflichen Hause hatte er einige 20 Jahre so nützlich gedient, daß ihm
1622 von demselben eine Windmühle bei Ottensen und Othmarschen (die noch
gegenwärtig Rolandsmühle heißt) übertragen und ihm die Anwartschaft auf eine
gräfliche Elbinsel verliehen wurde. 1622 Wurde er auch von Kaiser Ferdinand II.
nobilitirt, und sein Wappen derart vermehrt, daß zu den Römerbechern und
Weintrauben im Schilde noch ein rittermäßiger Mann auf dem Helm hinzukam,
was einigermaßen jene Rolandstradition zu bestätigen scheint. Er starb
in Hamburg am 13. December 1630. — Dessen Sohn war Rüiger R. II.,
geboren in Hamburg 1621, ebenfalls ein tüchtiger Jurist, der als Doctor der
Rechte viele Jahre rühmlichst prakticirte, bis er 1670 zum Syndicus seiner
Vaterstadt erwählt wurde und in diesem Amte nicht nur die reichskammergerichtlichen
Processe der Stadt führen, sondern auch manche Gesandtschaften übernehmen
mußte, z. B. an den König von Dänemark (drei Mal) und an den
Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Celle, so daß er kaum Zeit fand, sich an
den inneren Angelegenheiten eingehend zu betheiligen. Er starb am 19. Mai
1675. - Dessen Sohn war Rütger R. III., geboren am 22. Januar 1665,
der nach vollendeter Schulbildung den rühmlichen Spuren seiner Väter folgte,
1686 in Leipzig Jura studirte, 1690 in Utrecht Doctor der Rechte wurde und
nach großen Reisen durch ganz Deutschland, Holland, Frankreich, Ungarn und
Polen nach Hamburg heimkehrte, wo er anfangs nur privatisirte, mit seinem
Schwager, dem späteren Bürgermeister Dr. Gerhard Schröder, sich eingehend mit
Studien der Hamburgischen Geschichte und Verfassung beschäftigte und ein bedeutendes
urkundliches Material sammelte, welches beide Forscher später letztwillig
dem Stadtarchiv vermachten, wo es zum Theil noch jetzt sich befindet. Im J.
1719 zum Senator erwählt und 1726 —27 die Prätur verwaltend, war er ein
Schrecken der vielen Juden, welche sich mit dem sog. Kippen und Wippen (Verschlechtern
guter Münzen) befaßten, deren Kniffe und Schliche er erspürte und
scharf abstrafte. 1728 wurde er Bürgermeister. Er war bereits 34 Jahre
Wittwer und stand in seinem 71. Lebensjahre, als er noch so frisch und muthig
sich fühlte, um eine zweite Ehe einzugehen mit der 17jährigen Tochter seines
Vorwesers Bürgermeister Wiese. Und diese stand nicht an, als R. am 22. November
1742 gestorben war, als 27jährige Wittwe den 57jährigen Bürgermeister
Widow zu heirathen, worauf sie, abermals Wittwe, 37 Jahre alt endlich einen
gleichaltrigen Gatten fand in der Person des preußischen Residenten v. Hecht.
Buek, Die Hamburger Bürgermeister, S. 142. — Langermann, Hamb.
Münz- und Medaillen:vergnügen, S. 614.
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