Name: Ruland: Vorname: Martin R. der Aeltere,
Er war Anhänger der Paracelsischen Lehren und verfaßte eine ganze Reihe von Schriften, in denen er mehr oder weniger den alchemistischen Anschauungen seiner Zeit huldigte. Ohne die geringste Rücksicht auf die Ursache der Krankheiten zu nehmen, empfahl er zur Heilung derselben seine Geheimmittel "Arcana", die meist aus Brechmitteln bestanden, namentlich Antimonpräparaten. Seine in der Biographie médicale Band VII, S. 72 verzeichneten medicinischen Schriften haben heutzutage nur historischen Werth. Wir führen davon an: "Medicina practica recens et nova" etc. (Straßburg 1564 und noch mehrfach aufgelegt); "Curationum empiricarum et historicarum centuriae X" (Basel 1578 und viele weitere Ausgaben); "Lexicon alchemiae sive dictionarium alchemisticum" etc. (Frankfurt 1612, 1661 Nürnberg 1671). Uebrigens war R. auch ein ausgezeichneter Hellenist und Verfasser einer schätzenswerthen "Grammatica minor graeca". Bedeutender, weil weniger
in der abergläubischen Richtung seiner Zeit besangen, ist sein gleichnamiger Sohn
Martin R., "der Jüngere" zum Unterschied von seinem Vater genannt. Derselb
e ist am 11. November 1569 in Lauingen geboren, studirte in Basel und
erhielt hier schon im 18. Jahre (1587) die medicinische Doctorwürde. Darauf
machte er weitere wissenschaftliche Reisen nach dem Auslande, kehrte nach Deutschland
zurück, ließ sich in Regensburg nieder, Wurde daselbst 1594 Stadtphysicus
und 1607 als Nachfolger seines Vaters Leibarzt des Kaisers Rudolf II. in
Prag. Doch hatte er sich dieser Stellung nicht lange zu erfreuen, da er bereits
am 23. April 1611 starb. Sein Tod erfolgte an einer Krankheit, über die er
während seines Lebens gründliche und verdienstvolle Beobachtungen angestellt
und veröffentlicht hatte, nämlich am sog. ungarischen Fieber. Die bezügliche,
noch heute lesens und bemerkenswerthe Veröffentlichung Ruland's ist betitelt:
"De perniciosa luis Hungaricae teemarst et curatione" (Frankfurt 1600; Leipzig
1610, 1616; Lyon 1628; Stettin 1651). Er erklärt darin diese Krankheit
fni identisch mit dem Petechialtyphus der Italiener und Franzosen und spricht
sich für die contagiöse Natur derselben aus.Vgl. noch Biographie med. VII, 78 und Biogr. Lexicon hervorragender
Aerzte etc. V, 120.
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