Name: Rüger: Vorname: Thomas R.,
gestorben zu sein, denn von 1482 ab betrieb seine Wittwe unter der Firma Anna Rügerin bis 1484 die Officin Weiter, während dagegen Schönsperger (s. d .s von 1481 —1524 eine eigene
Buchdruckerei besaß. Das Typenmaterial scheinen beide im J. 1481 getheilt
zu haben oder aber sie ließen die Lettern zusammen anfertigen, denn zwei von
der Wittwe Rüger's 1484 herausgegebene Drucke stimmen in den Typen aufs
genaueste überein mit denjenigen, welche Schönsperger zu seiner "Summa Joannis"
vom Jahre 1489 benützt hat (s. Braun, Notitia II. Th., Tab. I, Nr. III).
Die erste, den Bibliographen gänzlich unbekannte Druckschrift der Anna Rügerin
ist betitelt; "Formulari darynn begriffen seynd allerhand brieff und waß alles
zu briefmachen dienent ist" 1484. Wir haben hier neben dem Druck Knoblochtzers
in Straßburg "Formulare und Deutsch Rhetorica" von 1483 und einem
ähnlichen Buche von Anton Sorg in Augsburg von 1484 eines der ersten
Muster unserer heutigen "Briefsteller" vor uns. Die erste Seite beginnt mit
den Worten "In dem namen der heyligen vnzerteylten Trifaltikeyt — Amen" ;
dann folgt ein Register, welches auf Blatt 5 recto mit den Worten schließt:
Hie endet sich das register" . Blatt 5 verso ist leer, Blatt 6 beginnt mit dem
Wort "RETHORICA" , welches aus den eigenthümlichen Majuskelcharakteren
gesetzt ist, deren sich Ambrosius Keller häufig bedient haben soll (s. Braun,
Notitia, II. Th., Tab. I, Nr. I und Zapf, Geschichte S. 53). Die Schlußschrift
lautet: "Hie endet sich der formalari darinn begriffen seind aller hand brief
Gedruckt und vollendt zu Augspurg von Anna Rügerin am dornstag noch vor
sant Peters gefengknus des jars als man zalt nach christi geburt 1484. jar."
Der zweite, genau mit denselben Typen hergestellte Druck, ein hochinteressante
Einblattdruck, der noch nirgends beschrieben wurde und sich, wahrscheinlich als
Unicum, in Klemm's Bibliographischem Museum befindet, ist betitelt: "Die
; Zeichen der falschin guldin im nyderland gemacht" . Derselbe hat zwar keine
Druckfirma und Jahrzahl, die Typen stimmen aber vollkommen mit denen des
vorgenannten Druckes überein. Der Text beginnt mit den Worten: "Hyseind
zemercken die zeichen der falschen guldin im nyderland gemacht, bud
seind etlicher müntzer zu Göttingen jn Sachsen und jn andern stätten verprannt
und auff vier thunnen von jn gemüntzet." Dann folgt die Beschreibung von
fünf verschiedenen Arten der falschen Münzen, daneben sind die Abbildungen
von Vorder: und Rückseite derselben in Holz geschnitten und daran schließt sich
noch eine Nachschrift. Nach Falkenstein's Angabe druckte Anna R. im J, 1482
auch die Schrift: "Speculum Saxonicum". Ueber die weitere Thätigkeit und
die übrigen Lebensumstände Rüger's und seiner Ehefrau sind Nachrichten nicht
erhalten geblieben, ebenso fehlen auch nähere Angaben über den Verbleib der
Officin. Nicht unmöglich ist es, daß spätere Nachkommen des Augsburger Typographen
nach Altenburg verzogen sind, denn hier war im J. 1671 ein Buchdrucker
Georg Konrad R. thätig, von dem ein Sohn, Johann Konrad R.,
1699 —1702 als Hofbuchdrucker in Dresden, woselbst er 1699 Christ. Weise's
"Zittauisches Theatrum" druckte, und von 1705-1708 in Thorn als Drucker
erscheint.Vgl. H. Klemm, Katalog des Bibliographischen Museums. Dre:den
1884, S. 258, 259. — Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst. Leipzig
1840, S. 159. — Geßner, Buchdruckerkunst III, 266, 474; IV, 66.
Leipzig 1740.
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