Name: Rößner: Vorname: Hans R.
| oder Rosner, wird in der Regel als identischer Doppelgänger
des Hans Rosenplüt angesehen, da sein Name zweimal in der Schlußzeile
von Gedichten erscheint, die in andern Handschriften dem Rosenplüt beigelegt
sind. |
Aber diese Gleichsetzung ist unhaltbar. Von jenen Sprüchen
ist der eine, vom Einsiedel" unzweifelhaft ein Werk des berühmteren Nürnbergers,
der andere " von den Handwerken" ebenso sicher nicht; er entfernt
sich mit seinen wechselnden 4; , J- , selbst 2hebigen Versen weit von der Art
Rosenplüt's, der viel lieber seine Bierheber überladet, als daß er unter ihr
Maß herunterginge. Und dieselbe Neigung zu kürzeren Versen, die sich aus dem
Einfluß der halbirten Langzeile und älterer mittelhochdeutscher Vorbilder erklärt,
kehrt wieder in einem metrisch sehr sorglos und wechselvoll gebauten Spruche
(Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart XLVI, 307), dessen Verfasser
sich am Schlusse " Rosner der kleine Mann" nennt. Da Rosner's Gedichte
in den Handschriften meist unter Nürnberger Gut erscheinen, wird er ein
jüngerer Landsmann Rosenplüt's gewesen sein: schwerlich aber der Messingbrenner
gleichen Namens, der 1507 das Material zum Sebaldusgrab lieferte.
Unser R. scheint ein armer Teufel, der als fahrender Sprecher sich durchschlug:
vielleicht führte der kleine Mann auch noch den poetischen Spitznamen "Hans
der Schwätzer". Ostern 1474 erlebte er es wohl selbst in Regensburg, wie der
Ingolstadter Lector und Baccalaureus Peter Schwarz vor der zwangsweise versammelten
Judenschaft eine hebräische Bekehrungspredigt hielt: sein Gedicht
darüber, das die Regensburger Localgeschichte in Details nützlich ergänzt, gibt
dem socialistischen Judenhaß und der Judenfurcht des armen Schluckers drastischen
Ausdruck. Der Spruch " von den Handwerken" beruht in seiner ersten Hälfte,
die mit spielmännischer Renommisterei die angeblichen Künste des Dichters herprahlt,
wesentlich auf einem älteren Gedicht (v. d. Hagen's Gesammtabenteuer
Nr. 56): der zweite Theil, der mit humoristischer Uebertreibung und mit einem
Anklang an Wolfram'schen Witz das Elend des Verfassers ausmalt, wird selbstständig
sein. Möglich, daß zwei anonyme Gedichte "Vom Pfennig" und " Vom
Spiegel im Pech ebenfalls Rosner's Werk sind: sie lehnen sich gleichfalls in
ihrem ersten Theil eng an ältere Quellen (Myller, Deutsche Gedichte I, 216;
Keller's Erzählungen S. 471) an und führen sie, wie es scheint, aus eignen
Mitteln fort; wie Rosner's Handwerksspruch haben sie, zumal in der ersten
Partie. viel kurze Verse. Dieses metrischen Kennzeichens entbehrt ein unzüchtiger
Spruch "Vom Frauenkriegen" : der Dichter, der sich in der Schlußzeile nennt,
belauscht ein Kränzchen von Frauen, die ihre Männer abwechselnd loben und
schelten: es herrscht der Ton des Nürnberger Fastnachtspiels, wie Wir es durch
Rosenplüt und sonst kennen.Fastnachtspiele aus dem 15. Jahrhundert, herausg. v. Keller, III, 1135,
1176, 1183; Nachlese S. 305; Erzählungen aus altdeutschen Hss. S. 177.
— Wendeler in Wagner's Archiv f. d. Geschichte deutscher Sprache und
Dichtung I, 102, 122.
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