Name: Rheinbaben: Vorname: Georg Wilhelm v. R.
Obgleich er in dieser Stellung sich der hohen Gunst des Herzogs Wilhelm Ernst erfreute, fand er sich doch im J. 1710 veranlaßt, seinen Abschied zu geben und die ihm angebotene Stelle als Regierungspräsident beim Herzog von Coburg-Saalfeld anzunehmen. Herbeigeführt ward dieser Schritt durch die damals beginnenden Zwistigkeiten, die der Herzog mit seinem, im J. 1709 mündig gewordenen Neffen Ernst August (s. A. D. B. VI, 317) hatte, welcher, einem leidigen Familiengesetze zur Folge, zum Mitregenten hatte ernannt werden müssen. Der ältere Herzog behauptete das ihm gebührende Principat, die eigentlich ausübende Macht und Gewalt; der jüngere, energisch und leidenschaftlich, wollte sich dem nicht unterwerfen. Daraus entstanden Streitigkeiten in unzähliger Reihenfolge, so daß schließlich im J. 1723 ein kaiserliches Rescript dem jüngeren Herzog Mäßigung und Nachgiebigkeit auferlegte. Alles dies hatte der scharfsichtige R. vorhergesehen, und da er ebensowol den Herzog Wilhelm Ernst als weisen Regenten verehrte und hochstellte, wie er andererseits den mannigfachen guten Eigenschaften des Herzogs Ernst August Gerechtigkeit widerfahren ließ, was ihm durch dessen höchstes Vertrauen erwiedert wurde, so zog er vor, einer derartigen schwierigen Stellung sich zu entziehen, als einziges Mittel, dem alten Herrn gegenüber seine Ergebenheit unvermindert zu bewahren, und zugleich seine persönlichen Beziehungen zum jungen Herrn nicht abzubrechen. Er erreichte auch diese Absicht so vollständig, daß er bei der
infolge des erwähnten kaiserlichen Rescripts stattfindenden sogenannten Mediations-Conferenz
als Bevollmächtigter des Herzogs Ernst August fungirte, und
daß nach dem Tode des Herzogs Wilhelm Ernst im August 1728 er sofort als
erster Minister nach Weimar berufen ward. In dieser Stellung hat er dann
noch elf Jahre lang dem Fürsten und dem Lande die wichtigsten Dienste geleistet.
Seinem Einflusse ist es wesentlich zuzuschreiben, daß der Anfang der
neuen Regierung sich nicht durch hastige und überstürzte Neuerungen bemerkbar
machte, was nach dem Charakter des Herzogs wohl zu befürchten war. Für
bessere Verwaltung des Landes und regelmäßigere Justizpflege wurde eifrig gesorgt,
Gewerbe und Handel wurden gehoben, gemeinnützige Bestrebungen unterstützt;
Vieles geschah für die Schulen des Landes, für das Gymnasium zu
Weimar, für die Universität Jena. Nicht bloß bei vielfachen reorganisatorischen
Verordnungen war R. seinem Fürsten von Werth; auch negativ hatte er seine
großen Verdienste, indem er den jähzornigen und halsstarrigen Herzog vor
manchen Extravaganzen zu bewahren wußte, wie deren nach Rheinbaben's im J.
1739 erfolgten Tode vielfältig zur Erscheinung kamen. Er stand fortwährend im
höchsten Ansehen bei dem Herzog, der bei Gelegenheit einer den Minister heimsuchenden
Krankheit einem Verwandten schrieb: "Wie höchst bekümmert ich darüber
bin, können Sie sich leicht einbilden; denn dies ist der beste Minister von
der ganzen Welt, in allen Tugenden und Geschicklichkeiten und der eine Sache
reell und uninteressirt weiß zu tractiren, und der Unsers fürstlichen Hauses Zustand
am meisten inne hat." Auch von anderen Zeitgenossen wird R. aufs vortheilhafteste
geschildert; der bekannte Pöllnitz, der selten seiner bösen Zunge einen
Zügel anlegt, sagt von ihm: "Der Baron v. Reinbaben hat den Titel Präsident
des Staatsraths. Er ist ein Mann von guter Familie, aus Schlesien, von sehr
großer Capacität, dessen Sanftmuth und Bescheidenheit wenig ihres Gleichen
finden, — der in seiner Jugend viel gereist ist, und sich das Gute aller Nationen
die er besuchte, anzueignen wußte. Er spricht verschiedene Sprachen, ist
ein großer Historiker, weiser Jurist, und guter Dichter. Trotz der Geschäfte mit
denen er betraut ist, und der Sorgen die er einer zahlreichen Familie widmet,
studirt er noch ohne Unterlaß, und ist nie zufriedener als wenn er sich von
seinen Büchern umgeben sieht. Dabei ist er jedoch keineswegs ein Feind der
Vergnügungen, er genießt sie ohne sich ihnen hinzugeben, und nimmt sie hin
ohne sie aufzusuchen. Um sein Porträt zu vollenden, muß ich hinzufügen Was
von ihm ein Fürst sagte, der ihn genau kannte: "Sollte die Rechtschaffenheit
durchaus von der Erde verschwunden sein, wäre ich sicher sie beim Baron v. Reinbaben
wiederzufinden 'S. auch: Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. Von
Carl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay. Leipzig 1872.
Uebersetzung mehrerer Gedichte aus dem Lateinischen, Französischen und Italienischen.
Die eigenen Schöpfungen nehmen in dem umfangreichen Bande den
bescheidensten Raum ein. Aus seinen vereinzelten geistlichen Gedichten spricht
ebensowenig eine bestimmte poelische Individualität wie aus seinen weltlichen, in
denen er den Wort , Formel- und Bilderschatz der zeitgenössischen schlesischen
Dichtung handhabt. Nicht ohne Werth für die Erkenntniß seiner Neigungen und
seines Charakters ist die umfangreiche Vorrede zu seinen poetischen Werken, in
der er neben einer Vertheidigung des Tasso gegen die bekannten Angriffe, Aeußerungen
über Dichten und Dichter macht, die mit der Tendenz seiner Gedichte
zusammengehalten, Zeugniß für sein edles und für die Poesie begeistertes Wesen
ablegen.De nobilibus Germanorum poetis, sive von Adelichen Teutschen Poeten,
von Thomas Burckhard. Regiomonti 1715.
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