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Name: Reusch:
Vorname: Johann R.
(Reuschius), gebürtig aus Rodach oder Rotach im Coburgischen. War anfänglich Cantor an der Stadtschule in Meißen, wurde aber 1547 auf Wunsch des Rectors Georg Fabricius an die Fürstenschule daselbst berufen, doch schon 1548 wählte man ihn zum Rector an der Stadtschule.

Der Bischof von Meißen, Johann von Haugwitz, zog ihn bald darauf in seine Nähe und machte ihn zum Dechanten, dann zum Kanzler des Stiftes Wurzen, endlich ernannte ihn der Kurfürst August von Sachsen zum Geheimen Rath. Er starb am 27. Februar 1582 (s. 3. A. Müller, Geschichte der chursächs. Fürsten- und Landesschule zu Meißen. Leipzig 1789). Von R. besitzen Wir ein musiktheoretisches Werk, und eine kleine Anzahl Compositionen, die uns beweisen, daß er ein tüchtiger und begabter Componist war. Das erste ist eine Sammlung Grablieder auf die Rhau'sche Familie in Wittenberg, wo er wahrscheinlich einst studirte und mit der Familie bekannt geworden ist, sie trägt den Titel: "Epitaphia Rhauorum composita per Joann'em Reuschium Rotachensem." Vitebergae 1550. (Die Gymnasialbibliothek in Zwickau besitzt das einzige bekannte Exemplar in 4 Stimmbüchern; Beschreibung desselben in Monatsh. f. Musikg. VII, 163.) 1553 erschien in Leipzig bei Gunther eine kleine musiktheoretische Arbeit, die er dem Knaben Julius Fritschius in Meißen widmete. dem er wahrscheinlich damals Musikunterricht ertheilte: "Elementa musicae practicae pro incipientibus". Sie besteht nur aus 20 Blättern. Das einzig bekannte Exemplar besitzt die Stadtbibliothek in Breslau. Aus dem Vorworte erfahren wir, daß Heinrich Faber, der bekannte Theoretiker, vor etwa 15 Jahren sein Lehrer gewesen ist; da sich nun Faber um 1538 in Naumburg als Rector an der Schule des Klosters St. Georg befand, so wissen wir dadurch zugleich, wo R. seine Studien gemacht hat. Auch wird hierdurch die Richtigkeit des Todesdatum Faber's bestätigt, da ihn R. 1553 als einen Verstorbenen bezeichnet (s. Monatsh. f. Musikg II, 18a). Das letzte bekannte Druckwerk von R. besteht aus Melodien zu den Oden des Georg Fabricius, die in Leipzig 1554 erschienen und wovon die Staatsbibliothek in München ein Exemplar besitzt. Ob die Angäbe. Fétis ', daß von dem letzten Werke eine zweite Ausgabe 1574 in Zürich erschien, richtig ist, bedarf noch der Bestätigung.
Rob. Eitner.