Name: Reiniger: Vorname: Ernst Otto R.,
Schon in Knabenjahren ein geschickter Zeichner und Cellospieler ent
schied sich R. erst nach Vollendung einer kaufmännischen Lehre im väterlichen
Geschäfte für die Landschaftsmalerei als Lebensberuf. Er trat in die Stuttgarter
Kunstschule ein und fand hier an Professor H. Funk einen trefflichen Lehrer.
Im Sommer 1863 ging er nach München und gab sich dort ein Jahr lang an
der Akademie vorzugsweise der Leitung Piloty's hin. Im Spätsommer 1864
machte er eine längere Studienreise an die Gestade und in die umliegenden
Thäler des Gardasee. Hier lernte er den Münchener Maler F. Hennings
kennen, der bald sein bester Freund wurde und neben E. Schleich und den
schwäbischen Landsleuten C. Ebert und G. Cloß, den glücklichsten Einfluß auf
seine Weiterbildung gewann. Nach der Zurückkunft wählte R. München zum
dauernden Wohnsitz. Den Stoff zu seinen, mit verzehrendem Fleiße ausgeführten
Bildern holte er theils im bairischen Gebirge, besonders am Starnberger-, Chiemund
Königssee, theils in Südtirol und Oberitalien; in Venedig zog er auch die
Architekturmalerei mit Erfolg in den Bereich seiner Kunst. Schon wurde sein
Name häufig mit den besten Vertretern der neueren Münchener Schule zusammengenannt,
als ihn im Frühjahr 1873 ein Leberleiden zwang, ins Elternhaus
zurückzukehren, wo der Tod seinem heißen Streben bald ein allzufrühes Ziel
setzte. Seine früheren Bilder litten unter allzuwilliger Hingabe an die damalige
Münchener Mode des grauen Tones; den reiferen verleiht ein gewisses
musikalisches Element in bewegter Führung der Linien und lebhaftem Vortrag
der Farben einen eigenthümlichen Reiz.Vgl. meinen Nekrolog im Staatsanzeiger für Württemberg, Jahrgang
1873, S. 829.
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