Name: Rau: Vorname: Ernst R.,
Wagner einen tüchtigen Lehrer fand. Schon seine reiferen Schülerarbeiten. ein Retief für den Herzog von Meiningen: "die Erfindung der Malerei" , eine Porträtbüste für das Denkmal seines Landsmannes, des Organisten J. H. Knecht in Biberach, das Modell zu einem silbernen Altarcrucisix für die Stuttgarter Stiftskirche, Porträtbüsten der Kunstschulprofessoren Neher, Weisser und Haakh, erweckten eine gute Meinung für sein Talent. Sein letztes, in der Kunstschule unternommenes Werk war eine Colossalbüste Ludwig Uhland's, dessen Todtenmaske er in Tübingen abgenommen hatte. Ein Stuttgarter Kunstfreund, welcher als Tübinger Student den Kopf des Dichters oft auf die Schwierigkeit einer künftigen Monumentaldarstellung angesehen hatte, lieh dem bald die Sprödigkeit seines Stoffes herb empfindenden Künstler seine Erinnerungen. Ihm verdankte R. auch die fördernde Theilnahme der Wittwe Uhlands und vieler anderen Verwandten und Freunde desselben. Das im Februar 1863 fertig gewordene Gipsmodell fand denn auch so viel Beifall, daß der Stuttgarter Liederkranz dasselbe erwarb und einen nach demselben von Pelargus in Stuttgart gemachten Bronceguß im J. 1865 als Denkmal im Liederhalle-Garten aufstellen ließ. Die größte Genugthuung aber fand der junge Meister, der sich jetzt in Stuttgart selbständig niederließ, dadurch, daß Uhland's Wittwe eine lebensgroße Marmorbüste ihres Gatten für sich bestellte. R. begnügte sich nicht mit einer Verkleinerung der Colossalbüste, sondern arbeitete den Kopf noch einmal durch und schuf in diesem von Frau Uhland der Stuttgarter Staatsgalerie testamentarisch vermachten Werke einen uhland-Typus, welchen kein Uhland-Darsteller unbeachtet lassen sollte. (S. meinen Aufsatz: Eine Uhland-Büste im Uhland-Haus im Morgenblatt f. g. L. Jhg. 1863. S. 809-11.) Eine
dritte Büste Uhlands machte R. später überlebensgroß in Sandstein für das
Haus Nr. 13 der Alexanderstraße in Stuttgart, auf welches die dortige
Uhlandstraße zuläuft. Dagegen siel er bei der Concurrenz für das Tübinger
Uhland-Denkmal durch. — Eine um das Jahr 1864 von einer Biberacher
Verwandten ihm zu einer Reise nach Italien geschenkte Summe verwandte R.
zu einem halbjährigen Studienaufenthalt in Berlin. Das Vertrauen auf seine
Porträtkunst rechtfertigte er wieder im J. 1868 durch eine Büste des Historikers
Conr. Pfaff, welche, von Pelargus in Erz gegossen, auf der sogen. Maille in
Esslingen aufgestellt wurde, und im J. 1873 durch ein Porträthochrelief in
der von Leins entworfenen und von Pelargus in Zink gegossenen und broncirten
Gedenktafel am Geburtshause des Dichters Hölderlin in Lauffen a. N. Bestritten
dagegen ist der Werth seiner von Pelargus in Erz gegossenen und im
J. 1876 aufgestellten Schiller Statue zu Marbach. Bei längerer Lebensdauer
wäre es wohl noch klarer zu Tage getreten, daß Rau's Begabung überhaupt
mehr auf decorative als auf hochmonumentale Aufgaben ging. Davon zeugen
außer den (jetzt durch schwächere Nachbildungen ersetzten!) zwei Bauernmädchen
vor der Stuttgarter Markthalle, mehrere allegorische, Anmuth und Würde schön
verbindende Gestalten, z. B. die von Pelargus in Zink gegossene und broncirte
Stuttgartia auf der Kreuzung der Marien und Reinsburgstraße in Stuttgart,
einige in Stein gehauene Figuren an der Villa Bohnenberger in Stuttgart, die
von Pelargus in Zink gegossene Helvetia, umgeben von weiblichen Personificationen
des Eisenbahn und Dampfschiffverkehrs auf einem Bahnhofsgebäude
in Zürich und die von Pelargus in Erz gegossene Germania auf dem von
Gnauth entworfenen Kriegerdenkmal des Fangelsbach Friedhofes in Stuttgart,
enthüllt am 2. December 1874. In der Nähe dieses Werkes wurde der junge
Künstler selbst, als ihn ein Blutsturz von einer eben durch Wettbewerb überkommenen
neuen Arbeit, einem Kriegerdenkmale für Pforzheim, hinwegraffte, begraben
und von den Seinigen durch einen, mit einem Bildnißmedaillon vom
Bildhauer Scheck gezierten, Denkstein geehrt.Vgl. Schwäb. Kronik 1875. S. 1973. —Seubert, Allgem. Künstlerlex.
3 S. 119 u. 120.
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