Name: Ragor: Vorname: Johann Ulrich (Huldrich) R.,
| evangelischer Theolog, in
Aarau verbürgert und in Windisch bei Brugg als Sohn des dortigen Pfarrers
und Decans Heinrich R. am 12. October 1534 geboren, bildete sich in Zürich
für den geistlichen Stand und erhielt am 17. März 1557 eine erste Anstellung
an der oberen Lateinschule in Zofingen (Aargau). |
Allem Anschein nach bekleidete
er dann seit 1560 das Pfarramt in Gränichen bei Aarau, kehrte aber 1568 als
ernannter zweiter Pfarrer nach Zofingen zurück. Vier Jahre später fand hier
im Gasthofe zum Raben ein Streithandel statt, bei welchem der Wirth, ein
Mitglied des Kleinen Rathes (Stadtrathes), ums Leben kam. Als der Magistrat
den Thäter zwar freisprach, ihn aber zu den Proceßkosten verurtheilte und aus
der Stadt verwies, sandte die Berner Regierung zwei ihrer Mitglieder zur
Untersuchung nach Zofingen. Infolge derselben hob sie die beiden Zusätze zum
Urtheil auf, während sie die Freisprechung bestätigte. Zugleich ertheilte sie der
städtischen Behörde einen Verweis, lud auch den Pfarrer R., der sich unberufener
Weise in diesen Handel gemischt haben sollte, zur Verantwortung nach Bern
und versetzte ihn zur Strafe nach Herzogenbuchsee. Während der Jahre 1572
bis 1587, da er hier wirkte, veröffentlichte er die von ihm mit einem Schlußworte
versehene, bis 1803 in zahlreichen Auflagen wiederholte "Reiß zum heiligen
Grab" (Basel 1575. 40) seines Schwagers, des Apothekers und Palästinafahrers
Daniel Egli von Aarau (s. A. D. B. V, 677 f.), sowie auch die eigene Schrift:
"Von den Erdbidem Ein Grundlicher bericht, was dieselbigen seyen, auß was
vrsach sie enstanden. und auff was end hin sie beschehen" (Basel 1578. 40).
Seit 1587 Pfarrer in Kirchberg bei Burgdorf, betheiligte er sich am 15. April
1588 auf dem Berner Rathhause als Abgeordneter an der Disputation des
Abraham Musculus (Müslin) gegen Samuel Huber, damals Pfarrer in Burgdorf,
über einige vom reformierten Glauben abweichende und nachher zur Amtsentsetzung
führende Ansichten des Letzteren, namentlich in der Lehre von der Gnadenwahl,
und beantwortete drei Jahre später mit den Theologen von Basel, Bern,
Schaffhausen und Zürich ein schmähsüchtiges Libell Huber's in der gemeinsamen
Gegenschrift: "Wahrhaffter und grundtlicher Gegenbericht, auff Samuel Huber's
neüwlich außgangnen vnwahrhafften Bericht, mit wellichem er nicht allein die
Theologen Eydtgnossischer Euangelischer Stetten, sonders auch jhre lehr auff das
schmählichest antastet, vnnd fälschlich verleumdet (Zürich 1591. 40). Seine
letzten Lebensjahre verbrachte R. seit 1596 als Pfarrer in Muri bei Bern, wo
er, 70 Jahre alt, 1604 gestorben ist. Aus seiner Ehe mit Egli's Schwester
Christina ging ein Sohn, Daniel R. (†1648), hervor, welcher, zuletzt Schaffner
des Interlakenhauses in Bern, sich durch einen mehrfach gedruckten "Pflantzgart
(zuerst: Bern 1639. kl. 8°) um die Hebung des schweizerischen Land und
Gartenbaues sehr verdient gemacht hat.Quellen und Bibliographie s. in meinen "Aargauischen Schriftstellern" .
1. Lief. Aarau 1887. S. 15 —17.
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