Name: Moller: Vorname: Martin M.,
| auch mitunter Möller genannt, lutherischer
Prediger und bekannter Dichter geistlicher Lieder, wurde am 9. November 1547
zu Kropstädt bei Wittenberg geboren; sein Vater, Dionysius M., war Bauer.
M. besuchte die Stadtschule zu Wittenberg bis in sein neunzehntes Jahr und
kam dann nach Görlitz; im J. 1568 ward er Cantor zu Löwenberg. |
Ohne
auf einer Universität studirt zu haben ward er im J. 1572 zum Pfarrer in
Kesselsdorf ernannt und kam bald darauf als Diakonus wieder nach Löwenberg;
im J. 1575 ward er Pfarrer zu Sprottau. Hier kam er in Folge seines Umganges
mit reformirten Geistlichen in den Verdacht, ein heimlicher Calvinist zu
sein. Im J. 1600 ward er als Pastor primarius nach Görlitz berufen. Hier
gab er eine Postille unter dem Titel: "Praxis Evangeliorum" heraus in 4 Bänden,
1601 f., welche dem Wittenberger Professor Salomon Geßner (vgl. Bd. IX,
S. 121 f.) Veranlassung gab, gegen den Cryptocalvinismus in der Oberlausitz zu
eifern und M. auf alle Weise schonungslos anzugreifen, obschon M. ihn über
seine lutherische Orthodoxie in einer eingehenden brieflichen Mittheilung zu beruhigen
versucht hatte. Als darauf M. seine Postille diesen Angriffen gegenüber zu
vertheidigen suchte, ward die Erbitterung gegen ihn nur noch schlimmer. Doch
ließ der Stadtrath sich nicht dazu bewegen, gegen ihn einzuschreiten. Im
J. 1605 bekam er ein Augenleiden, in Folge dessen er das Gesicht verlor. Dazu
kamen dann noch Steinschmerzen, die seine Kraft vollends aufzehrten; er starb
am 2. März 1606. Seine geistlichen Lieder finden sich in folgenden Werken :
"Meditationes sacrae" (1. Theil 1584, 2. Theil 1591, beide mehrfach aufgelegt),
"Manuale de praeparatione ad mortem" (1593 und mehrfach wieder abgedruckt)
und "Thesaurus precationum" (1602). Alle diese Werte enthalten Betrachtungen
und Gebete, denen Lieder oder einzelne Verse hinzugefügt sind. Die Lieder sind
zum Theil Uebersetzungen alter lateinischer Hymnen, im Uebrigen Moller's eigne
Dichtung; sie zeichnen sich durch einfaches, warmes Gefühl und richtige Behandlung
des Verses aus, und gehören, von einzelnen Provincialismen abgesehen, zu
den besten jener Zeit.Jöcher III, Sp. 574. Rotermund zum Jöcher IV, Sp. 1871. Koch,
Geschichte des Kirchenliedes u. s. f., 3. Aufl., II, S. 211 ff, , IV, S. 552.
Zöllner, Das deutsche Kirchenlied in der Oberlausitz, 1871, S. 36 ff.
|