Die deutschen Heldensagen
von
Friedrich von der LeyenZweite, völlig neubearbeitete Auflage München 1923
C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung
Oskar Beck
4. Siegfried und Brünhild
In der germanischen Dichtung war Siegfried — wie wir uns das nochmals einprägen wollen — ein vater- und mutterloser Bursche, dem ein Schmied ein wunderbares Schwert schmiedet, der einen überstarken Drachen besiegt und sich mit dessen geschmolzener Hornhaut bis auf eine Stelle zwischen den Schultern unverletzlich macht, der zwei Nibelungenfürsten erschlägt, die um das Erbe ihres Vaters streiten, ihren Schatz erbeutet und auf sein Roß legt.
In der nordischen und in der deutschen Dichtung haben sich diese alten Sagen verschieden entwickelt. Im Nibelungenlied blieben sie ziemlich unversehrt, freilich behauptet der Dichter bald, Siegfried sei ein fahrender Recke, bald, er sei der Sohn eines mächtigen Königs, und bei der Brünhild läßt er ihn sagen, er sei Gunthers Eigenmann. Im Nordischen erscheinen statt der streitenden Nibelungen Regin und Fafnir, und Fafnir verwandelt sich in den überwundenen Drachen. Als Siegfried von seinem Herzsaft kostet, versteht er die Sprache der Vögel. Dieser Zug erscheint uns als eine Entlehnung aus einer keltischen Dichtung. - Das nordische Lied, das uns den Tod Fafnirs schildert, ist eine edle Frucht germanischer Kunst. Der sterbende Drache verwundert sich über den leuchtenden Knaben, der ihn erschlug.
DeutschsSagenBuch-Band_2-288 | Flip | arpa |
---|
"Knabe, der du noch Knabe bist, wer der Menschen gebar dich, daß du im Fafni gerötet hast dein Schwert und es drang mir bis an mein Herz." Und dieser Knabe steht, unschuldig und unüberwindlich, geheimnisvoll und trotzig vor dem Wurm, sagt ihm widerstrebend seinen Namen, sein Mut habe ihn zur Tat gereizt, seine Hände und sein Schwert hätten sie vollbracht. Auf die Weissagung des Sterbenden, Gold und Ringe würden ihm den Untergang bringen, hat er nur die Antwort, daß einmal jeder sterben werde. Das Gift, das er von sich schnaubte, und der Schreckenshelm, den er trug, haben dem Wurm nicht geholfen; umsonst bleiben die Mahnungen des Sterbenden. Er verhaucht bei seinem Gold sein Leben, der Fluch seines Goldes ergeht auch über Sigurd und rafft ihn dahin.
Der nordische Dichter des zehnten Jahrhunderts stellt dann den Sigurd in das Heldengeschlecht der Wölsunge, gibt ihm den Siegmund zum Vater, dessen Tod er rächt, dessen zerbrochenes Schwert er zusammenschmelzt, Sigurds Ruhm überstrahlte den Ruhm aller Helden, ihn berät und beschützt Odhin. — In Tat, Wesen, Herkunft waren Sigurd und Siegmund von jeher verwandt, daß beide in der Dichtung Vater und Sohn wurden, kann uns nicht überraschen. Im deutschen Nibelungenlied ist Siegmund fast vergessen, ein Schemen, der nicht einmal den Mord seines Sohnes rächt. — Die überlieferung behing den Gott Thor, dessen Wesen an das Siegfrieds manchmal erinnert, im Norden mit Fabeleien, wie wir sie aus dem Märchen vom starken Hans kennen. Es ist das Märchen von einem Helden, der seinen Dienstherrn durch seine Wildheit und Überkraft zur Verzweiflung bringt, und den dieser darum vernichten will. Er wirft auf ihn schwere Steine, schickt ihn zur Hölle, aber aus allen Gefahren kommt der Bursche unversehrt zurück. Dies Märchen hat sich auch des Siegfried bemächtigt, zusammen mit dem vom kräftigen Bärensohn und seinen tückischen schwächeren
DeutschsSagenBuch-Band_2-289 | Flip | arpa |
---|
Genossen, die vergeblich versuchen, ihn zu töten, und trotz denen er die schöne Jungfrau sich erringt; er tötet mit einem Schwert, das nur er schwingen kann, den Drachen, der sie bewacht. Deutlich kann man märchenhafte Zutaten dieser Art in der niederdeutschen Thidrekssage und im deutschen Lied vom Hürnen Seyfried erkennen.
Der Seyfried dieses Liedes peinigt seinen Meister, einen Schmied, und seine Gesellen, reißt Bäume aus, fängt Löwen und hängt sie hoch in die Bäume, der Meister schickt ihn, um ihn zu verderben, zu einem Drachen, aber Seyfried verbrennt ihn und seine Brut, badet sich in ihrem Blute und wird unverwundbar, bis auf eine Stelle zwischen seinen Schultern. Dann will Seyfried die Kriemhild, die ein Drache entführte, befreien. Ein Zwerg Euglein warnt ihn und gibt ihm seinen Rat erst, als Seyfried ihn gepackt und an einen Felsen geschlagen hat. Er weist ihm den Weg zum Riesen Kuperan, der den Schlüssel zum Stein besitze, in dem der Drache haust. Seyfried besiegt, trotz dessen Stärke und dessen Rüstung, den Kuperan, der ergibt sich ihm, stößt dann aber hinterrücks mit seinem Schwert nach dem jungen Helden, so daß diesen nur die Tarnkappe des Iwerges rettet. Als Seyfried wieder zu sich kommt, zwingt er den Riesen, ihm den Weg zum Drachen zu zeigen und tröstet die Kriemhild. In der Höhle zeigt der Riese noch einmal seine Untreue und muß sie nun mit dem Tode büßen. Seyfried aber nimmt das Schwert, das ihm der Riese entdeckt und erschlägt nach wildem, gräßlichem Kampf endlich den Drachen, dessen Schätze er nimmt und aus dessen Haft er viele Zwerge befreit. Das Lied erzählt dann noch ganz kurz, daß Seyfried die Schätze in den Rhein versenkt und daß er von Hagen ermordet wird. —
Auch in den anderen Liedern und Dichtungen von Siegfried haben sich die nordischen und deutschen Auffassungen und Darstellungen weit getrennt. Im Nordischen blieben die Erweckung und der Charakter der Brünhild die großen Themen, die Dichter schilderten Stolz und Liebe der Brünhild, das Herbe und Verschlossene, die Reizbarkeit und die Größe ihres Wesens, dem nur der unerschrockenste und der unberührteste Held ebenbürtig war. Im zehnten und elften Jahrhundert steigerte, verwirrte und
DeutschsSagenBuch-Band_2-290 | Flip | arpa |
---|
vertiefte man das Wesen dieser Frau. Einigen Poeten galt sie als Walküre: ein Lied von einer Walküre, die gegen das Gebot Odhins einen Helden im Kampf beschützte und die der Gott zur Strafe für ihren Trotz und Ungehorsam in langen Zauberschlaf versenkt hatte, wurde auf Brünhild übertragen. Aus ihrem Zauberschlaf erweckte sie Sigurd, beim Erwachen sprach sie die wundervollen Verse:
"Lange schlief ich, lange schlummerte ich, lang ist des Lebens Leid. Odhin schuf, daß den Schlummerbann zu lösen mir nicht gelang. Heil dir Tag! Heil euch Tagsöhne! Heil Nacht und Nachtkind! Mit holden Augen schaut hier auf uns und gebt uns Sitzenden Sieg! Heil euch Asen, heil euch Asinnen, heil dir fruchtschwere Flur. Rat und Rede gebt uns ruhmreichen beiden und heilkräftige Hände." (Genzmer.)
Dann verdoppelten Dichter, denen eine Walküre Brünhild und eine andere Brünhild in Erinnerung waren, Brünhilds Erwerbung: Sigurd erweckte sie aus ihrem Zauberschlaf, verlieh sie, vermählte sich mit Gunthers Schwester und erwarb für Gunther die Frau, die er zuerst erweckt und verlassen. — Brünhild war nun eine verlassene Geliebte und eine Walküre; früher das Schicksal beherrschend, nun vom Schicksal gedemütigt und um ihre Liebe betrogen. Den Trotz, die Wildheit, die Rachsucht der alten Brünhild hat sie nicht eingebüßt, nach himmlischer Macht und nach kurzem Glück muß sie die ganze Ohnmacht der irdischen Frau und den endlosen Schmerz der Liebe auskosten. — Siegfrieds Wesen befleckte sich durch seine Treulosigkeit. Der alte Glanz verblich, er wurde dem Jüngling im Märchen ähnlich, der die Braut vergißt, die ihm durch ihre Zauberkraft das Leben gerettet, vergißt, trotzdem sie. ihn vor dem Vergessen gewarnt. Was half da die Erfindung, daß Siegfried Brünhild vergaß, weil ihm Gudruns Mutter einen Trank der Vergessenheit gereist? —
Das älteste nordische Sigurdlied stammt aus dem Anfang
DeutschsSagenBuch-Band_2-291 | Flip | arpa |
---|
des zehnten Jahrhunderts, seine Auffassung leitet unmittelbar aus der germanischen her. Brünhild reizt den Gunnar, den Sigurd zu ermorden, und sie verleumdet ihn, er habe bei ihr geschlafen, damit Gunnar nicht anders kann als dem Gebot der Ehre folgend, die Treue zu brechen. Sigurd mußte fallen, weil er die Ehre der Brünhild kränkte und ihr eine Lüge sagte. Als er gefallen ist, folgt ihm, dem einzigen Ebenbürtigen, die Frau in den Tod. Sie will mit denen nicht leben, die das Gesetz der Blutsbrüderschaft verletzten, wozu sie selbst sie doch antrieb, sie bekennt, vordem sie stirbt, daß Sigurd sich nie an ihrem Magdtum verging, und sie klagt leidenschaftlich die an, die ihrer Aufreizung gehorchten.
Den Tod von Sigurd schildert dieser Dichter nicht, er läßt ihn durch eine Vogelstimme und dann durch eine kurze Botschaft verkünden und die Stimme des Vogels kann Gunnar nicht vergessen. Immer tönt sie in ihm nach und raubt ihm die Ruhe der Nacht.
Das zweite Sigurdslied, das kürzere, gehört dem elften Jahrhundert . Die Kunst seines Dichters ist eine ganz andere und ist ungleich; was er erzählt, entnimmt er rasch älterer Dichtung, er selbst ergeht sich in Selbstgesprächen und oft viel breiten Reden und er gibt die meisten davon seiner Brünhild. Diese Brünhild sehnt sich mit der ganzen Gewalt ihrer Seele nach der Liebe des Mannes, den ihr das Geschick versagte, ihr steht immer vor Augen, wie Sigurd die Gudrun liebt und zärtlich beschützt, ihr ist die Freude am Leben verschlossen, und nur der Zorn und die Wildheit gegeben, und aus aller ihrer Qual findet sie nur den einen Ausweg: wenn sie den Sigurd nicht besitzen darf, so soll er sterben. Die Seelenkämpfe und die Wildheit der Brünhild schildert dieser Dichter mit hinreißender Gewalt und Wahrheit in Tönen, wie sie die germanische Dichtung vor ihm noch nicht fand, und er vertieft sich auch mit großer und ernsthafter
DeutschsSagenBuch-Band_2-292 | Flip | arpa |
---|
Kunst in den Widerstreit der Gefühle, die Gunnars Herz zerreißen. Zum Schluß stellt er die Brünhild, die den eigenen Tod will, und über die in der letzten Stunde die Kraft der Seherin kommt, dem Gunnar, der Gudrun und dem Högni gegenüber. Sie will auf drin Holzstoß neben Sigurd liegen und das gleiche Schwert soll die Toten trennen, das einst die Lebenden trennte.
Der Dichter des letzten großen, nur in prosaischer Umschreibung erhaltenen Sigurdliedes gehört in die gleiche Zeit. Er unterscheidet sich dadurch von dem des zweiten, daß er die Grimhild, Gudruns Mutter, und ihren Vergessenheitstrank einführt, ihr schiebt er alle Schuld zu und er trägt die Vorgänge breiter vor und begründet sie umständlicher. Bei diesem Dichter verachtet Brünhild den Gunnar und nicht nur sie liebt den Sigurd, er erwidert leidenschaftlich ihre Liebe. Dadurch werden die seelischen Konflikte noch tiefer und wilder, die Äußerungen von Liebe und Haß mannigfaltiger, der Ausdruck der Leidenschaft gerät dabei freilich oft in das Gedunsene und in das Krasse.
Im deutschen Nibelungenlied erwirbt Siegfried für Gunther die Brünhild durch Kampfspiele, er reitet nicht mehr durch die Waberlohe. Die Kampfspiele um Brünhilds Besitz gleichen den Kämpfen, durch die ein Held in Sage und Märchen sich den Eingang ins Jenseits erzwingt, von denen die isländische Saga und die isländische Göttergeschichte wissen und die ja auch Dietrich von Bern bei Riesen und Zwergen besteht. — Siegfried spielt im Kampf um Brünhild etwa die Rolle, die im Ortnit Alberich spielt, die Rolle eines mächtigen, überirdischen Wesens, das unsichtbar wirkt und hilft. Dies Märchenhafte an der deutschen Dichtung von Brünhild haben viele Hörer empfunden. Die Gewichte von Brünhilds Erwerbung ist bis nach Rußland gewandert und hat sich dort mit andern Märchen verschmolzen. — Das Reich der Burgunden um Worms, in der gesegneten Ebene
DeutschsSagenBuch-Band_2-293 | Flip | arpa |
---|
des Rheins, hieß nun, wie Laurins Reich, der Rosengarten; in der Phantasie der Erzähler verwandelte es sich in eins jener Reiche, die ihre Besitzer eifersüchtig behüten und in die sie jedem den Eintritt verwehren. Wenn Siegfried am Anfang des Nibelungenliedes trotzig den Eingang in Gunthers Reich fordert und mit ihm kämpfen will, so hat er in einer älteren Dichtung vielleicht schon bei Gunther und den Seinen Kämpfe bestehen müssen, wie später bei Brünhild.
Die Vorgänge bei der Erwerbung der Brünhild erzählt ähnlich wie unser Nibelungenlied noch die Thidreksaga. Ein Vergleich beider Fassungen ergibt, daß sie auf ein gemeinsames Original zurückführen, auf eine Dichtung des zwölften Jahrhunderts.
Die Kampfspisle — das hat zuerst Andreas Heusler gesehen und in seiner Tragweite erkannt — gaben der alten Dichtung oon Brünhild ein ganz neues Gesicht. Der Gestaltentausch, die Durchreitung des Flammenwalles war eine mächtig ansteigende Überraschung, die Kampfspiele sind abwechslungsreicher, länger, spannender und unterhaltender; die alte Dichtung war eben heroisch, die junge ist spielmännisch. Der Durchreitung des Flammenwalles folgte das keusche Beilager, den Kampfspielen konnte sich das nicht anschließen. Da der Spielmann es nicht entbehren mochte, erfand er, daß Brünhild noch einmal sich gegen Gunther auflehnte, in der Brautnacht, und daß Siegfried sie noch einmal bezwang: damit war denn die von den Spielleuten so geliebte Verdoppelung erreicht. Für die Hörer der Spielleute war die weitere Ausmalung dieser Brautnacht bestimmt, , daß Brünhild den Gunther knebelt und an einen Pflock hängt, drei Nächte hintereinander. Im Spielmannsgedicht — im Nibelungenlied nicht mehr — hat Brünhild in der verhängnisvollen Nacht dem Siegfried wirklich gehört. Daß er sich vor der Kriemhild dieses Erfolges rühmte, wurde sein Verhängnis. — Im alten nordischen Sigurdlied sind die Königinnen allein, ihre
DeutschsSagenBuch-Band_2-294 | Flip | arpa |
---|
Reden folgen kurz, scharf und dramatisch aufeinander, als Brünhild den Ring sieht, wird sie bleich wie der Tod, geht in das Haus und spricht kein Wort. Der deutsche Dichter, und noch der des Nibelungenliedes, verdoppelt wieder den Streit und bringt ihn unter die Leute. Beim Turnier flammt er auf, beim Kirchgang setzt er sich fort, vor dem Gottesdienst sagt Kriemhild ihre Schmähung, nach dem Gottesdienst sagt sie ihre Beweise. Brünhild weint und ruft wach ihrem Mann, er solle ihr helfen! Das denke man sich in einem germanischen Heldenlied! Auch die eheliche Schelte, die dann die Frauen von den Männern hören müssen, paßt nicht in eine heldenhafte Sphäre!
Brünhild steht nun ziemlich tief, Kriemhild tritt zu stark in den Vordergrund, Gunther ist nicht frei von einer starken Komik, Siegfried gerät ins Prahlhansentum: so verwandelt sich ein altes heroisches Lied in der Hand eines Spielmanns. Sein Gedicht war nach Ausweis der Thidreksaga noch härter und heroischer als unser Nibelungenlied.
Nach Siegfrieds Mord ging Brünhild den Heimkehrendm entgegen, beglückwünschte sie zur guten Jagd, forderte sie auf, den Leichnam ins Bett der Kriemhild zu werfen, ,umarme sie ihn nun als Toten '. Jetzt ist ihm geworden, was er verdient hat, ihm und Kriemhild." (Heusler.)
In dieser Spielmannsdichtung treten noch wenig Handelnde auf, die Handlung wurde durch Schilderung nicht aufgehalten, es war noch ein Lied. Aber die Fügungen sind schon locker, der Inhalt bunt, die Vortragskunst malt breit aus, die Hörer werden nicht in die heroische Sphäre gehoben, sondern der Dichter steigt zu ihnen herunter, sie sollen sich erregen und lachen und weinen und aufschaudern.
Siegfrieds Mord geschah nach dem deutschen Nibelungenlied und nach den ältesten nordischen Zeugnissen im Wald. Im Nordischen wird Gutthonn der Vollstrecker der Tat und durch besonderen
DeutschsSagenBuch-Band_2-295 | Flip | arpa |
---|
Zauber dafür gestärkt, die Brüder geben ihm vom Fleisch des Wolfes, der Schlange und des Geiers. Im Deutschen ist ja Hagen der Mörder. Der Tod Siegfrieds im deutschen Nibelungenlied ist nun dem Tod Balders, wie ihn Snorri nider jüngeren Edda erzählt (Sagenbuch l, S. 120 f.), seltsam ähnlich. Ganz unmöglich ist es ja nicht, daß beide Berichte auf eine alte germanische Götter- und Heldensage zurückweisen, die dann aus dem Kultus entstanden wäre. Vorsichtiger und einleuchtender ist die Vermutung, daß der deutsche Dichter und der nordische Dichter beide ein weitverbreitetes Märchen kannten, das vom bedingten Leben: es erzählt von einem Helden, dessen Kraft auf irgendeinem geheimnisvoll Zauber beruht, den eine Frau kennt und verrät. — Wie dem auch sei, wenn der deutsche Dichter vom Ende Siegfrieds, der nordische vom Ende Balders berichtet, umfängt beide der Geist und die Tragik der alten großen jeder. Und im Nordischen und im Deutschen sind beide, Siegfried und Brünhild, immer Bürger zweier Welten geblieben. Im Nordischen ist das Walkürentum der Brünhild etwas zu lebhaft betont, im Deutschen ist sie etwas zu tief in das Bürgertum heruntergedrückt — doch wie verwundert und fremd und unberührt blickt sie immer noch in die Welt der Burgunden! — Das Nordische hält den Sigurd zu stark in den qualvollen Banden der Liebe zu Brünhild, aber der Tat seiner Jugend, der Bezwingung Fafnis, gab es ein wunderbares Leuchten. Im Deutschen der Drachenkampf hier verschollen, dort verwildert, dafür fällt auf Siegfrieds Tod das große scheidende Licht des alten germanischen Heldentums.
Copyright: arpa, 2015. Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können. Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen. Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt |