Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[922]

Hans Vogler an
[Diethelm] Röist und
Bullinger
[Ohne Ort,
um Ende November 1536]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 74 [ohne Siegel] Ungedruckt

Berichtet über Söldner, die sich in kaiserliche Dienste nach Mailand begeben; einer ihrer Führer ist Rudolf Brocker aus dem Rheintal. Laut Eck von Reischach sollen demnächst größere Truppen durch das Etschtal ziehen. Wolf Dietrich von Ems und [Hans?] Schnabel sollen verwundet nach Hause gekommen sein.

Zayg minem hernn Röstenn, burgermaister 2 etc., von mir die zittung 3 an: alhie nitt sonders, dann das der tagen etlich knechtt durch Costentz zogen und us dem Rinthal amer, haist Rudolf Brocker 4 , hat ouch etlich knecht, aber wenig,

24 Unbekannt.
1 In einem Lagebericht aus Mailand vom 24. November 1536 ist die Rede davon, Dass Eck von Reischach angeblich 2000 Knechte nach Mailand fuhren soll. Ungefähr zur selben Zeit kehrte Wolf Dietrich von Ems vom Kriegsdienst in Italien zurück (s. Ludwig Welti, Merk Sittich und Wolf Dietrich von Ems. Die Wegbereiter zum Aufstieg des Hauses Hohenems, Dornbirn 1952. — Schriften zur Vorarlberger Landeskunde 4, S. 100f). Beides entspricht der in diesem Brief geschilderten Situation (vgl. unten Z. 5-11).
2 Bürgermeister Diethelm Röist.
3 Nachricht.
4 Rudolf Brocker (Procker) von Balgach ist wohl jener "capitaneus Brocker", den Johannes Rütiner in seinem Diarium im
Zusammenhang mit der Schlacht von Pavia (1512) beiläufig erwähnt (freundlicher Hinweis von Herrn Prof. Dr. Ernst G. Rüsch, Horn). 1521 war Vogler sein Leutnant in französischen Diensten (s. Zürich ZB, Ms 318, 8). 1530 und 1532 trat er als Gegner der reformierten Schirmorte des Rheintals in Erscheinung (s. EA IV/1b 751. 1373. 1375); insbesondere beschuldigte er Vogler, von ihm unrechtmäßigerweise Wein eingetrieben zu haben (s. Zürich ZB, Ms S 318, 317). 1534 wird er als Rat, 1551 als Vorbesitzer eines Weingartens und 1553 als Fürsprech in Balgach erwähnt (s. Joseph Hardegger und Hermann Wartmann, Der Hof Krießern, St. Gallen 1878, S. 126; Hermann Wartmann, Der Hof Widnau-Haslach, St. Galien 1887, S. 227; Appenzeller Urkundenbuch, Bd. II, bearb. v. Traugott Schieß, Trogen 1934, Nr. 2382).


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in Mayland dem kayser 5 zu; darzu ab andern ortten ziech mann furster 6 inhe 7 . Witer hab sich her Egck von Ryschach, vogt uff Pregentz 8 gegen ainem 9 muntlich mercken lassen, das vyl raysiger dem kayser zu in Mayland durch die Etsch 10 willens. Kayser hab och by 20000 gulden um haber zur futery 11 in die Etsch und wo nott geben etc. Es sig och ain red, Wiss aber nitt gruntlichs, das Wolff Dietrich von Amptz 12 und amer, haist der Schnabel von Bregentz 13 , da haim sind komen; sollend wund sin. Ain gemümel 14 , als ob inen etwas schaden widerfarnn; was, das mag nit offen sin.

H. V.

[Adresse auf der Rückseite:] An min hernn Röysten etc. An Maister H. Bulliger

5 Karl V.
6 mehr (vgl. SI I 968).
7 (nach Mailand) hinein (SI II 1335).
8 Eck von Reischach, Vogt zu Bregenz.
9 Unbekannt.
10 durch das Etschtal.
11 für Hafer als Furage (SI I 1139).
12 Wolf Dietrich von Ems.
13 Gemeint ist vermutlich Hans Schnabel d. J., gest. nach 1571, einst Adjutant des Ritters Mark Sittich von Ems und 1535 erwähnt .als Empfänger eines Wappenbriefs. 1538 erhielt er zusammen mit zwei Brüdern das Adelsprädikat "von Schönstein". Hans Schnabel nahm als
kaiserlicher Hauptmann und Leutnant des Gian Giacomo de' Medici 1546/47 am Schmalkaldischen Krieg teil und war 1548 maßgeblich an der Einnahme von Konstanz beteiligt. 1552 erlitt er als Oberst in Ungarn eine schwere Niederlage. — Lit.: Andreas Ulmer, Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins, Dornbirn 1925, S. 688-691 (z. T. fehlerhaft); Benedikt Bilgeri, Bregenz, Geschichte der Stadt, Politik - Verfassung -Wirtschaft, Wien/München 1980, S. 192f. 635, Anm. 3, und Reg; Amerbach, Korr. VI 491, Anm. 37.
14 Gerücht (SI IV 227f).