Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[829]

Martin Furtenbach an
Bullinger
Füssen,
24. Mai 1536

Autograph: Zürich StA, E II 441, 745f (Siegelspur) Ungedruckt

Da ihm die Briefe und Schriften von Bullinger, die er bei Bartholomäus [Bertlin]gesehen hat, großen Eindruck machten, mochte er auf dem Korrespondenzweg mit ihm bekannt werden; schickt als Geschenk eine selbstgefertigte Sonnenuhr.

b korrigiert aus ultimus.
c in der Vorlage fata.
10 Der Inhalt der nicht mehr erhaltenen Rechtfertigung Burgauers ist auszugsweise in Bullingers Antwort (oben Nr. 818) und im vorliegenden Brief (unten Z. 24-27) enthalten.
1 Martin Furtenbach, gest. 1560, von Ostendorf (Kr. Augsburg-Land, Bayern), war 1509 an der Universität Ingolstadt immatrikuliert (s. Die Matrikel der Ludwig-Maximilian-Universität Ingolstadt-Landshut-München, hg. v. Götz Freiherrn von Pölnitz, München 1937, Teil I, Bd. I, Sp. 332, 38f). Im Jahr 1515 heiratete
er in Füssen eine Bürgerstochter, erwarb sich 1520 das Bürgerrecht und wurde Stadtschreiber; in dieser Funktion verfaßte er einen Bericht über Füssen im Bauernkrieg 1525. Von 1548 bis 1551 war Furtenbach bischöflicher Forstmeister, sodann bis zu seinem Tode Stadtvogt in Fussen. — Lit.: Füssner Bericht des Martin Furtenbach, Stadtschreibers zu Füssen, 1525, in: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben, hg. v. Franz Ludwig Baumann, Tübingen 1876, S. 417-475; Das Füßener Bürgerbuch 1359-1590, bearb. v. Alfred Weitnauer, Kempten 1940. — Allgäuer Heimatbücher 24, Alte Allgäuer Geschlechter XIX, S. 42. 44; Georg Guggemos, Die Stadtschreiber von Füssen,


Briefe_Vol_06_301arpa

Sese plurimum comendat.

Ernwirdiger, Hochgelerter her, mein sonder lieber mitbrueder, her Barptlome 2 , pfarher zu Walchenhoffen 3 , hat mich etliche ewere zugesante missive und schrifften 4 ersächen lassen, darab ich gleich wol groß verwunderung 5 ewer humanitet empfangen und mich des, ir ain sonderer Moecenas 6 (aller gutthertzigen und dem, so durch die gnadt gottes in sein wort lassen gefallen und haymlichen mitleydens tragen), erinndert und leichtlich zu mercken, darneben auch, das ir ain man aller ern und lobwirdigs und ein liebhaber gotlicher und menschlicher kunste 7 seyt, wol erkennett. Dannenher hab ich mir durch mein schriften unnd lebendigen gaist (wie wol todten buchstaben 8 ) a , aber aws vermessenhait und torhayt gegen solichem erlichen mann, uberlanndt 9 khuntschafte 10 zu machen nit umbgan mögen. Dweylen aber (der maynung divi Pauli) die war bruederlich lieb in ertzaygung der werck vermerckt und ye ain cristenmensche dem andren zu ertzaigen schuldig 11 dernhalber hab ich e[werl w[yshart] gleich more Parthorum 12 mit lern henden, one gaben, wie wol unnutze und klain, nit anröden 13 , durch welche ich mich bey ew und allen gutgleubigen ewigklich einzuleiben b14 begere c . Soliche gabe, sprich ich horologio sciothericon 15 , auff der alten manier meyner hanndt arbayt, so ich e ditzmals kain pössere 16 vermag, bitt ich, welent guettes willens, wie ichs hertzlichen mayne, von dem iren freundt auffnemen, den willen für die werck hierinn erkennen 17 wan 18 der arm poet gipt sein gedicht; und se ich, das ew solichens von mir angenemm, wirde ||746 ich inkunftig ein anders und mers zuzestellen verursacht. Hab ich e. w. vertrewlicher maynung, dem ich mich gants zu diensten undergib, nit verhalten und hieruber gott dem hernn bevolchen haben.

Datum Fuessen, den 24. may anno 36.

Martin Furttenbach,

statschreyber zu Fuessen.

a in der Vorlage nur todten buchstaben eingeklammert.
b korrigiert aus einleiben.
c korrigiert aus zubegere.
d ich über der Zeile nachgetragen.
e ich versehentlich zweimal geschrieben.
in: Alt Füssen, 1976, S. 9f; Karl Schlagmann, Die Bürger von Füssen, in: Alt Füssen, 1980, S. 25. (Für freundliche Hinweise danken wir Herrn Thomas Riedmiller, Füssen).
2 Bartholomäus Bertlin.
3 Waltenhofen bei Füssen (in HBBW IV, S. 393, Anm. 1, und 395, Anm. 18, zu berichtigen).
4 Bullingers Briefe an Bertlin sind nicht erhalten. Zu den Publikationen, die Bertlin von Bullinger erbeten hatte bzw. die
er schon besaß, vgl. HBBW IV, S. 393-395, und HBBW V, S. 209f. 424f.
5 Bewunderung (Grimm XII/I 2374).
6 Mäzen (vgl. Pauly/Wissowa XIV/1 207-229).
7 Wissenschaften (SI III 368).
8 Vgl. 2Kor 3, 6.
9 auf Distanz (vgl. Schwäbisches Wörterbuch, bearb. v. Hermann Fischer, Bd. VI/1, Tübingen 1924, S. 9f).
10 Bekanntschaft (SI III 353).
11 Vgl. 2Kor 8, 7-11.
12 Die Redewendung ließ sich nicht nachweisen.
13 anreden.
14 einzuprägen (SI III 981).
15 Sonnenuhr.
16 bessere.
17 Vgl. Wander V 237, Nr. 15.
18 denn, weil.


Briefe_Vol_06_302arpa

[Adresse darunter:] Dem ernwirdigen und hochgelertten hem Heinrico Bulliger, predicanten und diener der gemaindt und kurchen gottes zue Zurche, meynem gunstigen hem und sondern Moecenaten zu handen f .