Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[801]

Hans Vogler an
Bullinger
St. Gallen,
18. April 1536

Autograph: Zürich StA, E II 351, 177b (Siegelspur) Ungedruckt

Bittet, Felix Zimmermann vertraulich folgendes mitzuteilen: Hat [in St. Gallen] beim Stadtschreiber [Augustin Fechter] die Urkunde für eine Bürgschaft Jakob Rainspergs und Martin Murers für Konrad Kapfmann, den Felix Zimmermann zum Teilhaber nimmt, mitbesiegelt und dabei bemerkt, daß die Urkunde den Geldbetrag, der übergeben wird, nicht nennt und dass die Bürgen nur für einen Teil des Risikos einstehen; er mochte dies - obschon er Kapfmann für einen ehrlichen Mann halt -Zimmermann zu bedenken geben.

Gliepter etc. Yn yl.

Min pitt, ir wellend angäntz 1 Felixen Zimerman 2 zu üch in stille beschicken 3 , , das imm ze lieb thon und in ghaim das mit im reden, Dass ichs üch

b-d Textverlust, entstanden beim Öffnen des Briefes.
9 Adagia, 1, 2, 47 (LB II 89).
10 Franz I., dem französischen König.
1 unverzüglich (SI II 19f.
2 Wohl Felix Zimmermann, geb. ca. 1500, gest. 1559, Mitglied der Zimmerleutezunft, ein begüterter Zürcher Burger, der in den fünfziger Jahren als Getreidehändler in Erscheinung trat. — Lit.: Fritz und Hansjürg Zimmermann, Die Zimmermann von Zürich, [Zürich und Winterthur 1980], S. 332-334.
3 kommen lassen (SI VIII 523f).


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zugschriben habe etc., namlich als im wol zu wissen syg mitt Conraten Kapfman 4 von S[ant]Gallen, den er angnon, so fers fur sich gat, za aim gmainder 5 etc. Summa: Sy syged der tag zu mir komen, Jackob Ransperg 6 und Marty Murer 7 , burger hie, zwen gut frund, und mir anzaigt, wie er trostung und verschribung haben welle von Conraten Kapfman, dess sy bed gern thon gegen Felixen, und habend den statschriber ain ferschribung machen lassen, pitten mich bed um das besiglen, hand das och thon etc. Also hab ich den brieff 10 ghört, mög ich nit wissen, wie sy der trostung halb abgret oder wie der brieff ston solt 11 , ob er also stande, dess Felix zufriden oder nit, hab och inen und dem schriber gsagt, Dass ich die abredig nit wisse, neme Felix den brieff an, stand an im etc. Das ich aber thon hab, hab ich inen und Felixen zu dienst thun etc. Das aber maint etwar 12 in still, syg mangel im brieff (so fers Felix nit also bewilgt 13 ), Dass nit darin stande, wie fil er im geltz geben, kain sum, item
4 Konrad Kapfmann, von St. Gallen, Kaufmann, gest. um 1577. 1535 habe das Ehegericht von Kapfmann eine Beglaubigung für die Auflösung seiner Verlobung mit einer Frau in Schaffhausen verlangt und 1536 soll er, aus Lyon zurückgekehrt, über den Provence-Feldzug berichtet haben, überliefert der St. Galler Johannes Rütiner in seinem Diarium (freundliche Mitteilung von Herrn Prof. Dr. Ernst G. Rüsch, Horn). Im Jahre 1551 kaufte er einen Weingarten in Berneck, 1559 ist er als Vogt des Katharinenklosters in St. Galien bezeugt (vgl. Der Hof Bernang, bearb. v. Johannes Goldi, St. Gallen 1897. — St. Gallische Gemeinde-Archive, S. 199. 206). 1552/1553 begleitete er Jakob Rainsperg zu dessen Verhandlungen über Zollprivilegien an den französischen Hof (vgl. unten Anm. 7). — Lit.: St. Gallen Stadtarchiv, Steuerbücher; H. Wartmann, Eine kaufmännische Gesandtschaft nach Paris (1552- 1553). Nach einem Tagebuch, St. Gallen 1903. — Njbl. des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen 1904, S. 1-20.
5 Partner, Teilhaber (SI IV 308).
6 Jakob Rainsperg (Ransperger), von St. Gallen, gest. 1558, Sohn von Bürgermeister Hans Rainsperg, war ein erfolgreich im Leinwandhandel tätiger Kaufmann. Er saß 1550-1557 als Elfer im Rat und war 1552/53 im Auftrag der 13 eidgenössischen Orte am französischen Hof, uni die Bestätigung der 1516 erteilten Zollprivilegien
für schweizerische Kaufleute zu erlangen. — Lit.: St. Gallen Stadtarchiv, Stemmatologia Sangallensis, s. v. Rainsperg; Jacob Rainspergs Tagebuch. 1552 December 15. bis 1553 März 7., hg. v. H. Wartmann, in: Beitrage zur st. gallischen Geschichte, St. Gallen 1904, S. 41-112; EA IV/1e, Reg.; Hans-Peter Höhener, Bevölkerung und Vermögensstruktur der Stadt Sankt Gallen im 16. und 17. Jahrhundert (Auswertung der Steuerbücher), Diss. phil. Zürich, Zürich 1974, S. 233; H. Wartmann, Eine kaufmännische Gesandtschaft, aaO; HBLS V 523.
7 Marti Murer, von St. Gallen, gest. um 1558/59, Bäcker. Im Jahre 1528 war er zusammen mit Jakob Kapfmann und Marti Salzmann verantwortlich für den Verkauf der Kirchenzierden zu St. Mangen. 1529 wurde er für den Großen Rat bestimmt, und um die Mitte der vierziger Jahre erscheint er als Zunftmeister. — Lit.: St. Gallen Stadtarchiv, Steuerbücher; Diarium des Johannes Rütiner (gemäß freundlicher Auskunft von Herrn Prof. Dr. Ernst G. Rüsch, Horn); LL XII 578.
8 Bürgschaft und Zusicherung (SI XIV 1421f. IX 1515f).
9 Augustin Fechter (vgl. HBLS III 127).
10 Urkunde (SI V 435f). —Nicht erhalten.
11 auf weichen Betrag die Urkunde laute.
12 jemand, irgendwer (SI I 594f).
13 sofern Felix nicht seine Einwilligung gegeben hat. 'MS


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och, das sy allain ferbürgt a habend, ob Conrat Kapfman Felixen nun 14 vom halbtail der sum etwas entzüge und nit von voller sum etc. Das ich aber b dem Kapfman nit vertruwen 15 ; doch so sind die löff seltzam 16 und dörft oft wol , fergriffen 17 werden etc. Hierin mög Felix sich bedencken und mich nit melden 18 ; dann ich im nit darum gston wurde 19 mit willen. Pitt üch, im das nit zu verhalten, damit er nit etwan fürziechen 20 , das er durch min siglen, das ich alien zu lieb, gfürt wär 21 . Tundtz, emals er dem Kapfman antwurt geb, die verschribung empfach, so hoff ich, sy werden ains. Dann ich den Kapfman sunst warlich für ain redlichen gsellen globen 22 .

Actum S. Gallen, yl, zinstag nach ostertag anno 36. jar.

U[wer] H[ans]Vogler.

[Adresse auf der Rückseite c :] An Mayster Hainrich Bulliger.

a In der Vorlage ferbürg.
b aber korrigiert aus unleserlichem Wort.
c Der Brief ist ganzflächig auf ein Blatt Papier aufgeklebt; die Adresse kann nur im Gegenlicht gelesen werden.
14 nur.
15 zutraue (SI XIV 1602f.
16 kann allerlei eintreffen.
17 schriftlich festgelegt (SI II 716).
18 nennen.
19 nicht seine Partei ergreifen wurde (vgl. SI XI 689f).
20 irgendwann [mir]vorwerfen [kann].
21 dazu gebracht worden sei.
22 halte.