[749]
Autograph: Zürich StA, E II 342, 57r.-v. (Siegelspur) Ungedruckt
Dankt für das [den Zürchern bei der Zusammenkunft in Basel]entgegengebrachte Wohlwollen und verweist auf sein Schreiben an Grynäus über die günstige Aufnahme des [Ersten Helvetischen] Bekenntnisses in Zürich. Berichtet über eine tätliche Auseinandersetzung in Luzern, bei der ein Eremit von Hergiswald, der eine Witwe bedrängt hatte, mehrere Personen, darunter Hauptmann Jakob Martin, niederstach und schliesslich von Mangold von Wil getötet wurde; am selben Tag war ein gewaltiger Knall zu hören, den viele als göttliche Warnung deuten.
Gratiam et pacem a domino.
Non possum tibi, venerande mi Myconi, frater charissime, condignas referre gratias pro ista vestra omnium benevolentia et humanitate 1 . Dominus sit merces tua et reliquorum omnium. Domino Gryneo retuli 2 , quanta cum gratulatione senatus noster audierit confessionis conscriptae, denique omnia acti conventus capita. Ab isto requires. Non gravabitur tibi, opinor, ea refferre. Quod enim illi scribo, tibi scribo, et quod tibi, isti scribo. Summam enim inter vos concordiam esse et vidi et maximo cum animi gaudio caeteris fratribus nostris retuli. Faxit deus, ut ubique nos mutuo diligamus fratres.
Aber seltzam wunder ist ze Lutzeren fürggangen 8. februarii, das vil menschen für ein portentum 3 halltend. Es hatt sich ein waldbruder 4 usset 5 Lutzernn
Briefe_Vol_06_134 | arpa |
---|
imm Erisswald 6 enthallten 7 , der hatt sich die zyt har für ein vatem 8 ussgäben; hatt ouch groß uffsähen und ein namen by inen gehept, dann er inen vor dem Cappler krieg gewyssagt, es werde inen wol gen 9 etc. Der ist 8. februarii inn Lutzern kummen, gantz schneewyss uff waldbrüder wyß bekleyt. Ist in einer wyttwen huß 10 hart by Jacob Martins 11 huß ynkeert; da hatt er die frowen frävenlichen angefallen und sy wöllen beschlaffenn. Allß nun der frowen lechman 12 da gewäsen, hatt er den bruder abgenommen 13 . Deß hatt der bruder die frowen verlassen, ist ann den lähenman geradten und hatt inn mitt einem dolchen ze todt gestochen. Die frow ist inn vogt Martins huß geloffen, hatt geschruwen. Der bruder und wund man 14 herab uß dem huß. Unden ist ein guter xell 15 xin, hatt höw herzugefürt, der hatt nun ouch wöllen scheyden 16 ; ist der bruder aber 17 zugefaaren und hatt den uff der statt ze todt gestochen. In dem ist ouch houptman Martin herzugeloffen und ein knächt 18 ; die beyd hatt der nollhart 19 ouch uff den huffen gestochen, insonders, dass Jacoben Martin das netz 20 heruss gehanget ist, und beyd für todt dannen tragen, wie wol man sagt noch nitt, dass entwäderer 21 gestorben. Inn dem ist Mangold vonn Wyl 22 herzu geloffen und hatt sin rapier 23 durch den bruder gestochen,
Briefe_Vol_06_135 | arpa |
---|
dass er ouch da by den andern uff dem platz todt geplyben etc. Das ist alles gewüss war. ||57v. Nun sagend ettlich, wie der bruder gefallen, habe er geschruwen: "Jesus Maria, ich hab denocht den minen uffgemacht 24 ." Dann selbs tritt 25 ist er todt blyben. Die zwen hatt man für todt dannen tragen. Dannen sagend ettlich gantz heyter 26 , wie man inn usszogen, habe man under dem wyssen bruder kleyd funden an sinem lyb ein teylt par 27 hosen, zerschnitten 28 uff das aller bübisch 29 , und ein hembd mitt gold gemacht, kostlicher dann 1 kronen etc. Das ist aber gewüss, das man deß selben tags ein sölichen fragorem und klappff gehört, allss ob zwen berg werind yngefallen. Vil lüten ze Lutzern habends gehept 30 für ein donnerklappff. Vil sind der lüten inn unserm gepiet, die den knall gehört und mir mitt iro mund selbs gesagt. Vil rächnends für ein grosse warnung.
Vale. Obtundo te tragaedia fatali.
Tiguri, 18. februarii 1536.
H. Bullingerus tuus.
[Adresse darunter:] Domino Osvaldo Myconio, Basileiensis ecclesiae pastori fidelissimo, fratri in domino plurimum observando.