Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Bartholomäus [Bertlin] an
Bullinger
[Waltenhofen]
2. November , 1534

Autograph: Zürich StA, E II 356, 3 (Siegelspur) Ungedruckt

Schreibt Bullinger, weil er von einem Freund vernommen hat, daß Konrad Pellikan vor kurzem die Heilige Schrift aus dem Hebräischen ins Lateinische übertragen und mit Erklärungen versehen habe.

ii In der Vorlage fälschlich: externae; korrigiert nach M.
kk M: Unum für Tantum.
II M: Rescribe.
(vgl. unten S. 446, Anm. 7) in die Stadt komme (Ratsprotokolle 10, 181), wo er zuerst Helfer, später Pfarrer auf der Steig war. Er starb zwischen dem 8. November 1546 und dem 22. August 1547 (Ratsprotokolle 14, 51v. 220v.). - Quellenauszüge aus dem Staatsarchiv Schaffhausen verdanken wir Frau Olga Waldvogel. - Lit.: C[arl] A[ugust] Bächtold, Geschichte der Pfarrpfründen im Kanton Schaffhausen, Schaffhausen 1882, S. 115; Wilhelm Wildberger, Geschichte der Stadt Neunkirch, Schaffhausen 1917, S. 191; Jakob Wipf, Reformationsgeschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, Zürich, 1929, S. 293. 321 (hier irrtümlich: Niclaus Singer); Friedrich Thöne, Zwei Risse zu Schaffhauser Prädikantenscheiben von Thomas Schmid(?) und Hans Caspar Lang, in: Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte, 49. Heft, 1972, S. 55 (nach den offenbar auf Quellen beruhenden Angaben des Schaffhauser Bürgermeisters Balthasar Pfister, 1695-1763, Schaffhausen StA, Chroniken C 1/28).
38 Den Zürchern räumte Bucer die Wahl des Ortes auch später ein, s. unten S. 412, 15f, und ebenso in einem Brief an Ambrosius Blarer, s. Blarer BW I 604.
39 Zu Bucers Reise s. oben S. 386, Anm. 32.
40 Verschrieben für «novembris», s. oben Anm. 1.
1 Bartholomäus Bertlin, 1497-1562, besuchte die Schulen in seiner Heimatstadt Füssen, in Memmingen und in Lindau und studierte von 1515 an bis zum Bakkalaureat in Erfurt. Nach dem ersten Kirchendienst in Füssen wurde er 1530 nach Waltenhofen (bei Kempten) berufen. Dort lernte er die Werke Luthers kennen, begann sich aber auch für die Werke der Zürcher zu interessieren; in seinen frühen Briefen an Bullinger bezeichnete sich


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Bittet Bullinger, ihm ein Exemplar davon zu verschaffen und durch den Boten - einen ungebildeten Menschen, der fürchtet, vom Drucker betrogen zu werden - zu schicken. Rühmt Bullinger und wünscht, auch dessen Werke zu besitzen, insbesondere den Kommentar zum Hebräerbrief und «De origine erroris». Besitzt bereits dessen Kommentare zum Römerbrief, zur Apostelgeschichte, zum 1. Korintherbrief und zu den beiden Petrusbriefen, möchte aber alles haben. Gute Wünsche. Wird vielleicht bald mehr schreiben.

Gratiam et pacem a domino.

Que caussa inpulerit, ut te audeam litteris barbaris ego ignotus interpellare, o Christi minister prudens ac fidelis iuxta, breviter sic habe. Scripsit ad me nuper ex intimo Alpium recessu amicus quidam 3 Cunradum Pellicanum, ecclesiae vestrae sacrae linguae interpretem fidelem et doctum, biblia sacra nuper ex fonte hebreo in latinum transtulisse adiectisque adnotationibus, tum interpretamentis aliquot locis illustrasse 4 . Quod si ita, ut spero, per Christum ipsum te virum summi nominis ac auctoritatis in christiano orbe precor adeoque obsecro: Condescende in multorum fratrum usum ac ecclesiarum nostrarum salutem ac cura, ut cum hoc tabellione 5 exemplar, si modo prostant, accipiam. Tabellio enim hic frequens ad vos itque reditque. Litterarum ignarus omnino timet forte nomine falli per typographum 6 . Tu vir, quem a Christo nobis datum merito omnes pii ac docti celebrant, in salutem ecclesiae vacillantis a natus in hoc morem gere bonis Christi doctrinam sitientibus et per famulum 7 fac, ut verum exemplar habeamus. Sacrosanctas tuas lucubrationes, quas omnes Christi discipuli in manibus, tum nocturnis tum diurnis versant, licet interim murmuret phariseus 8 , insaniat mundus, rumpatur sathan, fac, omnes habeam, presertim in epistolam Pauli ad Hebreos 9 , quam alicubi allegas, De errorum origine libros 10 ac alia si que sunt, ut certe sunt,

a Vorlage: facillantis.
Bertlin als dessen ergebenen Schüler. Wegen Häresieverdachts mußte er sich mehrmals vor dem Bischof von Augsburg veranworten. 1539 wurde er abgesetzt (s. Bertlins Brief an Bullinger vom 15. Mai 1539, Zürich StA, E II 356, 12). Daraufhin wirkte er als Diakon in Füssen. 1543 wurde er Pfarrer von Woringen (bei Memmingen). Nach Schwierigkeiten mit dem Abt von Kempten, nachdem er sogar eingesperrt worden war, wurde Bertlin 1547 in die Stadt Memmingen berufen. Im Jahre 1551 wurde er, zusammen mit seinem Kollegen Magnus Michael und dem Lateinschulmeister Johannes Kleber, des Landes verwiesen, weil er trotz des Interims evangelisch gepredigt hatte (s. Karl Fr. Stark, Die Reformation im unteren Allgäu: in Memmingen und dessen Umgebung, Halle a. S. 1895. - Schriften für das deutsche Volk, S. 361). Die Obrigkeit von Augsburg versuchte vergeblich, ihn als Stadtpfarrer zu gewinnen (s. Roth IV 466. 552). 1552, nach Abschluß des Passauer Vertrages, konnte er an die Kirche St. Martin in Memmingen zurückkehren (Stark, aaO, S. 38), an der er bis zu seinem Tode wirkte. Der vorliegende Brief stammt eindeutig von Bertlins Hand. Aus dessen Briefwechsel mit Bullinger sind noch 14 Briefe erhalten. - Lit.: Hermann Erhard, Memminger Pfarrerbuch, Neustadt a. d. Aisch 1977. - Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 55, S. 37.
2 Siehe unten Anm. 18.
3 Unbekannt.
4 Zu Pellikans Kommentaren zum Alten Testament (Rudolphi 25, Nr. 208), die in den Jahren 1532-1535 erschienen, s. Zürcher 111f.
5 Unbekannt.
6 Christoph Froschauer.
7 Der bereits erwähnte Bote.
8 Vgl. Lk 5, 30.
9 Heinrich Bullingers Kommentar zum Hebräerbrief war im August 1532 bei Froschauer in Zürich erschienen (HBBibl I 38; HBBW II 167, Anm. 6).
10 Heinrich Bullinger, De origine erroris in negocio eucharistiae ac missae, Basel (Thomas Wolff) 1528 (HBBibl I 10).


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tui christiani animi ac sanctissimae doctrinae monumenta. Ea, quae habeo, sunt: In epistolam ad Rhomanos 11 , In acta Apostolorum 12 In , epistolam priorem ad Chorinthios 13 In , epistolas Petri duas 14 . Cetera 15 desidero. Tu curabis - nam is tibi est animus christianus -, ut per tempus omnia habeam, maxime vero biblia 16 ut supra.

Christi gloriam querimus, Christum deliniamus, Christum ipso duce vivemus 17 . In hoc vale, vive et perge, vir et domine in eodem michi summe observande, usque in mortem. Mox plura, o Christi minister, si videro hec barbara, tamen christiana cordi esse.

Ex Alpibus Graiis 18 , quarto nonas novembris anno etc. 34.

Barptolomaeus, tuus in Christo discipulus.

[Adresse auf der Rückseite:] Viro eruditione ac pietate iuxta clarissimo domino Heiricho Bullingero, amplissimae ecclesiae Tigurii episcopo longe dignissimo, suo in domino preceptori unice ac reverenter observando.