Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[418]

Felix Ott
an Bullinger
[Zürich,
Mitte Juli 1534] 2

Autograph: Zürich StA, E II 441, 640 (Siegelspur) Ungedruckt

Hat sich nach seiner Heimkehr [aus Urdorf] von Christoph [Klauser] untersuchen lassen. Hofft auf baldige Genesung. Klauser rät ihm von der Fortsetzung der Badekur ab, weshalb sich Ott von den Mitbadenden verabschiedet. Bullinger soll Werner Steiner bitten, Otts Schulden, wie verabredet, zu bezahlen.

Min fruntlich grutz zuvor, lieber Meister Heinrich.

Wie ich heim komen bin, bin ich ilentz zu Dockter Kristoffel 3 gangen und im min anligen gesagt. Hat er mir den hals besechen und mir glich ein gurgellwasser gemacht, das sölly ich ilentz bruchen. Das hab ich also gethan und bin gutter hoffnung mitt der hilff gottes, es werdy min sach bald gutt. Aber von des badens wegen hab ich inn ouch gefragett. Wil er mir nit ratten, witter ze baden von wegen der grossen hitz, sidmal mir die kranckheit alle von übriger 4 hittz komen ist. Und darumb ist min früntlich und ernstlich pitt an üch, ir wellen mir all unsern badenxellen 5 fast gnaden 6 und sy früntlich bitten, das sy an mich nütt zürnen wellend. Ouch dancken ich üch und den andren allen als gutz 7 . Dann wo ich üwerem jedlichen köntty dienen, weltty ich alltzitt willig funden werden. Und wie ich mitt Meister Werny Steiner gerett hab von allen sachen, bittend mir in, das er mirs usrichty 8 , wie bald er dann wider heim kömbt, wil ich in usrichten und bezalen.

1 Felix Ott, gest. 1558, von Zürich, Färber auf dem Münsterhof, als Vertreter der Saffran-Zunft seit 1531 Zwölfer. Bei der Entfernung der Altäre aus den Zürcher Kirchen nahm er den 1515 im Fraumünster errichteten Otten-Altar in sein Haus. Er soll auch nach der Reformation Anhänger des katholischen Glaubens geblieben sein, bis er 1553 dem Fraumünsterpfarrer Johannes Wolf sein Glaubensbekenntnis ablegte. Ob er der Familie von Jörg Ott, wie Glückshafenrodel 417, 40-45 nahelegt, oder jener von Hermann entstammte, der den erwähnten Altar gestiftet hatte, bleibt umstritten. - Lit.: Carl Keller-Escher, Promptuarium Genealogicum, Zürich ZB, Ms Z V 6, S. 187; HBLS V 365.
2 Die Datierung ergibt sich aus folgenden Überlegungen: Der Brief ist an den in Urdorf (Kt. Zürich) weilenden Bullinger gerichtet (s. Z. 21). Bullinger weilte in
diesem Badeort vom 6. Juli bis zum 3. August 1534 (s. HBD 24, 1f) und später in den Jahren 1547 und 1552. Da Ott eine Unterredung mit Werner Steiner erwähnt (Z. 13f), der 1542 starb, kommt nur Bullingers erster Urdorfer Aufenthalt in Frage, wobei der Brief nicht allzu knapp vor dessen Rückkehr geschrieben sein dürfte.
3 Christoph Klauser, Stadtarzt von Zürich.
4 übermäßiger (SI I 60).
5 Die Gesellschaft der Badenden in Urdorf, zu der unter anderen auch Werner Steiner (s. Z. 13), Konrad Pellikan und Johannes Zwick gehörten, s. Zwick an Georg Wimpfer, Konstanz, 17. August [1534] (Zürich StA, E II 441, 469) und Moeller, Zwick 168.
6 Lebewohl sagen, Segen wünschen (SI II 662).
7 für alle Wohltaten.
8 bezahle (SI VI 417).


Briefe_Vol_04_0256arpa

Nit me dann gott der allmechtig sy mit uns allen, und gesegny gott allen üwer bad etc.

Felix Ott,

ferwer zu Zürich.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelertten, frommen, ersamen und wisen Meister Heinrichen Bullinger, jetz zu Urdorff.