Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Hans Jakob von Wattenwyl an
Bullinger
Bern,
11. Juli 1534

Autograph a : Zürich StA, E II 360, 269 (Siegelspur) Ungedruckt

Will dem empfohlenen Rudolf Weber helfen, sobald es die Ratsgeschäfte erlauben. Grüße an Werner Steiner.

Gnad und frid von got durch unsren heren Jesum.

Wolglerter, ersamer, wiser, guinstiger, lieber her, ich hab üwren brieff 1 empfangen antreffend meister Rudolf Webern 2 und bin gutz, geneigtz willens, im mines vermögens in ansechung siner kunst 3 , fromkeit und uwers beger zu helfen. Aber es het sich bishär nit konnen schicken 4 von file 5 der

b-d Rest beim Öffnen des Briefes abgerissen.
a Die Unterschrift ist mit viel größeren Buchstaben geschrieben. Dennoch ist nicht bloß sie, sondern ziemlich sicher der ganze Brief von des Absenders Hand, wie ein Schriftvergleich mit weitern Dokumenten von Wattenwyls zeigt. Die freundliche Hilfe von Herrn Harald Wäber, Bern StA, sei auch hier bestens verdankt.
1 Es sind keine Briefe Bullingers an von Wattenwyl erhalten.
2 Rudolf Weber (Wäber) von Zürich, gest. vermutlich um 1545, der vom 28. Dezember 1528 bis 1. September 1530 angestellt gewesene Arzt der Blatterkranken (der an Pocken, Syphilis oder Beulenpest Erkrankten, s. SI V 204f) im ehemaligen Kloster am Ötenbach in Zürich (AZürcherRef 1526. 1708; Salomon Vögelin, Das alte Zürich, zweite durchaus umgearbeitete Auflage von Arnold Nüscheler und F[riedrich] Salomon Vögelin, Zürich 1878, S. 641. 654), hatte am 26. April 1533 die Erlaubnis erhalten, im Bernbiet für ein Jahr zu praktizieren. Nun bemühte er sich offenbar um eine Anstellung in der Stadt Bern. Die Bestallung zum dortigen Augen-, Bruch- und Steinschneider (dies
letzte bedeutet Blasen- und Gallensteinchirurg sowie Augenarzt, s. SI IX 1134f) datiert vom 24. August 1534. Sein erfolgreiches, gegenüber Armen uneigennütziges Wirken am Inselspital brachte ihm großes Ansehen weit über Bern hinaus und von Seiten des Rates 1535 die Bewilligung für einen Hauskauf, 1536 eine Monopolstellung gegenüber andern Steinschneidern und 1540 die Gewährung einer verbesserten Besoldung auf Lebenszeit (Bern StA, Ratsmanuale 253, S. 96; 257, S. 154; 273, S. 42). Letztmals weist ihm der Rat am 22. und 27. Oktober 1544 Patienten zu (ebenda 290, S. 70, 87). Ab 1545/46 nennen die Ratsmanuale andere Chirurgen. 1556 verarztet «Meister Rudolfs sel. frouw» Blatterkranke. - Lit.: Berchtold Haller, Bern in seinen Ratsmanualen 1465-1565, 3 Bde., Bern 1900-1902, Reg.; Hermann Rennefahrt und Erich Hintzsche, 1354-1954. Sechshundert Jahre Inselspital, Bern 1954, S. 210-212. 216.
3 mit Rücksicht auf seine Arznei-Kenntnisse (SI VII 554f. III 368).
4 fügen, bisher ergab sich keine Gelegenheit (SI VIII 507).
5 Vielheit, Menge (SI I 777f).


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gescheften, der min heren 6 bißher beladen sind gwesen und noch sind. Aber sobald es gesin mag, wil ich lugen, das in dem handel 7 gearbeit werd, darmit er mög wuissen, waran 8 er sich lassend söll. Deß wellend guter meinung b von mier verstan.

Gott syg mit üch.

Grüsend mier Meister Werny Steiner und ander gut heren und gsellen.

Zu Bern uff 11. tag juli 1534.

Uwer gutwilliger H. Jacob von Watenwil.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelerten, fromen, ersamen Meister Heinrich Bullinger, minem guinstigen, lieben hern.