Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[401]

Rudolf Weingartner an
Bullinger
[Zug,
zweite Hälfte 1534?]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 134 (Siegelspur) Ungedruckt

Bedankt sich für Briefe. P[eter]Kol[in]hat Bullinger geschrieben, wie Weingartner angegangen wurde wegen der Komturei Hitzkirch. Hat ohne Bullingers Rat nichts annehmen wollen, ist auch nicht bereit, seine Gemeinde zu verlassen und hat deshalb die Sache abgelehnt. Hans Siber wird noch mündlich darüber berichten. Grüße.

S.P.D. Plura ad te scribere profecto presens tum temporis tum ocii incommoditas obstitit neque tulit. Unice autem hoc scias, vir ornatissime, das ich nütt weiß, wie oder wormitt ichs um üch bschulden 2 und verdienen sol das früntlich enbieten und zuschriben 3 , mir von üch jetz zwey oder trü mal beschechen etc. Ich wil aber gott mitt mund und hertzen bitten, das er üch somlich widergelte etc.

Demnach, min lieber herr und bruder, so ist üch wol ze wüssen, wie das ich ein zittlang den handel gottes mitt trüwen harfür an den tag getragen han etc. Lan üch hie bin wüssen ut intimum meum, das ich dess gneigten willens und gmüttes bin, so vil mir gott gnad verlicht, dasselbig für und für mitt bescheidenheit ze volfüren. Dess sond ir üch keis anderen gegen mir versen 4 , in hoffnung, gott werde gnad geben, das gottes eer und wolstand unsers vatterlands dardurch geufnett und pflanzet werde etc. Demnach so hett üch min gliebter bruder P[eter]Col[in]5 uß mim enpfelch zugschriben 6 , was mich hett anglanget 7 von wegen deß hußes ze Hitzkilch 8 etc. Han ich an 9 üweren rath nüd wellen annemmen. Ich bin ouch nie deß gmüttes gsin, mine schefli ze verlassen, die den handel gottes verstand und ergriffen hand,

1 Einziger Anhaltspunkt für den Versuch einer Datierung bietet die Erwähnung der Deutschritterordens-Komturei Hitzkirch. Diese Erwähnung kann vielleicht mit dem Komturwechsel in der zweiten Hälfte des Jahres 1534, dem einzigen vor Weingartners Tod 1541, in Zusammenhang gebracht werden, s. Z. 13-23 und Anm. 8.
2 verdienen (SI VIII 659f).
3 Außer HBBW I Nr. 2 sind keine Briefe Bullingers an Weingartner erhalten. Die vorliegende Stelle ist aber ein Hinweis darauf, daß Bullinger trotz seiner kritischen Haltung gegenüber Weingartner (s. HBBW I 47f, Anm. 1) nach wie vor mit diesem in Kontakt stand.
4 von mir nichts anderes erwarten.
5 Bei der Auflösung von Weingartners Abkürzung «P. Col.» kommt keinem Namen größere Wahrscheinlichkeit zu als dem des Zugers Peter Kolin (s. oben S. 173, Anm. 8).
6 Von Kolin ist allerdings kein diesbezüglicher Brief an Bullinger erhalten.
7 worum ich ersucht worden bin (s. SI III 1329).
8 Gemeint ist die Komturei des Deutschritterordens in Hitzkirch (Kt. Luzern). Inwiefern Weingartner damals mit der Komturei zu tun hatte, ist unbekannt. Denkbar wäre vielleicht eine Anfrage in bezug auf die seit dem Tod Hans Feers am 23. Mai 1534 offene Nachfolge als Komtur, die erst am 7. Januar 1535 mit der Wahl Hans Zehenders endgültig geregelt wurde; dazu s. Franz Rudolf Wey, Die Deutschordens-Kommende Hitzkirch, Diss. Freiburg i. Üe., Luzern 1923, S. 162. - Auf alle Fälle stand ein Weggang Weingartners von Zug nach Hitzkirch zur Diskussion.
9 ohne.


Briefe_Vol_04_0223arpa

uff das inen nütt ettwan ein schedlicher wolf uffgsetzt wurd, der der herd Cristi nütt verschonen wurd 10 , und alein angsechen die eer gottes und das heil deß völklis in hoffnung, gott werde weder mich noch mine weysle 11 verlassen. Und wil also üwerem rath volgen, und hand die sach gar von handen gschlagen 12 , und wil für und für anhalten, den handel gottes ze volfüren, nach dem mir gott gnad verlicht.

Was mir witer anglegen ist, wil ich jetzmal ruwen lan biß uff andere zitt, so ich der muß bas 13 han ze schriben. Doch so wirt min vetter Hans Siber 14 witer muntlich den handel üch anzeigen etc. Handlend mitt mir als mitt einem bruder, deß ich gar kein zwifel han.

Land 15 mich üch alwegen enpfolen sin. Grützent mir unsere brüder, namlich min lieben glatter M. W[erner] Steiner, Con[radum]Pell[icanum] und insunderheit min heren burgenmeister Röysten.

Hiemitt sind gott befolen.

Uwer alzitt williger R. W.

[Adresse auf der Rückseite:] Turegiorum eclesie presidi H[enrico] B[ullingero], viro longe integerrimo iuxta inprimis observando.