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Autograph: Zürich ZB, Ms F 62, 320 (Siegelspur) Ungedruckt
Sendet die von Bullinger ausgeliehenen Schriften dankend zurück. Berner Ratswahlen: [Wolfgang von] Wingarten wieder im Rat, Säckelmeister [Bernhard Tillmann] aber nicht; sechs neue jüngere Räte; Georg Schöni wurde Venner; [Sebastian] von Diesbach zog nach Freiburg, sein Bruder [Hans Rudolf], als Feind des reformierten Glaubens verdächtigt, wurde auch nicht gewählt. Die Synode wurde auf den 22. April festgesetzt. In Genf predigen [Guillaume]Farel und [Pierre] Viret. Freiburg verlangt darum von Genf die Auflösung des Bündnisses, Genf weigert sich; ein Schiedsgericht soll darüber in Lausanne entscheiden. Haller vermutet einen Plan der Katholiken: Die Genfer sollten wegen des Glaubens angegriffen werden, damit die V Orte und die Walliser den Bernern, die Genf beschützen mußten, umso leichter in den Rücken fallen könnten. Die vier reformierten «Banditen» von Solothurn, die sich auf bernischem Gebiet aufhalten, werden von den Eidgenossen zum Anlaß genommen, den Krieg anzufangen. [Simon]Sulzer lobt die Gastfreundschaft der Zürcher. Haller bittet um Nachrichten. Megander will seinen Kommentar zum Epheserbrief drucken lassen; die Zürcher sollen ihn begutachten.
S. Remitto ea, quae mihi credidisti 1 , charissime Heinrice, quibusque quaestionibus meis iam multis et insolentibus sic satisfecisti, ut amplius nihil obiicere possim.
In senatum rediit Wingarterus 2 , quaestor 3 vero minime, quod multorum odia in se multo iam tempore concitarit[!]. Additi sunt sex alii, viri, quod ad verba attinet, satis pii, sed iuvenes rerum inexperti, et nisi dominus illorum corda et consilia direxerit, vereor, ne aliquando Roboamiticos praestent consultores 4 . Georgius Schöni 5 vir et studiorum et ministrorum , patronus, non indoctus etiam, in laniorum pandaretum 6 praeter omnium spem est electus successitque Hagio. Sic igitur omnia satis faeliciter successerunt. Der schultheiß von Diesbach 7 hat by unß das burgrecht uffgäben, sich entsetzt und gen Friburg zogen; sitzt uff disen tag kein Diesbacher imm kleinen ratt, dess
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sich kein Berner verdencken mag, hett doch der schultheiß noch ein bruder 8 by unß, ein vast 9 erberen 10 , verstendigen; aber diewil er verdacht als unser religion missgünstig, hett es imm gfält in der election. Unsere brüder uff dem land habend eins synodi begert; wirt jetz uff 22. aprilis. Acht wol, wärde nitt vil sunders darinn gehandlet; doch was zufalt, wil ich dich berichten 11
Ze Jenf prediget Farellus und jetz nach imm Viretus 12 , adolescens doctissimus. Habend die von Friburg das burgrecht von eim ratt grosß und klein, ja ouch von der gmeind erfordret 13 ; coguntur enim hoc facere, alioqui Antronii 14 faedera ab iis exacturi sunt. Die von Jenf hend inen das burgrecht nitt wellen hinuß geben, sunder recht botten 15 ; ist jetz der rechtstag ze Losanna 16 . Und das die practick: sobald das burgrecht inen hinusgäben, werdend si angfochten von dess globens wägen, in achtung Bern werd si understan 17 ze schirmen und inen zuzihen. Sobald das gschicht, werdent die Walliser den Bernern uff den versinen 18 nachzihen, Antronii vero aut Argoiam aut aliam ditionis partem angustiabunt.
Fier panditen von Soloturn 19 sind hinder uns zogen 20; die werdent all eidgnossen ab unserm ertrich manen 21 ; wo wir sy darüber joch 22 schon 23
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zum rechten enthalten 24 wend, wird der krieg sin anfang han. Das ist jetz die sag by unß. Sust hab ich nüt nüws.
Sultzer kan nitt gnug verrümen üwer eerren, liebs und guts, imm bewysen 25 ; er wirt bald selbs schriben 26 . Lieber, lass unß wissen, was nüws von Franckfurt kummen 27 . Leo hett mir gschriben 28 . Weiß wol, du bist schuldig daran. Wil imm bald wider schriben 29 . Tabellio ille servus 30 bibliopolae nostri 31 est, cui tuto credere potes, si quae secretiora sunt. Megander inprimi vult sua in Ephesios 32 . Quaedam vidi, sed paucissima. Rellicani stilus est, is suo labore omnia in ordinem redegit 33 Indicabitis vos, quam prelis omnia sint digna 34 .
Vale.
18. aprilis anno 34.
Tuus Berch. H.
[Adresse auf der Rückseite:] Heinrico Bullingero, ecclesiaste Tigurino, fratri suo germano omniumque charissimo.