Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[280]

Martin Bucer an
Bullinger
Straßburg,
30. Oktober 1533

Autograph: Zürich StA, E II 347, 37f. Siegelspur. -Teildruck: QGT VIII 202

Lobt Otto [Werdmüller]als frommen und fleißigen Jüngling und bittet Bullinger, ihn zum Theologiestudium anzuspornen. Verteidigt nochmals die Befugnis der Obrigkeit in Religionssachen gegen die ablehnende Haltung der Täufer.

Gratia et pax.

Excidit mihi hoc prioribus literis 1 : Otto 2 , quem nobis commendasti 3 , iuvenis pius ac supra modum studiosus est adeo, ut dum sibi putat linguae latinae facultatem aliquam in primis parandam, gravatim sacra audiat veritus, ne hoc temporis non optime

b darüber von fremder Hand nochmals: 1533.
c-f Beim Öffnen des Briefes teilweise abgerissen.
11 Thomas Blarer.
12 Margaretha Blarer.
13 Wahrscheinlich ist die im Briefwechsel zwischen Bucer und Blarer in jener Zeit wiederholt erwähnte Base Barbara gemeint, s. Blarer BW I 414. 416. 424. 461. II 797f. 800 u. ö.
14 Johannes und Konrad Zwick.
15 Gemeint ist die Begegnung während der in Konstanz vom 5. bis 11. Oktober 1533 stattgefundenen Gespräche zwischen einer von Bullinger geführten Delegation der Zürcher Kirche und Ambrosius Blarer bzw. der Konstanzer Geistlichkeit, s. HBD 23, 15-17; Blarer BW I 437, Anm. 1; Joachim Staedtke, Blarer und Bullinger, in: Blarer Gedenkschrift 195.
16 Leo Jud.
17 Bibliander.
18 Zürcher Teilnehmer am Gespräch in Konstanz
außer Bullinger waren Konrad Pellikan, Heinrich Utinger und Werner Steiner, s. Staedtke, aaO, S. 195.
19 Heinrich Bullinger, De Testamento seu foedere Dei unico et aeterno, 1534 (HBBibI I 54; vgl. Staedtke, aaO, S. 195). Blarers Wunsch läßt darauf schließen, daß das Werk zur Zeit des Gesprächs in Konstanz bereits vollendet war.
20 Die nächste Information über Schwenckfeld erhielt Bullinger von Blarer allerdings erst im Brief vom 2. Dezember 1533, s. unten S. 238, 17-239, 44.
1 Oben Nr. 278.
2 Otto Werdmüller. Wann Werdmüller Basel, wo er sich noch im Juli 1533 aufgehalten hatte (s. oben S. 157, 28), verließ und nach Straßburg zog, ließ sich nicht ermitteln.
3 Eine diesbezügliche schriftliche Empfehlung Bullingers ist nicht erhalten.


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collocet. Tu ergo, qui nobiscum doles paucos adeo vel tolerabilibus ingeniis praeditos sacris sese addicere et nosti, quanti illic referat esse civem 4 , oro horteris diligenter hunc adolescentem, sed sic, ut intelligat te id tuo consilio facere, theologiae serio studeat. Audit sacras lectiones impellente Bedroto 5 , verum ita, ut qui timeat eo se haud magnum operae precium facere.

Satan nihil aliud studet ut olim, quam ut verbi dei existimationem imminuat. Quod egregie impetraverit, si religione solvamus magistratus. Christus certe ita suis est omnia 6 , ut qui huius regnum non pro viribus promoverit, solutus sane sit religione eius. Nihil sibi ab eo metuat aut speret a oportet. «Unus est mediator dei et hominum» [1 Tim 2, 5]. Vivat igitur agatque omnia in iis, qui bene agunt, necesse est. Sola peccata opera Christi non sunt 7 . Catabaptistae igitur rectius de istis sentiunt b . Dum enim volunt magistratum alienum esse a cura religionis, functionem eius ex toto impiam faciunt. Intellexerunt enim nullum munus a ||38 christiano geri posse, quod non in primis ser[viat]c religioni 8 .

Dominus sit vobiscum. Impelle hunc adolescentem 9 , quantum potes, ut semel statuat se futurum theologum.

Argentorati, 30. octobris 1533.

Tuus Bucerus.

Quae ego, petit et Bedrotus.

Commenda me symmystis nostris illic nominatim omnibus et optimo patri Pellicano cum primis, cuius sanctos et vere perutiles labores 10 dominus det absolvi quam primum.

[Adresse darunter:]Heylrycho Bullingero, [ecc]lesiastae d Tigurino doctiss[imo]e ac pientiss[imo]f fratri observando.

a aut speret übergeschrieben.
b in der Vorlage sententiunt.
c Randtext wegen engem Einband nicht zugänglich.
d-f beim Öffnen des Siegels teilweise beschädigt.
4 Vgl. Eph 2, 19.
5 Jakob Bedrot, kurz vor 1500-1541, stammte aus dem vorarlbergischen Bludenz, studierte 1511-1516 in Wien, wo er den Grad des Magisters erwarb, und 1521-1524 in Freiburg i. Br. Er wandte sich der Reformation zu und ging Ende 1524 nach Straßburg. Hier wurde er zum bedeutenden Mitarbeiter Bucers bei der Neugestaltung des Straßburger Schul- und Bildungswesens. Er war Lehrer an der Lateinschule und von Anfang an Mitglied der 1526 ins Leben gerufenen Schulkommission, welche die Aufsicht über alle Schulen Straßburgs hatte. Bei der Gründung des Gymnasiums 1539 war Bedrot maßgebend beteiligt. Theologisch schloß er sich ganz an Bucer an. 1541 starb er, unmittelbar nach Capito, an der Pest. Bedrot stand mit
einer ganzen Reihe von Reformatoren in persönlichem Kontakt und führte einen ausgedehnten Briefwechsel. Zu seinen Korrespondenten gehörten u. a. Vadian, den er als Lehrer in Wien kennengelernt hatte, Grynäus, Myconius und Ambrosius Blarer. Einige Briefe Bedrots an Bullinger, dem er wohl nie persönlich begegnete, sind erhalten. -Lit.: Conradin Bonorand, Jacobus Bedrotus Pludentinus. Beiträge zur Biographie eines Vorarlberger Humanisten, in: Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 1962, Bregenz 1963, S. 75-113; Bonorand, Studierende.
6 Vgl. Kol 3, 11.
7 Vgl. Heb 4, 15; 1 Joh 3, 5.
8 Zur täuferischen Argumentation in der Frage der obrigkeitlichen Machtbefugnis in geistlichen Angelegenheiten s. noch oben S. 217, 147-167 und unten S. 257, 53-78.
9 Otto Werdmüller.
10 Zu Pellikans Bibelkommentaren s. oben S. 37, Anm. 13.