Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3051]

[Ambrosius Blarer]
an Bullinger
[Konstanz],
23. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 357, 242 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 666, Nr. 1485

[1] Die Zürcher werden über das Aussöhnungs[vorhaben] der Konstanzer [mit Kaiser Karl V.] und die Schwierigkeiten, denen sie derzeit ausgesetzt sind, mit einem Brief des Rates informiert. Bullinger wird dem Schreiben Genaueres entnehmen können. Blarer hat keine Zeit zum Schreiben, und ansonsten gibt es auch nichts zu berichten. Die Zürcher sollen inständig

4 Siehe dazu Nr. 3005, Anm. 20. - Bullinger könnte eine der zwei dort erwähnten Abschriften dem vorliegenden Brief beigelegt haben.
5 Die Rücksendung erfolgte mit Blasius' Brief vom 21. November (Nr. 3080).
6 Vgl. nämlich Nr. 3047,13-15.
7 Zur Antwort s. Nr. 3017, Anm. 10.
8 Vgl. Nr. 3042,[3]. - Die Ausgaben für den hier erwähnten Umtrunk und das darauffolgende Essen sind nicht in Zürich StA, F III 32, Seckelamtsrechnungen 1547/48, unter Oktober oder November 1547 verzeichnet.
9 Mit den "Triumviri" sind der amtierende Bürgermeister Johannes Haab, der Zunft-
meister Georg Müller zur Meisen (beide Mitglieder des ab dem 24. Juni 1547 erneut amtierenden Baptistairates), und der "stillstehende" Bürgermeister Hans Rudolf Lavater des Natalrates gemeint; vgl. Nr. 3062,39f; Nr. 3065,11f.
10 Vielleicht Itelhans Thumysen, Zunftmeister zur Schmiden und Mitglied des Natalrates. Seine Erwähnungen im vorliegenden Band zeigen, dass er damals neben den beiden Bürgermeistern eine wichtige Rolle spielte.
11 Die bereits veröffentlichten Bände von HBBW liefern viele Einzelheiten zum Studium des Ersteren.
12 Vgl. Dan 8, 12.


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für die Konstanzer beten, damit diese Mittel und Wege aus der Misere finden und Gott nicht verlassen. -[2]Bullinger soll über die Tagsatzung berichten, die sich in Baden oder Luzern über Frankreich beraten soll. Stimmt es, dass Gesandtschaften aus Venedig und von Papst Paul III. in der Eidgenossenschaft verhandeln? -[3] Die Ravensburger müssen König Ferdinand I. 18'000 Gulden zahlen und den katholischen Bürgern gestatten, außerhalb der Stadt die Messe zu besuchen. Letzteres hätten sie nie erlauben dürfen! Gott erbarme sich! -[4]Grüße.

Lieber herr und brüder, ich vernym, das mine herren den ewern schreibend irer ussönung und beschwerden halber, so inen yetz begegnend. Werdend ir alles by inen finden. 1 Kan litt schriben. Hab ouch sonst nichts news. Ach bittend und hettend mitt allen frommen und ewer gantzen kirchen trulich, trulich für unß, das unß gott nitt lasse zu schanden werden, sonder zöge gut weg und mittel, durch die wir usß disen beschwerden kommen und by dem hoptgüt unserer seelen 2 belyben mögind.

Lasst mich wissen vom tag zu Baden oder Lucern und Franckrich 3 . Es soll ain venedisch 4 und päpstisch 5 bottschafft mitt etlichen Aidgnossen handlen. Lasst mich wissen.

Ravenspurg müsß dem konig 6 18'000 fl. geben, 7 und habend müssen dem konig bewilligen, das sy ire päpstische burger hinusßgehn lassend, mess hören vor der statt - das sy doch billich kainswegs sollten bewilligt haben. Gott erbarm sich irer und unser aller!

Salveant tui omnes. Nostri te salutant. 23. octobris 1547.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] An maister Hainrich Bullinger zu Zurich.

1 Gemeint ist der Brief des Konstanzer Rats an den Zürcher Rat vom 22. Oktober 1547 (Zürich StA, A 205.2, Nr. 21); s. dazu Nr. 3053, Anm. 3. - Zu den Schwierigkeiten, denen die Konstanzer damals ausgesetzt waren und die sie zu Verhandlungen mit Kaiser Karl V. zwangen, s. Nr. 3053, Anm. 4. - Zum Schreiben an Karl V. vom 27. Oktober s. Nr. 3059, Anm. 37.
2 Mit dem "Hauptgut unserer Seele" ist Gott gemeint.
3 In diesen Tagen kam es nicht zu einem Treffen in Baden oder Luzern über die Erneuerung der Soldbündnis se mit Frankreich (s. dazu Nr. 3037, Anm. 25). Am 15. November wurde in Luzern ein Tag der Fünf Orte abgehalten (s. dazu EA IV/1d 876-878), bei dem es u.a. um Rudolf Gwalthers "Endtchrist" (s. dazu Nr. 2879, Anm. 5; Nr. 3087, Anm. 12) ging.
Die nächste Badener Tagsatzung begann erst am 22. November 1547. Dann wurden auch die Soldbündnisse thematisiert; s. EA IV/1d 888f. 893f.
4 Unbekannt, insofern hier nicht ein falsches Gerücht vorliegt; vgl. Nr. 3081, Anm. 19. - Venedig versuchte damals, sich dem Papst und Frankreich anzunähern, um Kaiser Karl V. besser standhalten zu können; s. Nr. 3042, Anm. 3.
5 Siehe dazu Nr. 3046, Anm. 17.
6 Ferdinand I.
7 Die Entschädigungssumme, die Ravensburg für König Ferdinand I. erlegen musste, betrug effektiv 18'000 fl s. PC IV/2 801, Nr. 692; Hans-Georg Hofacker, Die Reformation in der Reichsstadt Ravensburg, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, Bd. 29, 1970, S. 122.