Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3047]

Georg von Württemberg-Mömpelgard
an Bullinger
Basel,
20. Oktober 1547

Original a mit autographer Unterschrift: Zürich StA, E II 363, 106 (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Graf Georg dankt für Bullingers Nachrichtensendung vom 17. Oktober [nicht erhalten]. Gerne würde er sich mit Mitteilungen aus Augsburg revanchieren, doch wartet er noch auf die Rückkehr des Boten [...], der sich zu seinem nach Augsburg geschickten Gesandten [Hans Henman Truchsess von Rheinfelden?]begeben. hat. -[2]König Heinrich II. von Frankreich hat den Kampf [gegen Kaiser Karl V]noch nicht aufgenommen, behält aber noch die von ihm angeworbenen deutschen Landsknechte. Ravensburg und andere Städte werden aufgefordert, den kaiserlichen Soldaten ein Winterlager zu gewähren oder stattdessen Geld zu bezahlen. Da sieht man, dass ein Frieden mit dem Kaiser noch längst nicht bedeutet, dass man aus der Klemme wäre! -[3] Wie Bullinger es wünschte, erfolgt hiermit die Rücksendung der Antwort der Kurfürsten auf die Proposition des Kaisers bezüglich der Religionsangelegenheit. Bullinger wird unterdessen den Brief des Grafen [Nr. 3045] vom Zürcher Stadtboten Melchior Schlosser erhalten haben. -[4] So viel zu Bullingers Schreiben. Segenswunsch.

Georg, grave zu Wirtemberg unnd zu Mumpelgart, etc. Unsern grus zevor, lieber besonder! Wir haben ewer schreiben von dato den 17. diß monats 1 , darinn allerhandt newer zytungen 2 , zu gnedigen dangk behendigt 3 und verstanden. Und hetten uch gern, waß wider von Augspurg (so unser bott 4 , wir täglichs von unserm gesanthen zu Augspurg 5 gewertig 6 ) b ankommen, zugeschigkt.

Wissen derhalben itzt 7 nichts news, dan daß der konig von Frangkrich 8 noch ruwig und still sitzt, aber die tutschen knecht 9 noch byeinander hatt, alßdan Ravenspurg und ander stett belangt, daß sie die knecht wintern oder gelt geben sollen, etc. 10 Darby sicht man, wan man sich schon mit dem kayser" vertregt, wie man uß sorgen und gevärden kommen ist! 12 Der herr woll unß einst gnediglich erretten! Amen.

a Von einer anderen Hand als Brief Nr. 3045, nämlich der des Kanzlers Sigismund Stier; vgl. Nr. 3044. -
b Klammern ergänzt.
1 Ein weiteres (zum früheren s. Nr. 3045,23f) nicht erhaltenes Schreiben Bullingers.
2 Nachrichten.
3 entgegengenommen; s. FNHDW III 799.
4 Unbekannt.
5 Möglicherweise Hans Henman I. Truchsess von Rheinfelden, seit 1539 Vogt zu Reichenweier, der am 16. November 1547 einen Brief aus Augsburg vom Reichstag an Graf Georg schrieb; s. AK VI 412, Anm. 3 zu Nr. 2910.
6 gewertig (sind) = erwarten.
7 jetzt.
8 Heinrich II.
9 Siehe dazu die Verweise in Nr. 2919, Anm. 9.
10 Siehe Nr. 3001, Anm. 3 (Memmingen); Nr. 3040, Anm. 6 (Ravensburg). 11 Karl V.
12 Ironisch gemeint.


Briefe_Vol_20-573arpa

Wir schigken uch auch hirneben der churfursten antwort, sie kay[serliche]r m[ajestä]d uf den puncten der religion gegeben, hiemit, wie ir begert, widerumb zu. 13 Versehen unß 14 auch, ir habt nunmer unser schriben 15 von Melchior Schlosser 16 , ewerm stattbotten, entpfangen.

Haben wir uch uf ewer schriben gnediglich wider anzaigen wollen. Uch hiemit dem herren thun bevelhen. Datum Basel, den 20. octobris anno, etc., 47.

G. g[rave] z[u]Wyrttemberg, etc.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelerten, unserm lieben besondern maister Heinrich Bullinger, predicant zu Zürich.