Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3038]

Celio Secondo Curione
an Bullinger
Basel,
12. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 366, 80 (Siegelabdruck) Ungedruckt

[J] Dein wohltätigen Bullinger wird es gewiss nicht unangenehm sein, wenn Curione ihm einige Personen empfiehlt, zumal Bullinger das ja auch zu tun pflegt, und Curione ihm nur anständige und würdige Leute empfiehlt. Bei dem frommen, bescheidenen und scheuen jungen Briefüberbringer [Lelio Sozzini?] handelt es sich um einen Christen aus Italien, dessen Vater [Mariano il Giovane?] auch ein Christ ist. Da nun Curione vom diesem derzeit armen und nach Italien reisenden Jüngling darum gebeten wurde, bittet er Bullinger, diesen mit einer Unterkunft zu versehen, obwohl er selbstverständlich weiß, dass die Zürcher Pfarrer dies ohnehin tun würden. -[2]Bullinger möge mitteilen, ob er das Büchlein für seinen Sohn Hans Rudolf erhalten hat, damit er die Zuverlässigkeit des Überbringers beurteilen kann. -[3] Curione grüßt seinen Gönner, mitsamt dessen Hauswesen und alien Kollegen.

a In der Vorlage folgt ein zweites quod.
31 Ps 90 (Vuig. 89), 1.
32 penitentiam.
33 mundo.
34 Vgl. Lk 12, 32.
35 Thomas Blarer.
36 Konrad Zwick.


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Quod tuae charitati aliquos commendem, puto te non moleste ferre, cum et tu his officiis laeteris, et ego nonnisi bonos et dignos tibi commendem. Hic adolescens Italus 1 est, et christiani patris 2 christianus filius, et modestus et pudens, quem non alia de caussa tibi commendatum velim, quam ut, quia pauper nunc 3 est et valde tenuis, eum transeuntem in Italiam hospitio digneris; quod etiamsi sciebam te et alios isthic fratres optimos vestra sponte esse facturos, poscenti tamen, ut eius pudori consulerem, et prope timon, his paucis eum tibi et aliis commendo. 4

Quod reliquum est, cuperem scire, an, quem ad Rodolphum tuum 5 libellum 6 post acceptas literas tuas 7 misi, acceperis, ut intelligam, qua fide, qui 8 eum ferendum suscepit, mecum et vobiscum egerit. Vale, mi patrone 9 optime et suavissime, cum tota familia tua honestissima. Fratres meo nomine saluta. Basileae, 12. octobris 1547.

Caelius vere tuus.

[Adresse auf Rückseite:] Clarissimo theologo d. Heinrycho Bullingero, Tigurinae ecclesiae pastori vigilantissimo, fratri et amico singulari. Tiguri.

1 Vielleicht Lelio Sozzini, der nach April 1547 Italien verlassen hatte (s. Tedeschi, Socinus 306) und sich im Frühsommer 1547 in Basel immatrikulierte (s. M- Basel II 51, Nr. 9). Er soll um diese Zeit eine Reise nach England unternommen haben, ehe er im Oktober 1548 nach Zürich kam und dort bei Konrad Pellikan wohnte; s. Pellikan, Chronikon 176f. Vielleicht begab er sich damals von Italien (Venedig?) aus nach England. - Lit.: DBI XIX 426-430.
2 Falls es sich bei dem oben genannten Italiener um Lelio Sozzini handelt, wäre mit dem Vater Mariano il Giovane Sozzini (1483-1556) gemeint, der in Bologna als Jurist tätig war. -Lit.: DBI XIX 433-435.
3 Diese Präzisierung passt gut zu der Tatsache, dass Lelio eigentlich nicht aus einem armen Elternhaus stammte und demnach nur vorübergehend an Geldmangel leiden konnte.
4 Der junge Mann reiste schließlich nicht durch Zürich; s. unten Anm. 10.
5 Hans Rudolf Bullinger (geh. 1536).
6 Curiones Büchlein De omni artificio disserendi atque tractandi summa. -Zur Angelegenheit s. Nr. 3000,29-39; Nr. 3002,29-33.
7 Bullingers Brief Nr. 3002 vom 30. August.
8 Unbekannt (vielleicht Michael Martin Stella; s. Nr. 3052, Anm. 10). - Curiones Misstrauen war gerechtfertigt, da der Unbekannte das ihm anvertraute Buch tatsächlich nicht übermittelt hatte; s. Nr. 3052,32-36.
9 Siehe dazu zuletzt HBBW XIX 74 und Anm. 8.
10 Vorliegender Brief wurde nicht von dem oben in Z. 2-6 erwähnten Italiener, sondern von Chur aus durch Johannes Blasius am 31. Oktober brieflich übermittelt, da der Italiener schließlich nicht durch Zürich reiste; s. Nr. 3063,[1].