Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2998]

Bullinger
an Ambrosius Blarer
[Zürich],
24. August 1547

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek Vadiana, Ms 35, 265 (Siegelspur) Druck: Blarer BW II 652, Nr. 1471

[]]Da Bullinger mit Hieronymus Hürus eine zuverlässige Person zur Verfügung steht, vertraut er nun diesem (und nicht einem anderen, wie geplant) das beiliegende Schreiben [nicht erhalten] an, in dein er etwas mitteilt, das ihn schon länger plagt. Mögen die Konstanzer sich vor der iberischen List Kaiser Karis V. hüten! Dieser sendet in alle Städte Menschen aus, die man für seine Feinde hält, die tatsächlich aber seine Freunde und Agenten sind. Man denke nur an Wolfgang Rehlinger in Straßburg, der ein Freund desjenigen ist, dessen Namen Bullinger [nachfolgend] mit dein Geheimalphabet anführt: Bei den Konstanzern könnte nämlich [Sebastian]Schertlin [der Name wurde anhand des Geheimalphabets geschrieben] ein solcher Agent sein! Bullinger weiß zwar nichts Sicheres und findet diesen Mann sogar sympathisch; wer weiß aber, was der Kaiser im Schilde führt! Gott verzeihe Bullinger, falls er sich irrt. Seine Liebe und Fürsorge für die Konstanzer treibt ihn dazu an, diese vielleicht vom Teufel ein gefaßten Bedenken Blarer vorzulegen. Sie sind nur für diesen bestimmt, und er soll den vorliegenden Brief sogleich vernichten! -[2]Gruß.

S. D. Hürusius 1 has literas 2 tulit, quas destinaram alten 3 . Ac latuit diu in pectore ulcus, quod, ut modo eiiciam, suasit tabellionis 4 fidelitas. Nulli hominum ea de re quicquam adhuc! Videtis artes caesaris 5 Hispanicas. In urbes ubique mittit, qui videntur caesaris hostes, amici autem et conciliatores sunt. Videte, quid egerit Argentinae Rhelingerus 6 . Is amicus est illi, de

b Textverlust bei der Entfernung des Siegels.
Daraus geht hervor, dass weder Bucer noch Myconius ihre jeweilige Quelle richtig entziffern konnten. In der ursprünglichen Quelle stand vermutlich: hebru 1 hebru (die von Mailand und die von Genua). - Bucers Quelle, die sehr wahrscheinlich handschriftlich war, konnte nicht ermittelt werden. -Die Eidgenossen, Mailand und Genua wurden von einigen Astrologen demselben (dem zweiten) Quadrangel zugeordnet: Die ersten dem Stier, die zwei anderen Orte dem Skorpion; s. z.B. Johannes Schöner, Prognosticon astrologicum pro anno Christi M.D.XLVII, Nürnberg [1546] (VD16 S3501), f. Bij,r.
27 Theodor Bibliander.
1 Hieronymus Hürus, der damals zum Zürcher Schützenfest gekommen war; s. Nr. 2987, Anm. 4.
2 Nicht erhalten.
3 einem anderen Boten.
4 Gemeint ist Hürus.
5 Karl V.
6 Wolfgang Rehlinger. - Siehe dazu HBBW XIX 314,21-24; 451,13-16; 469,33-39; Peter Steuer, Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500-1620. Studien zur sozialen Verflechtung der politischen Führungsschicht der Reichsstadt Augsburg, Augsburg 1988, S. 46.


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quo hic scribo literis peregrinis 7 : Videte, ne forte talis apud vos sit Shärtlia 8 . Nihil certi habeo. Arno etiam hominem, sed inscrutabile est cor caesaris. Dominus condonet mihi, si quid hic erro. Sed dilectio, qua vos complector, et solicitudo rne angit et huc adigit, ut, quae forte malus daemon indit, tibi obiiciam. Wachen aber und sorg haben uffsähen 9 ist güt. 10 Tibi soli haec. Discerpe protinus! Oremus dominum.

Vale aeternum. 24. Augusti 1547.

B.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Ambrosio Blaurero, intimo suo. Constantz. 1