Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2944]

Camillo Renato
an Bullinger
Chiavenna,
6. Juli 1547

Autograph: Zürich StA, E II 335, 2091 (ohne Siegelspur) a Druck: Epistolae ab Ecclesiae Helveticae reformatoribus vel ad eos scriptae. Centuria prima, hg. y. Johann Konrad Füssli, Zürich 1742, S. 252-254, Nr. 64; Petrus Dominicus Rosius a Porta, Historia Reformationis ecclesiarum Raeticarum, Bd. 2/2, Chur und Lindau 1772, S. 643f; Graubünden, Korr. 1106f, Nr. 81; Renato, Opere 157-159, Nr. 10

[1] Renato bekam von Bullinger bis jetzt noch keine Rückmeldung auf seinen Brief [nicht erhalten], den der junge [... Paravicini] 1 letztens überbringen sollte. Renato bat darum, dass Bullinger sich um den Jungen kümmert und seine Meinung zu einer subtilen, vielleicht auch ein wenig seltsam scheinenden Frage mitteilt: Renato und seine Kollegen sind sich nämlich nicht sicher, ob nach der Vorschrift Christi während der Taufe eines Knaben (oder einer anderen Person) bei der Besprengung die Worte "Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes"[Mt 28, 19]überhaupt notwendig seien. Die meisten [Theologen] haben bisher die Meinung vertreten, dass es keine gültige Taufe sei, wenn diese Worte weggelassen werden. Sofern Bullinger etwas Zeit übrig hat, möge er mitteilen, ob dies stimmt oder nicht. Dabei soll er seine Antwort mit Argumenten bzw. mit der Heiligen Schrift untermauern. Renato und seine Amtskollegen wissen, dass Bullinger dies umso lieber tun wird, als er diese Frage wohl ohne großen Aufwand leicht beantworten kann. Sie wollen ihm nicht lästig fallen, nur ihn an ihren eifrigen Nachforschungen teilhaben lassen. Falls dies zu viel wäre, soll Bullinger es ihnen irgendwie zu verstehen geben. - [2]Bullinger möge auch seine Meinung und Prognose zur aktuellen Lage mitteilen. In Chiavenna gibt es nichts Mitteilenswertes, außer dass man sich vor der Zukunft fürchtet, auch wenn man nicht aile Hoffnung aufgegeben hat. -[3]Grüße von Agostino Mainardi 2 , Francesco Negri 3 (der seit vier Tagen sehr krank ist) und von allen Kollegen, auch an Bullingers Kollegen und an die ganze Kirche. -[4] Der beiliegende Brief 4 soll an Celio Secondo Curione in Basel übermittelt werden.

b Textverlust bei der Entfernung des Verschlussbandes. -
a Mit Schnittspuren.
1 Dass der Junge aus einem der zahlreichen Zweige der Familie Paravicini stammte, geht aus Johannes Blasius' Brief Nr. 2976 vom 2. August hervor. Es kann sich aber nicht um jenen Bartolomeo Paravicini gehandelt haben, der bereits in Zürich
studiert hatte (s. zu Letzterem Nr. 2902, Anm. 1).
2 Pfarrer in Chiavenna.
3 Lehrer in Chiavenna.
4 Nicht erhalten.