Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2931]

Schultheiß und Rat von Bern
an Bullinger
[Bern],
27. Juni 1547

Original: Zürich StA, E II 360, 443 (Siegelabdruck); Entwurf: Bern StA, Teutsch Missivenbuch Z, S. 625 a Druck: Adolf Fluri, Die bernische Schulordnung von 1548, in: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte XI, 1901, S. 195

[J] Der Schultheiß und der Rat von Bern haben beschlossen, die beiden Jünglinge Samuel Schnewli und Ismael Buchser für ihre weitere theologische Ausbildung nach Zürich zu schicken, da für den Pfarrberuf auch künftig Nachwuchs benötigt wird. Bullinger möge die beiden unter seine Fittiche nehmen und ein Auge auf sie haben, zumal sie, im Falle eines ungebührlichen Benehmens, natürlich auch bestraft werden müssen. -[2]Letzteres gilt besonders auch für die vor einiger Zeit nach Zürich geschickten drei Jünglinge, die sich offensichtlich arbeitsscheu gebärden und einen unsteten Lebenswandel führen. -[3]Der Schultheiß und der Rat von Bern werden Bullingers Bemühungen gebührend zu vergelten wissen.

Unnsernn frundtlichenn grüs, sampt was wir liebs unnd gutts vermögennd, zuvor, ersammer, wollgelerter, sonnders lieber unnd gutter frund. Damitt wir für unnd für 2 ursatz 3 habind der dienerenn gottes worts, sind wir in willenn kommen 4 , diß zwen knaben Samuelem Schneuwly 5 unnd Ismahelem Buchser 6 zu üch ze vertigenn 7 , daselbst ze studierenn unnd der heilligenn schrifftt obzeliggenn 8 , üch zum frundlichostenn pittende, sy in günstigem bevelch ze halltenn 9 , acht unnd uffsächenn uff sy ze habenn unnd, wänn sy sich lärnens, läbens, syttenn, gepärdenn unnd annderer stuckenn 10 halb nitt gepürlich hielltind, sy darob 11 ze straffenn.

a Der Entwurf weist nur Schreibvarianten gegenüber dem abgesandten Brief auf die mi Apparat nicht verzeichnet werden.
1 Es gibt von demselben Tag und von derselben Hand einen textidentischen Brief an Johann Jakob Ammann (Zürich StA, E II 445, 285).
2 für und für: immer wieder.
3 Auswahl an geeigneten Kräften; Nachwuchs.
4 in willen kommen: übereingekommen.
5 Samuel Schnewli, gen. Nivinus, gest. 1602. 1548 Helfer in Herzogenbuchsee (Bern). 1549 Pfarrer in Limpach, 1553 in Köniz und 1557 in Münsingen. 1565 Helfer am Berner Münster, wo er von 1578 bis 1581 als Pfarrer amtierte. Nach Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit wurde er 1581 nach Thun versetzt. 1592
wurde er erster Pfarrer am Berner Münster und zugleich Dekan. - Lit.: Pf-Bern 30. 32. 35. 72. 109. 118. 347. 349. 425. 625; HBLS VI 221.
6 Ismael Buchser, gest. 1586. 1548 Helfer in Aarau. 1549 Pfarrer in Schlossrued (Aargau), 1560 in Suhr (Aargau). 1564 Helfer zu Burgdorf. 1565 Pfarrer in Münchenbuchsee. -Lit.: Pf-Bern 76. 389; Pf-Aargau 85. 148. 159. 186; HBLS II 392.
7 schicken.
8 sich zu befleißen.
9 in günstigem bevelch ze halltenn: in (gute) Obhut zu nehmen.
10 Bereichen.
11 darum.


Briefe_Vol_20-255arpa

Alls 12 unns ouch anngelangtt 13 , wie die dry jüngling 14 , so wir hievor zu üch geschicktt, ettlicher maß unflissig unnd umbschweiffig 15 syennd, wellennd wir üch gepättenn habenn, glicher gstalltt sy ze zuchtigenn.

Das wellenn wir frundtlich umb üch beschuldenn 16 . Datum 27. iunii 1547.

Schultheis unnd rhatt zu Bernn.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersammen, wollgeleertenn meister Heinrich Bullinger, der kilchenn Zurich vorständern, unnsermm insonnders liebenn unnd guttem frund.