Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2638]

Johannes Travers an
Bullinger
Zuoz,
22. Oktober 1546

Autograph: Zürich StA, E II 365, 58f (Siegelspur)

Druck: Graubünden, Korr. I 101f, Nr. 76

[1] Da Travers ein Bote 1 zur Verfügung steht, möchte er diesen nicht ohne einen Brief gehen lassen, auch wenn er dem durch seine Freunde gut informierten Bullinger nichts Sicheres über die Ereignisse zu berichten weiß, die sich in der Region Ingolstadt zwischen den Lagern des Kaisers [Karl V.] und der Fürsten [Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen] abspielen. Bullinger möchte vielmehr mitteilen, was er in Erfahrung gebracht hat, damit dies auch den anderen Brüdern, die Bullinger schätzen, übermittelt werden kann. [2] Die Eidgenossen

schmalkaldische Lager befand. — Hermaringen liegt in der Nähe von Giengen an der Brenz.
10 erblicke.
11 Ein nicht erhaltener Brief Bullingers, der vielleicht in Nr. 2626,4-6, bezeugt ist und von Thomann erst am Abend des 28. Oktober an Hallwyl übermittelt werden konnte (Zürich StA, A 177, Nr. 109). Hallwyl beantwortete den Brief schon am Tag darauf (Nr. 2648).
12 Nachrichten.
13 eröffnet, mitgeteilt.
14 Am gleichen Tag (21. Oktober) übermittelte
nämlich Thomann die Neuigkeiten an den Zürcher Rat (Zürich StA, A 177, Nr. 101).
15 Zu verstehen: dem ich Eure guten Wünsche mitgeteilt habe.
16 zusammen mit.
17 Bekanntschaft.
18 Eine Antwort Bullingers auf diesen Brief ist bezeugt. Thomann erhielt sie am 10. November im Lager; s. Thomann an den Zürcher Rat, 10. November 1546 (Zürich StA, A 177, Nr. 131).
1 Zu dessen Identität s. unten Anm. 2.


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sollen zerstritten sein, weil die einen zum hessischen Landgrafen, die anderen zum Kaiser halten. Dies wirft die Frage auf ob denn im Laufe des Krieges die Freundschaft zwischen den Helvetiern in die Brüche gehen wird. Was meint Bullinger dazu? [3] Der gegenwärtige Bote ist Travers' Schwiegersohn. 2 Er begleitet zwei Neffen [...]3 brüderlicherseits 4 , die zu ihrer Ausbildung nach Zürich kommen. Sie sind aus gutem katholischen Hause. Bullinger möge dem Schwiegersohn helfen, einen anständigen Kostgeber zu finden. Diesem wird bezahlt werden, was er verlangt. [4] Travers' Sohn, Johannes [d.J.], studiert nun zusammen mit anderen Kommilitonen 5 in Freiburg im Breisgau bei [Heinrich] Glarean. Travers [d.Ä.]erhofft sich davon gute Fortschritte für ihn. [5] In Italien ist alles friedlich. Im Mailändischen war die Ernte gut, so dass die Lebensmittel nicht mehr knapp sind. In den Bünden herrscht Ruhe. [6] Sollte Travers sich Bullinger behilflich erweisen können, würde er dies sehr gerne tun. [7]Gruß.
2 In Frage kommen Friedrich von Salis (1512-1570), Peter Schucan und Johann Martin Rascher, wie dies aus Johannes Travers' Testament aus dem Jahre 1563 hervorgeht, das in Petrus Dominicus Rosius a Porta, Historia reformationis ecclesiarum Raeticarum, Tomus I/2, Chur 1771, S. 414-417, veröffentlicht ist. — Sehr wahrscheinlich ist hier Schucan gemeint; s. unten Anm. 3.
3 Da im Schuljahr 155 1/52 ein Jakob Schucan sich in die Basler Matrikel eintragen ließ und kein anderer aus den zuvor erwähnten Geschlechtern, ist vermutlich der hier erwähnte Schwiegersohn mit Peter Schucan zu identifizieren (so auch Bonorand), während Jakob Schucan wohl einer der zwei Neffen Peter Schucans gewesen sein wird; s. M-Basel I 71, Nr. 11; Conradin Bonorand, Bündner Studierende an höhern Schulen der Schweiz und des Auslandes im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, in: Jahresbericht der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 79, 1949, 102.
4 Damit ist wohl ein nicht ermittelter Bruder des oben erwähnten Schwiegersohns gemeint und nicht ein Bruder des Johannes Travers.
5 Es handelt sich um einen Friedrich von Salis, einen "Mathias Ilanta" (richtig:
Planta) und einen Johann Georg Travers, alle drei aus Chur, die sich zusammen mit Johannes Travers d.J. am 12. Juli 1546 in die Freiburger Matrikel eintragen ließen. Am 20. Juli hatte sich auch Anton von Salis aus Bergell zu ihnen gesellt; s. M-Freiburg I/1 353f, Nr. 43-47. 59; Bonorand, aaO, S. 140. — Bei Friedrich von Salis wird es sich wohl um einen Sohn des oben in Anm. 2 genannten Friedrich von Salis handeln, welcher 1529 ebenfalls bei Glarean studiert hatte (s. M- Freiburg I/1 274, Nr. 43; Emil Franz Josef Müller, Briefe Glareans an Aegidius Tschudi (1533-1561), in: ZSKG XXVII, 1933, 219) und später Korrespondent Bullingers wurde (s. Jan-Andrea Bernhard, Freundschaft und Kirchenpolitik. Zwei Buchgeschenke Bullingers an Friedrich von Salis-Samedan, in: Zwa XLII, 2015, 109-133). Friedrich von Salis d.J. wird vermutlich den in der Kantonsbibliothek Chur (Hs. B 1820) aufbewahrten und von Antoine-Elisée Cherbuliez (im Aufsatz: Beiträge zur Geschichte der Musikpflege in Graubünden bis zum Beginn des 19. Jhs, in: Schweizerisches Jahrbuch für Musikwissenschaft 5, 1931, 60) erwähnten Brief Glareans vom 4. März 1547 an seinen Vater übermittelt haben.