Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2578]

Claudius Pius Peutinger
an Bullinger
Augsburg,
11. September 1546

Autograph: Zürich StA, E II 346, 187 (Siegelspur) Ungedruckt

Der Überbringer [Johannes Kielmann] wurde angestellt, um gegebenenfalls mit der Wegführung von Peutingers Kindern [aus Augsburg] beauftragt werden zu können. Nun aber sieht sich Peutinger genötigt, seine Familie schon früher als geplant nach dem Beispiel [des Patriarchen] Jakob aufzuteilen. Er hat [Kielmann]befohlen, den Jungen [...] in Lindau zurückzulassen und sich in Zürich zu erkundigen, ob dieser besser in Basel oder in Zürich untergebracht wäre. Peutinger bevorzugt Zürich. Denn für eine berühmte Hochschule ist sein Sohn noch zu jung und nicht genügend fortgeschritten, auch wenn er schon Kenntnisse in den

115 Teil eines späteren Briefes; s. Anm. 3.
116 die weyl: solange. — Zur zweijährigen Amtsdauer der Thurgauer Landvögte s. Hasenfratz, aaO, S. 8.
117 Unbekannt.
118 in Konstanz.
119 Das oben Z. 80-82 erwähnte Schreiben Holzhalbs.
120 offenbar; allerdings.
121 ausgestellt.
122 Unbekannt.
123 Unbekannt.
124 hier (Konstanz); s. Fischer III 1641.
125 über den Bodensee.
126 Siehe oben Z. 82-84.
127 Unbekannt.
128 Unbekannt.


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Sprachen hat und sich auf Latein verständigt. Sollte der Gebrauch des Lateins in Zürich nicht gängig sein, ist Peutinger bereit, so viele Privatlehrer anzunehmen, wie den Zürchern zweckmäßig erscheint. Er schreibt auch [Konrad] Pellikan. Bullinger möge helfen! [P.S.:] Die Päpstlichen haben den Unrat dieser Welt gegen die [deutschen Protestanten]aufgehetzt und verfügen über ein größeres Heer, als man es für möglich hielt. Beide Heere haben gleich viele Infanteristen. Die kleinere Anzahl von [schmalkaldischen] Reitern wird durch deren Qualität wettgemacht. Die Sache der [Schmalkaldener] ist die bessere. Den Kaiserlichen steht mehr Geld zur Verfügung, doch haben die [Schmalkaldener] immerhin so viel, wie sie brauchen. Beide Heere liegen dicht beieinander. Kaiser [Karl V.] hält sich verschanzt. Man wird sehen, was er nach der Zuführung des niederländischen Heeres tun wird! Die [Schmalkaldener] suchen den Kampf der Kaiser scheint ihn hinauszögern zu wollen. Die [einfachen Soldaten] müssen für das büßen, was die Fürsten sich ausdenken!

S. Clarissime vir. Qui has ad te fert literas, est iuvenis, quem ego selegi, ut cum pueris meis 1 olim ablegare possem. 2 Id nunc fit citius, quam constitueram. Caussa est, quod hoc statu rerum 3 huic curae vacare non possum et lacobi exemplo familiam disiungere aliquantum libuit, 4 ne omnes uno casu procumberent. lussi relicto puero 5 Lindavii ad vos proficisceretur ac vestro consilio a constitueret, num melius apud vos quam Basileae. Mallem apud vos. Non enim est ista aetas filii neque tantum profecit, ut ad celebriora gymnasia sit promovendus. Rursus alumnum neghigere nollem, cui iam est linguarum cognitio necessaria filio, exercitium frequens in grammaticis et Latini sermonis continuus usus. Si publice illa 6 non fuit, lubens privatim praeceptoribus, quantum sat est quantumque vos ipsi iubebitis, persolvam. Scribam ea de re etiam d. Pellicano. Rogo te, mi d. Buhlingere, meis eam operam praestare eosque commendatos habere vehis, cui ego vicissim, ubi quantumque potero, gratificabor.

Bene vale. Ex Augusta, 11. septembris anno salutis 1546.

Tuus Cl. P. Peutinger.

a consilio in der Vorlage wiederholt.
1 Peutinger hatte neun Kinder; s. Friedrich Roth, Zur Lebensgeschichte des Augsburger Stadtadvokaten Dr. Claudius Pius Peutinger, 1509-1552 (Fortsetzung), in: ARG 25, 1928, 209f. —Welche von ihnen zu diesem Zeitpunkt lebten bzw. im Schulalter standen, konnte nicht eruiert werden, da die Geburtsjahre der Kinder nicht bekannt sind.
2 Johannes Kielmann. Er wurde, wie aus diesem Brief hervorgeht, von Peutinger nach Zürich gesandt, um für dessen Kinder eine Ausbildungsstätte während des Schmalkaldischen Krieges zu suchen. Aus Peutingers Brief an Bullinger vom 24. Oktober 1546 (Zürich StA, E II 356, 991) geht hervor, dass die Zürcher auf diese Anfrage eingingen. Von Kielmann
sind zwei Briefe an Bullinger, der eine vom 13. Januar 1549, der zweite vom 28. September 1550, erhalten (Zürich StA, E II 343, 401, bzw. E II 356, 100). Beide unterschreibt er als "paedagogus Peutingerorum". Im letzten wird Gessner als "antiquus hospes" bezeichnet. Demzufolge wurden Kielmann und Peutingers Sohn bzw. Kinder während deren Aufenthalt in Zürich in Gessners Haus untergebracht - eine bislang noch unbekannte Information.
3 Der Schmalkaldische Krieg.
4 Anspielung auf Gen 32,22-24, oder 42,1-4.
5 Unbekannt.
6 cognitio Latini sermonis.


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|| 187v. Puto vos avide, quae hic gerantur, expectare. Nos etiam anheli expectamus gratiam et auxilium a domino. Pontificii orbem terrarum, quicquid suae fecis est, in nos concitarunt, atque collectas iam habent vireis maiores quam ab initio credebamus. Nostri 7 peditatu non sunt inferiores; equitum numero si inferiores sunt, excellentia militum hoc praestabunt. Caussa superamus. Aliis 8 plus nummorum; nobis hactenus, quantum oportuit, non deffuit. Utrinque ingentes copiae b in propinquo admodum b . Caesar 9 vallum 10 tutatur; expectamus, quid accessione Belgici exercitus 11 sit moliturus. Nostri pugnam desyderant. Caesar protrahere velle videtur. Iliacos intra muros 12 peccatur et extra, et quicquid delirant reges, plectuntur Achivi 13 . 14

[Adresse auf f. 188a, v.:] Clarissimo viro domino Henricho Bullingero, ecclesiastae Tigurinensi celeberrimo, domino et amico suo carissimo. Tiguri.