Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2449]

Ambrosius Blarer an
Bullinger
[Konstanz],
19. Mai 1546

Autograph: Zürich StA, E II 357, 175 (Siegelspur) Zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 447, Nr. 1289

Blarer übersendet eine von Bucer [verfasste und]mitgeteilte Schrift ["Ein warhaffter bericht vom Colloquio zu Regenspurg"] über das [Zweite Regensburger]Religionsgespräch, die Bullinger mit dem nächsten Boten zurückschicken soll. Matthias Erb schreibt, dass Graf Wilhelm von Fürstenberg im Namen des Kaisers [Karl V.] ein Heer von 12'000 Soldaten ausgehoben habe, um das Piemont an den jungen Herzog [Emanuel Philibert] von Savoyen übergeben zu können. So erklärt sich, warum der Kaiser den [Zürchern] so schmeichelt, nämlich weil er weiß, wie die übrigen Eidgenossen gegenüber den Bernern in dieser Angelegenheit

1 Orthodoxa ... confessio, Zürich, Christoph Froschauer, 1545 (BW C343), f. 109r.: "Campanum nemo nostrum novit, et si quid is de sacramento scripsit, illud quoque nobis prorsus ignotum est".
2 Nicht erhalten. Das Werk wird aber von Campanus in seinem Brief an Peter Tesch vom 4. April 1546 bezeugt; s. Lenz II 435. Über seinen Inhalt erfährt man Weiteres
aus Medmanns Brief an Bullinger vom 20. Januar 1547; s. Poller, Relations II 174,57—175,65. Die von Pollet in diesem Zusammenhang angeführte und mit Campanus in Verbindung gebrachte Schrift (s. Poller, Relations II 175, Anm. 3) kommt nicht in Frage, zumal es sich hier um eine Apologie und nicht um eine Widerlegung des Purgatoriums handelt.


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eingestellt sind. Wer hinter [der kaiserlichen Gesandtschaft nach Zürich]steckt, ist unbekannt. —Der Reichstag [zu Regensburg] hat noch nicht begonnen. Der Kaiser kurt in [Bad]Abbach. Über das [Weiterbestehen] des Schmalkaldischen Bundes hat Blarer nichts gehört. Grüße. [P.S.:] Die Hexe [Cecilia Erhart], von der Blarer kürzlich an Bullinger und [Jakob Ruf] berichtete, wurde am 17. Mai verbrannt.

Salve, mi venerande frater. Mitto hic, quae Bucerus ad nos de colloquio 1 dedit 2 , quae proximo nuncio rogo, ut remittas.

Nihil praeterea est, quod scribere possim ista temporis angustia, nisi quod Matthias Erbius scribit 3 comitem Gulielmum a Furstenberg caesaris 4 nomine gregarium conscribere exercitum 12 millium ac constantem famam esse ducem Sabaudiensem iuniorem 5 in Pedimontanam ditionem restituendum. Quod, si ita est, facile coniicis, quur caesar iam ita vobis caput demulcere 6 voluerit, 7 quum non ignoret, quali animo sint reliqui Helvetii erga Bernates, quod ad hanc caussam attinet. 8 Sed dominus bene vertat omnia! Sunst kan man nitt wissen, in was hafen oder wa 9 diser brey kochet ist. 10

Comitia nondum caepta 11 affirmant, quod caesar apud Abachum 12 valetudinem curat. De foedere reparato 13 ne verbum quidem ullum, etc.

Semper vale, mi charissime et optime Bullingere, et domino nos diligentissime commenda. 19. maii 1546.

Tuus Amb. BI.

1 Das Zweite Regensburger Religionsgespräch.
2 Wohl die Straßburger Ausgabe von Bucers Schrift "Ein warhaffter bericht vom Colloquio zu Regenspurg" 1546 (VD16 B8949), die im selben Jahr des Öfteren nachgedruckt wurde (VD16 B8946—8951).
3 Nicht in Blarer BW. Vgl. den Bericht Erbs an Bullinger Nr. 2441,19—22.
4 Karl V.
5 Emanuel Philibert (1528—1580), damals der einzig noch lebende Sohn Herzogs Karl III. von Savoyen. Vgl. dazu MBW-Reg IX 149f, Nr. 4198a.
6 Adagia 3, 1, 37 (ASD II/5 60, Nr. 2037)
7 Siehe Bullingers Schilderung in Nr. 2446,9—20.
8 Viele eidgenössische Verbündete hatten die von Bern Anfang 1536 vollzogene Belagerung der savoyischen Gebiete um den Genfersee missbilligt.
9 wo.
10 Blarer übernimmt Bullingers Wendung aus Nr. 2446,19f.
11 Der Reichstag zu Regensburg wurde erst am 5. Juni eröffnet; s. Nr. 2331, Anm. 3.
12 Bad Abbach (Kr. Kelheim), im Donautal nahe Regensburg, wo Karl V. schon 1532 gekurt hatte. Zu einem Aufenthalt des Kaisers daselbst im Jahr 1546 ließ sich nichts ermitteln. Diese Badekur wäre insofern möglich, als zu diesem Zeitunkt nur wenige Teilnehmer des Reichstags eingetroffen waren; s. Nicolaus Mameranus, D. Caroli V. iter ex inferiore Germania ab anno 1545 usque ad comitia apud Augustam Rheticam indicta ..., Augsburg 1548 (VD16 M438), f. Bij,v.—Biij,v.
13 Das Weiterbestehen des Schmalkaldischen Bundes.


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Venefica ista, 14 de qua nuper ad te et chirurgum vestrum 15 , nudius tertius exusta est magna in deum per Christum fiducia, ut de salute ipsius optime speremus.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo d. Heinricho Bullingero suo. Tiguri.