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Autograph: Zürich StA, E II 338, 1409 (Siegelspur)
Dem adligen Friesen [Ludolph Maninga] hatte Westerburg einen Brief [Nr. 2238] und zwei seiner in Straßburg gedruckten Schriften mitgegeben. Nun lässt er in Bonn eine weitere Schrift [,,Das der Allerheiligster Vatter der Pabst unnd die Heilige Mutter die Römische Kirch mitt ihrer aller getrewester Dochter der Stadt Cöllen inn sachen des Glaubens nicht ihrren können "]1 drucken. Nach deren Publikation werden Bullinger und seine [Kollegen] Exemplare davon erhalten. —Westerburg ist von [Hermann von Wied]sehr gut empfangen worden. In der Lehre ist dieser tatsächlich mit den [Protestanten]einig. Er hat auch Bullinger, den er gerne kennenlernen möchte, ehrenvoll erwähnt. Die [,,Orthodoxa Tigurinae ecclesiae ministrorum confessio"] hat er entgegengenommen, konnte aber wegen seiner vielen Amtspflichten nicht darauf reagieren, wie dies Bullinger aus Peter Medmanns Brief [nicht erhalten]erfahren wird. —Westerburgs Schriften sorgen in Köln für Unruhe. Zwei Buchhändler wurden festgenommen, weil sie diese verkauften. Sie wurden freigelassen, nachdem sie sich verpflichteten, sie nicht mehr anzubieten. Auch die anderen Buchhändler mussten das versprechen. Der Verbreitung der Schriften hat dies aber nicht geschadet, da die Kölner sie auf der Frankfurter [Herbst]messe kaufen konnten. —Herzog Heinrich von Braunschweig befindet sich mit 20'000 Mann wieder auf seinem Territorium und hat etliche Dörfer und Städtchen besetzt. Der Landgraf [Philipp von Hessen], der Herzog Moritz von Sachsen und der Markgraf [Joachim II.] von Brandenburg haben 60'000 Mann und 8'000 Reiter und treiben Herzog Heinrich in die Enge. — Wegen dieser Unruhen konnte Westerburg in seiner Angelegenheit nichts erreichen und muss abwarten. [Hermann von Wied]zeigte Freude [an Westerburgs Mühlenprojekt] und gab ihm ein gutes Reisegeld.
[Gedruckt: Briefe und Documente aus der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert nebst Mittheilungen über Kölnische Gelehrte und Studien im 13. und 16. Jahrhundert, hg. v. Karl und Wilhelm Krafft, Elberfeld [1875], S. 89f. —Übersetzung: Georg Eduard Steitz, Dr. Gerhard Westerburg, der Leiter des Bürgeraufstandes zu Frankfurt a. M. im Jahre 1525, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 5, 1872, 193f.]