Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2219]

Johannes Gast an
Bullinger
Basel,
19. August 1545

Autograph: Zürich StA, E II 366, 221 (Siegelspur) Ungedruckt

Der Wormser Reichstag ist aufgelöst worden. [Karl V.] befindet sich in Köln, wo er dem Erzbischof [Hermann von Wied] Fallen stellt. Ein Kölner Bürger [...], der sich aufgrund von Anfeindungen für einige Tage nach [Basel]flüchtete, berichtete, dass die Kölner Bürger, und bis auf wenige Ausnahmen auch die Kleriker, den Bischof vernichten wollen. Die Nürnberger und die Augsburger sollen eine gewaltige Klage betreffs ihrer strittigen Handelsangelegenheiten bei [Karl V.]vorgebracht haben. Mit kaiserlichem Rechtsanspruch verlangt [Karl V] das Herzogtum Braunschweig als ein ihm gehöriges Lehen. Falls auf dem künftigen Reichstag [zu Regensburg]Herzog Heinrich [von Braunschweig]als unfähig beurteilt werden sollte, wird [Karl V] ihn strafen. Die Protestanten wollten das Herrschaftsgebiet seinem Erstgeborenen [Karl Viktor von Braunschweig]übertragen, aber das wollte [Karl V] nicht. Dies Wenige. Gast bittet um Mitteilung etwaiger verbürgter Nachrichten von den Druckern wegen [seiner deutschen]Predigten.

S. in domino.

Comitia Wormatiensia 1 soluta sunt. Caesar 2 Coloniae iam haeret episcopo 3 insidias parans. Cives enim moliuntur episcopum illum profligare. In id consentiunt canonici omnes exceptis paucis, qui apud episcopum agunt. 4 Haec a cive Coloniensi 5 hiis diebus audivi, qui ex industria invidiam declinare suo abitu conatur et ad dies aliquot apud nos habitare constituit, donec cesar rem transigat. Prudenter meo quidem iudicio agit.

Audio praeterea Norimbergenses et Augustanos dissidere propter mercimoniam et ingentem querelam hac de re apud caesarem instituisse. 6

Caesar praeterea petit ducatum Brunsvicensem iure imperatorio, dann es sige 7 ein lehen, das im zu gehör, und wil das also bewaren. Wann es uff dem zukunfftigen reichstag 8 ußfundig 9 werde, das der hertzog 10 ein untüchtig mann sey, nit wert, sölichs lehen zu besitzen, so wolle syn k. mt. in straffen an leib und gutt. 11 Primogenito 12 voluerunt protestantes dare ditionem, sed noluit 13 nescio quibus ex causis.

1 Der Reichstag zu Worms.
2 Karl V.
3 Erzbischof Hermann von Wied.
4 Gast hatte schon in seinem vorigen Brief von der Reise des Kaisers nach Köln und von dem dortigen Aufruhr geschrieben; s. oben Nr. 2214,31-36 und Anm. 241. Siehe ferner unten Nr. 2237.
5 Unbekannt.
6 Näheres konnte nicht ermittelt werden.
7 sei.
8 Der geplante Reichstag in Regensburg,
der erst Anfang 1546 begann; s. oben Nr. 2211, Anm. 24.
9 erwiesen.
10 Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel.
11 Gast bezieht sich auf die sogenannte Wormser Kapitulation vom 10. Juli 1545, in der Einzelheiten über die geplante kaiserliche Verwaltung des Landes Braunschweig beschlossen worden waren. Innerhalb eines Monats sollte das Land in kaiserliche Hände gestellt und die Administration


Briefe_Vol_15_464arpa

Haec paucis volui ad te perscribere. Vale in domino diu salvus.

Basilea, 19. augusti 1545.

De Germanicis contionibus si quid certi a typographis tuis habeas, significa. 14

Tuus Gastius

ex animo.

[Adresse auf der Rückseite:] Docto et pio d. Heinrycho Bullingero, fratri in domino charissimo. Zurich.