Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2204]

Der Rat von Augsburg an
Bullinger
[Augsburg],
30. Juli 1545

Autograph a von Georg Frölich: Zürich StA, E II 345, 307 (Siegelspur) Ungedruckt

Von Georg Frölich hat der Rat von Augsburg vernommen, wie Bullinger [den Augsburgern] bei ihrer Suche nach einem Theologen den frommen und gelehrten Matthias Erb (zurzeit im Dienst des Grafen Georg von Württemberg) empfohlen hat. Da der Rat aber befürchtet, dass diese Berufung den Grafen verstimmen könnte, soll Bullinger Erb dazu bewegen, zunächst seinen Rücktritt beim Grafen einzureichen, um sich daraufhin nach Zürich oder in die Nähe von Augsburg zu begeben. Erst dann würde der Rat Erb nach Augsburg bestellen und sich vergewissern, dass er sich mit diesem gut verträgt, was zu erwarten ist. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, würde Erb zu seiner Zufriedenheit behandelt werden; dies allein schon mit Rücksicht auf den von Bullinger erwiesenen Dienst.

Dem christenlichen unnd hochgelerten herrn Hainrichen Bullinger, vorgeern der kirchen zu Zürch, unnserm lieben herrn unnd freünndt, empieten wir, die ratgeben der statt Augspurg, unnser freünndtlich, willig diennst mit fleiß zuvor.

f Teilweise auf das nicht mehr vorhandene Verschlussband geschrieben. Die Lücken wurden in Anlehnung an die in unten Nr. 2216 von Frölich verwendete Adresse geschlossen.
Krieg 216v. Chr. die Römer bei Cannae; s. DNP 11964.
40 Gessners Besuch in Augsburg.
41 Die Musen.
42 Gemeint sind wohl Latein, Griechisch und Hebräisch.
43 Der möglicherweise von Gessner und Froschauer überbrachte Brief traf am 5. August in Zürich ein; s. unten Nr. 2209, 171.
a Auf Pergament.
1 Bullinger erhielt den Brief am 6. August und schickte Matthias Erb umgehend eine Abschrift davon; s. unten Nr. 2209, 16f und Beilage 1.
2 Antistes.


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Lieber herr unnd freünndt, unns hat der wolgelert, unnser lieber stattschreiber Georg Froelich munndtlich angebracht, wie jr une 3 auff sein schrifftlich ersuchen von ainem theologo b, herr Mathias Erb genant, anzaigung gethon, der frumb unnd gelert unnd diser zeit bey unnserm gnedigen herrn graff Georgen von Würtemberg sey, 4 unnd sich zu unnserm kirchendiennst begeben möcht. Unnd ist nit on, 5 das wir gern mit ainem fridliebenden gesunndter lere theologen fürsehen wem; hetten auch an cur zeugkhnüs, die jr gedachtem herrn Erbio gebt, überflüssig genug. Dhweil er aber bey gedachtem unnserm gnedigen herrn von Würtemberg villeicht one ungnad inn unnser statt nitt wol ze brinngen, so ist unnser freünndtlich bitt, ir wöllend vleis ankeren 6 , die sach dahin zu befurdern, das ernannter herr Erb seinen abschid gedachts orts freünndtlich nemme, sich geen Zürch oder etwan c7 nechner gegen Augspurg niderlasse. 8 So wöllen wir me beruffen, auff die prob hören unnd mit une hanndlen guter zuversicht, wir wollen unns auff cur unnserm stattschreiber 9 gethon antzaigen mit une kirchendiennsts halb vergleichen. Solt es aber ye von gott nit sein, wollen wir me dannoch dermassen abferttigen 10, das er verhoffennlich 11 soll zufriden sein, unnd sollichs umb euch, unnserm lieben freünndt im herrn, freünndtlich verdienen 12 .

Datum donnerstag, 30. july anno etc. 1545ten.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem christenlichen unnd hochgelerten herrn Hainrichen Bullinger, vorgeern der kirchen zu Zürch, unnserm lieben herrn unnd freünndt. 13

b In der Vorlage thologo.
c etwan über der Zeile nachgetragen.
3 In einem nicht erhaltenen Brief Bullingers, der auf Frölichs Anfrage vom 21. Mai Bezug nahm und den Frölich am 20. Juni beantwortete; s. oben Nr. 2164, 23-42; 2185, 37-50.
4 Siehe dazu oben Nr. 2203, Anm. 14.
5 Unnd ist nit on: und es hat seinen Grund.
6 verwenden.
7 irgendwo.
8 Am 19. Juli hatte Bullinger Erb erneut zu einer Entscheidung hinsichtlich der Berufung nach Augsburg gedrängt; s. oben Nr. 2199, 10-12.
9 Frölich.
10 behandeln.
11 voraussichtlich.
12 zu entgelten.
13 Der Brief traf am 6. August 1545 in Zürich ein; s. unten Nr. 2209, 16f.