Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2186]

Hans Welser an
Bullinger
Augsburg,
20. Juni 1545

Autograph: Zürich StA, E II 346, 155 (Siegelspur) Ungedruckt

Welser dankt für Bullingers Schreiben [nicht erhalten]. Eine deutsche und lateinische Widerlegung der [Löwener]Artikel durch Bullinger wird der Kirche Christi bestimmt dienlich sein und allen offenbaren, wie der Antichrist dem Satan zuarbeitet. [Karl V] will in Worms das Konzil zu Trient als rechtmäßiges Konzil anerkennen, obwohl die [Päpstlichen]dabei zugleich Richter und Partei wären. Die Universität zu Löwen hat dazu schon Stellung genommen. Dagegen halten sich die [evangelischen] Stände tapfer, so dass es auf Dauer zu Unheil und Krieg kommen könnte. Gott möge dies verhüten und Bullinger und die Seinen beschützen.

[M]in a frayntlych, crystlyche dyenst und alle gutwillykayt sayenn [ü]wch, lieber her Bulynger, zu vor ann.

Ich hab ewer schryben 1 myt danksagon enpfangen, unnd zweyflet myr nyt, ir wert der kyrchen Jesu Crysti zu trost auf die ausgängen artykell 2 wyderum denn gegensattz aus gotlycher schryft teytsch und lateinysch stellenn, auf das jederman seche, wie der anticryst TM seyn reych wyder die warheyt Jesu Crysti welle myt gewalt in diser welt erhalten und alßo dem satan seyn reych meren und beschytzenn. Der almechtig got welle seyn

k Von anderer Hand?
l Adresse teilweise über das nicht mehr erhaltene Siegelband geschrieben. Ergänzungsvorschläge in Anlehnung an oben Nr. 2164 (Adresse), unten Nr. 2204 (Adresse) und 2209 (Anhang).
24 Antistes.
a Hier und unten linker Rand beschädigt.
b r in anticryst über der Zeile nachgetragen.
1 Nicht erhalten.
2 Gemeint sind die 32 Artikel der Löwener
Theologen, die Welser über Ambrosius Blarer an Bullinger geschickt hatte; s. oben Nr. 2153, 1-15; Nr. 2156, 30-38. Am 14. Mai 1545 bat Bullinger Blarer, seinen Dank an Welser zu übermitteln; s. oben Nr. 2158,4-7.
3 Falls es zu einer Zürcher Veröffentlichung dieser Artikel kam, ist diese nicht bekannt. Die mit einem antipäpstlichen Vorwort versehenen Ausgaben (s. oben Nr. 2153, Anm. 6) wurden in Nürnberg und Erfurt gedruckt und kommen hier nicht in Frage.
4 Der Papst.


Briefe_Vol_15_376arpa

genat verleychen, das dise anschleg zu gront gangenn, seyn felkle 5 erhalten, der hauf teglych gemert wert 6 .

Jr majestät 7 wil zu Wurms 8 das bebstlych concilio zu Trent, do 3 kardynel 9 , 24 byschof semit, vyr das recht concilio haben, so sy doch 10 rychter und partey 11 semit. Die hoch schul zu Loven, was jr beschlus seyn wyrt, schonn an tag bracht hat. 12

Dar gegen setzen sych die crystlychen stent tapfer. Zu sorgen, mecht in die har 13 noch unlust 14 unnd krieg gebenn. Der almechtyg weiß vyrkommen 15 , ewch und ewer gantz hausgesynt in seyn genaden vor layt und ibell bewarenn, unß alle im glaben an seynen son Jesu Crystum byß am ent c erhalten, zum ent das ewyg leben verleychenn. Amen.

Datum 20. junio, in Augspurg, 1545.

Ewer williger Hanns Weisen.

[Adresse auf der Rückseite:]Dem wyrdygen, hochgelerten herenn Heynrych Bulynger, forster 16 im [w]ort d Jesu Crysti zü Zyrch e , [m]ynen gelyebten heren und fraynt. Zyrch.

e In der Vorlage ist ent wiederholt.
d Adresse hier und unten teilweise über das nicht mehr erhaltene Siegelbandgeschrieben.
e Vor Zyrch gestrichenes Kost[anz].
5 kleines Volk.
6 der hauf teglych gemert wert: dessen Zahl täglich größer werde. 7 Karl V.
8 Der Reichstag zu Worms.
9 Die Kardinäle Giovanni Maria Ciocchi del Monte (der spätere Papst Iulius III.), Marcello Cervini und Reginald Pole; s. oben Nr. 2153, Anm. 40; 2163.
10 so sy doch: obwohl sie.
11 Vgl. TPMA IX 302, Nr. 185.
12 Nämlich durch ihre in den 32 Artikeln geäußerte theologische Stellungnahme, wo u.a. im 25. Artikel folgendes steht: "Mit gewiesem glauben ist zß halten, nit allain was in den Schriften außdrücklich gesetzt ist, sonder was wir durch satzung der gemaynen Kirchen zu glauben angnommen
haben, auch was durch den Still Petri oder die gemeyne recht versambiete concilia von glaubens unnd der sitten sachen beschlossen ist"; und zum Schluss: "Darumb wölchs aynig unsers ampts ist, gebieten wir allen der hayligen Schrifft gelerten erstlich, das sie nyendert [=keineswegs] ychtzig [=irgend etwas]predigen oder leren, das diser lere [die der 32 Artikel] widerwertig sey; darnach, das sie die selben, wo es statt oder gelegenhait erfordert, trewlich verthedigen und außlegen, zu bewarung des allten allgemainen glaubens s. Articul die allgemaynen Religion unnd unsern hayligen Glauben betreffende von der Hayligen Schrifft lerern der hohen Schöl zß Löwen außgangen ..., si. 1545 (VD 16 L 2326), f. Bi, v., Bij, v.
13 mecht in die har: es könnte auf Dauer.
14 Unheil.
15 weiß vyrkomen: wolle dem zuvorkommen.
16 Vorsteher.