Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2124]

Bullinger an
Ambrosius Blarer
Zürich,
29. März 1545

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 27 (Siegelabdruck) Teildruck: Jakob Ruf. Leben, Werk und Studien, hg. v. Hildegard Elisabeth Keller, Zürich 2008, Bd. 1, S. 120; Bd. 3, S. 235; Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 355, Nr. 1175

Bullinger hat seinem letzten Brief [Nr. 2123] nichts hinzuzufügen, wollte es aber nicht versäumen, mit dem Boten [John Butler] einen Gruß zu schicken. Der Zürcher Drucker Augustin [Mellis, gen.]Fries druckt zwar die Schrift [,,Das lyden unsers Herren Jesu Christi das man nempt den] Passion" von [Jakob Ruf], aber nicht [Johannes] Zwicks [,,Christenlicher gantz trostlicher underricht ... mit amer gar schonen außlegung ... der siben] letsten wort Christi", von der er nichts weiß. Blarer soll dies Konrad Zwick, der danach gefragt hatte, mitteilen. Gruß an diesen. Bullinger empfiehlt John Butler, der sich in Zürich vortrefflich verhielt.

S[alutem] d[ico]. Pridie scripsi 1 , honorande et charissime mi Blaurere, ut iam nihil habeam; quia tamen certus hic ad manum erat nuntius 2 , non potui non te salutare. Vale.

Augustin Frieß, der trucker Zürych, 3 truckt ein gantzen passion, in rymen gestellt 4 von unserm steinschnyder 5 , und hatt Zviccij selig 6 buch Von letsten

1 Bullingers Brief vom 27. März oben Nr. 2123.
2 Der unten Z. 10 erwähnte John Butler.
3 Augustin Mellis, gen. Fries oder Frisius nach seinem westfriesischen Geburtsort Franeker bei Leeuwarden, war Anfang der 1530er Jahre als Druckergeselle zu Christoph Froschauer nach Zürich gekommen. Heirat vor 1536 mit der Zürcherin Elsa Zimmermann, möglicherweise eine Verwandte von Froschauers Gattin; 1538 Zürcher Bürgerrecht, Zünfter zur Safran. 1540 war er schon selbstständiger Drucker und Verleger. Während seiner nachweislichen Wirkungszeit in Zürich von 1540 bis 1549 produzierte er deutsche, lateinische und englische Werke theologischer und dramatischer Natur sowie viele kleinere Schriften, Pamphlete und Einblattdrucke, von denen ein Großteil nicht mehr erhalten ist. Ende 1545 druckte er zwei Schriften, die dem Rat unangenehm auffielen und
eine Verschärfung der Zensur zur Folge hatten; damit begann Mellis' allmählicher Abstieg. 1551 lässt er sich als Drucker in Straßburg nachweisen, seine Familie hatte er in Zürich zurückgelassen; 1552 sprach der Rat die Scheidung von seiner untreuen Ehefrau aus. 1553 scheint er versucht zu haben, eine Druckerei in Neuchatel/Neuenburg zu gründen (Amerbach Korr. IX 100f). 1561 begab er sich nach Ljubljana, um sich dem Reformator Primos Trubar als Drucker für slawische Werke zu empfehlen. Messis' Anstellung kam jedoch nicht zustande; nach seiner Abreise 1562 verliert sich seine Spur. —Lit.: Reske 890. 1041; BZD 393-406; ZED passim; Paul Leeman-Van Elck, Zürcher Drucker um die Mitte des 16. Jahrhunderts, in: Bibliothek des Schweizer Bibliophilen 2/10, 1937, 9-34.
4 verfasst. — Jakob Ruf Das lyden unsers Herren Jesu Christi das man nempt den


Briefe_Vol_15_228arpa

worten Christi nitt truckt 7 . Wils nitt trucken; sagt, er habs nie gsähen und wüsse nut drumb. Solchs sagend üwerm vettern, minem lieben h. Conradt Zwicken, welcher mir ettwas befolhen nach ze vragen. Grussend mir inn früntlich.

D. Ioannem Buttlerum hunc commendo tibi; cum apud nos ageret, egregie se gessit et probe.

Tiguri, 29. martii anno 1545.

H. Bullinger tuus.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Ambrosio Blaurero, honorando et percharo suo fratri. a Constantz.