[1851]
Veit Kappeler d.J. an
Bullinger
Chur,
19. Februar [1544]
Autograph: Zürich ZB, Ms F 62, 486f (Siegelspur)
Klagt über die Verhältnisse in Graubünden und ruft Bullinger um Hilfe und Fürbitte an; empfiehlt den Briefüberbringer [Johannes Blasius], der Chur verlassen will, da er wegen des von ihm verfassten Dialogs 3 die Feindschaft [des Churer Bischofs Lucius Iter] auf sich gezogen hat.
[Gedruckt: Graubünden, Korr. I 61-63, Nr. 48.]
1 Veit Kappeler d.J. (Vitus Sacellius), ein
Sohn von Veit Kappeler d. A. (in HBBW
III 81, Anm. 16, irrtümlich: Georg Veit
K.), studierte 1537 bis 1543 in Tübingen,
wo er als begabt, aber unstetig galt. 1543
richtete er aus dem Haus Froschauers in
Zürich einen Bittbrief an Johannes Stumpf
(s. Zürich ZB, Ms S 313, 11v.-12r.). In
Chur, wo er kurz darauf die Leitung der
Schule des Gotteshausbundes übernahm,
wurde er wegen Nachlässigkeit und unordentlichem
Verhalten schon auf Pfingsten
1544 wieder entlassen. 1550 schrieb er
zwei Briefe aus Straßburg an Rudolf
Gwalther (Zürich ZB, Ms F 37, 195-197
bzw. Ms F 40, 462f; für den Hinweis danken
wir dem Gwalther-Forscher Kurt Jakob
Rüetschi, Luzern). Im selben Jahr
scheiterte seine Anstellung in Bern an
Nachrichten über sein Fehlverhalten in
Chur und in Dießenhofen, wo schon sein
Vater Pfarrer gewesen war (s. Johannes
Haller an Rudolf Gwalther, 29. November
1550, Zürich ZB, Ms F 39, 220). 1556 intervenierte
das württembergische Konsistorium
gegen seine geplante Heirat an einem
katholischen Ort. - Lit.: Sigel, X/2
633f; Tübingen, Matrikel I 288, Nr.
109/31; Graubünden, Korr. I XLIIf (hier
Sacellus genannt; der ihm zugeschriebene
Brief an Bullinger vom 27. August 1549
stammt von seinem Vater).2 Da Kappeler nur kurze Zeit als Lehrer in
Chur wirkte, steht das Jahr zweifelsfrei
fest.